• 28.01.2010 16:11

  • von Dieter Rencken

Massa: "Wir sind hier, um gute Arbeit zu leisten"

Ferrari-Pilot Felipe Massa in seiner Medienrunde über die neuen Regeln, den F10, Teamkollege Fernando Alonso und Rückkehrer Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Neustart bei Ferrari: Das italienische Traditionsteam vertraut 2010 auf die Dienste von Fernando Alonso und Felipe Massa - und somit auf zwei "neue" Fahrer, wie Teamchef Stefano Domenicali am Rande der Präsentation in Maranello zu Protokoll gab. Alonso stößt tatsächlich neu zum Team, Massa kehrt hingegen aus seiner Verletzungspause zurück. In seiner Medienrunde spricht der brasilianische Rennfahrer über sein bevorstehendes Comeback und die Herausforderungen der neuen Saison.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa und sein neues Baby: In Maranello wurde der neue F10 enthüllt

Frage: "Felipe, wie wird sich die neue Saison in Bezug auf die neuen Regeln gestalten? Warst erwartest du vom neuen Rennjahr?"
Felipe Massa: "Im Vergleich zum vergangenen Jahr wird es einige wichtige Veränderungen geben. Das betrifft zum einen das Benzin, zum anderen aber auch einige Details wie zum Beispiel das Punktesystem. Dieses Schema wurde noch niemals derart modifiziert. Offenbar soll es nun aber größere Veränderungen geben und einen größeren Abstand bei den Punktbesten."#w1#

"Wir müssen diesen Neuerungen mit Vorsicht begegnen. Auch in Bezug auf die Reifen, denn möglicherweise müssen die zehn besten Piloten aus der Qualifikation mit gebrauchten Pneus ins Rennen gehen. Das ist alles sehr wichtig und wir müssen bei den Tests und den ersten Rennen vieles lernen. Aber die Regeln sind ja für alle gleich. Wir müssen halt umsichtig sein."

"Es gilt, rasch die richtige Strategie herauszufinden. Die Autos werden nun deutlich mehr Sprit an Bord haben, was natürlich auch Auswirkungen auf das Fahrverhalten sowie auf die Rennstrategie hat. Wir wissen nicht, in welcher Runde die Leute an die Box kommen werden, um ihre Reifen zu wechseln."

"Da werden wir wohl viele unterschiedliche Strategien sehen. Manche werden schon früh hereinkommen, andere später. In Bezug auf die Rennstrategie stehen uns also große Veränderungen ins Haus. Wir möchten versuchen, diese Thematik möglichst schnell zu verstehen."

Massas neues Baby - der F10

Frage: "Dir wird die Ehre zuteil, die Jungfernfahrt mit dem neuen F10 zu absolvieren. Vor kurzem hattest du aber schon einen ganz anderen wichtigen Start: die Taufe deines Sohnes..."
Massa: "Ja. Mein Sohn Felipinho wurde im November geboren und das waren eine unglaubliche Erfahrung sowie ein unbeschreibliches Gefühl für mich. Diejenigen, die selbst Kinder haben, wissen, wovon ich spreche."

"Bei uns muss die Lernphase rasch abgeschlossen sein, denn wir wollen schließlich auf ein gutes Niveau gelangen." Felipe Massa

"Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn. Heute dreht es sich allerdings um ein anderes Kind, denn wir haben ja nun den F10. Damit verhält es sich genau gleich. Wir müssen das Auto erziehen und beim Wachsen unterstützen. Das geht aber viel schneller als bei einem Kind. Bei uns muss die Lernphase rasch abgeschlossen sein, denn wir wollen schließlich auf ein gutes Niveau gelangen."

"Daran arbeiten wir nun schon seit vielen Monaten. Von Anfang an wollten wir damit gute Ergebnisse erzielen. Sobald wir aber erst auf der Rennstrecke unterwegs sind, werden wir auch Evolutionen an den Start bringen. In Bezug auf die Aerodynamik und das Chassis haben wir einige interessante Features."

"Das kann im Rennen den Unterschied ausmachen. 2009 haben wir sehr vieles gelernt. Es war nicht das Jahr, das wir alle erwartet hatten. Aus diesem Grund hoffen wir darauf, dieses Mal eine überaus konkurrenzfähige Saison zu haben. Hoffentlich können wir unsere Ziele erreichen."

Hohe Erwartungen an das Ferrari-Team

Frage: "Die Erwartungen sind sehr groß - vor allem an deinen Teamkollegen. Motiviert dich das oder beschäftigt es dich, weil du schon Großartiges mit Ferrari erreicht hast? Zweite Frage: Wie siehst du das Comeback von Michael Schumacher?"
Massa: "Ich bin nun schon so viele Jahre bei Ferrari."

"Als ich hier angefangen habe, fuhr ich erst neben Michael, dann neben Kimi. Jetzt ist es eben Fernando. Die Erwartungen an meinen Teamkollegen sind wichtig, aber es gibt auch Erwartungen in Bezug auf Ergebnisse und das Abschneiden in der Meisterschaft."

"Am meisten erwarte ich, dass wir ein gutes Auto und ein gutes Teamwork haben." Felipe Massa

"Das ist vollkommen normal und damit müssen wir klarkommen. Wir haben in vielerlei Hinsicht Erwartungen an die neue Saison und bei Ferrari sind diese Erwartungen eben besonders hoch. Am meisten erwarte ich, dass wir ein gutes Auto und ein gutes Teamwork haben."


Fotos: Präsentation des Ferrari F10


"Michael ist einer meiner Freunde. Ich habe viel von ihm gelernt. Wir sind zusammen für dieses Team gefahren und ich habe eine sehr gute Beziehung zu ihm. Wenn wir uns aber auf der Strecke begegnen, dann will ich vor ihm liegen und ihn schlagen, ganz klar. Wir werden dennoch eine gute Beziehung haben und darüber freue ich mich."

Massa wächst am Teamduell

Frage: "In den vergangenen Jahren hattest du stets überaus starke Teamkollegen. Da kommt es unweigerlich zu Situationen, in denen das Interesse des Teams nicht mit dem der Piloten übereinstimmt. Wie gehst du damit um?"
Massa: "Ich hatte in meiner Karriere zweifelsohne viele starke Stallgefährten. Seit meinem Formel-1-Debüt traf ich auf Heidfeld, Fisichella, Villeneuve, Michael und Kimi. Und auch jetzt habe ich in Fernando erneut einen überaus starken Teamkollegen."

"Mit meinen Stallgefährten pflege ich stets ein gutes Teamwork an den Tag zu legen." Felipe Massa

"Ich war stets erfolgreich. Mit meinen Stallgefährten pflege ich stets ein gutes Teamwork an den Tag zu legen. Von einem starken Teamkollegen kannst du schließlich einiges lernen. Gleichwohl denke ich, dass ich in den vergangenen Jahren gezeigt habe, dass ich kämpfen und siegen kann - unabhängig davon, wer mein Stallgefährte ist und für welches Team ich fahre. Das ist das Wichtigste."

"Als ich an der Seite von Michael unterwegs war, war meine Situation etwas anders. Ich war noch jünger und Michael ging in sein letztes Jahr bei Ferrari. Ich musste vieles lernen. Bei jedem Rennen hatte ich die Gelegenheit zu wachsen. Das ist uns gelungen. Das habe ich aber auch schon in anderen Meisterschaften und bei anderen Teamkollegen unter Beweis gestellt."

"Aus diesem Grund erwarte ich eine weitere starke Saison. Fernando und ich sind zwei starke Piloten und sollten daher dazu in der Lage sein, um den Sieg zu kämpfen. Das ist wichtig. Ich bin sehr zuversichtlich, dass mir das auch erfolgreich gelingen wird."

Frühe Entwicklung als Vorteil für Ferrari?

Frage: "Ferrari hat die Entwicklung im vergangenen Jahr schon frühzeitig auf den F10 konzentriert. Welche Eigenschaften erwartest du vom neuen Auto und welche Eigenschaften würdest du lieber nicht erleben wollen? Wie lautet dein Eindruck?"
Massa: "Das vergangene Jahr war zweifelsohne überaus schwierig - und das in vielerlei Hinsicht. Unser Fahrzeug war nicht konkurrenzfähig und die Saison begann sehr seltsam."

"Die technischen Regularien waren neu und das hat gewissen Teams neue Möglichkeiten verschafft. 2009 sind so viele Dinge geschehen. Ganz offensichtlich haben einige Rennställe richtig gut gearbeitet. Andererseits gab es da viele Vorkommnisse, welche die Arbeit am Auto beeinflusst haben."

"Wir haben nun schon einige Monate investiert, denn jedes Detail kann sich lohnen." Felipe Massa

"Wir mussten uns daher sehr bald umorientieren und unsere Aufmerksamkeit auf das Fahrzeug für 2010 lenken. Das war sehr wichtig. Wir wollten bei diesem Auto also nicht eine gewisse Sache eingebaut wissen, sondern gleich viele Dinge. Dabei ging es sowohl um die Aerodynamik als auch um den Motor. Das ist alles überaus bedeutsam."

"Wir haben nun schon einige Monate investiert, denn jedes Detail kann sich lohnen. Dem galt unsere Hauptaufmerksamkeit. Wenn man sich die Wetterbedingungen ansieht, dann wird auch schnell klar, weshalb wir am Donnerstag noch nicht gefahren sind. Wir sind hier, um gute Arbeit zu leisten - aber eben nicht im Schnee."

Schumacher ist ein Vorbild für Massa

Frage: "Du sagst, du hast viel von Schumacher gelernt. Hat Schumacher jemals versucht, dir das Konzept der Loyalität nahezubringen, was ein enges Verhältnis zum Team sowie ein Versprechen beinhaltet, wenn es keinen schriftlichen Vertrag gibt?"
Massa: "Loyalität kenne ich natürlich in erster Linie aus meiner Familie."

"Michael ist ein Beispiel, er ist ein Referenzpunkt für sämtliche Rennfahrer." Felipe Massa

"Das ist ein sehr wichtiges Thema für mich. Das hatte ich schon immer und ich war stets loyal. Michael ist ein Beispiel dafür, er ist ein Referenzpunkt für sämtliche Rennfahrer. Wir dürfen nicht vergessen, was er für Ferrari und für den Sport getan hat. Er ist ein leuchtendes Beispiel."

Frage: "...auch noch, nachdem er Ferrari verlassen hat?"
Massa: "Wir sind eigentlich nicht hier, um etwas zu diskutieren, das man nicht zu diskutieren braucht. Ferrari hatte schon in den vergangenen drei Jahren andere Fahrer und nicht Michael."

"Vielleicht hatte er zuhause nicht allzu viel zu tun und wollte nun einfach zurückkommen. Zu Ferrari konnte er nicht zurückkehren, weil es dort bereits bestehende Verträge gab. Ich möchte also nicht über ihn sprechen. Er hat seine Entscheidung getroffen. Wir müssen einfach stets unser Bestes geben."

Die Sicherheit liegt Massa am Herzen

Frage: "Dein Unfall am Hungaroring rückte das Thema Sicherheit wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit. Nun habt ihr deutlich mehr Sprit an Bord. Habt ihr Fahrer aus diesem Grund für Anpassungen bei den Rennstrecken plädiert?"
Massa: "Natürlich gibt es da gewisse Punkte, über die man sich unterhalten kann. Manche Dinge sind allerdings nicht ganz so einfach."

"Es ist unerlässlich, die Sicherheit in allen Bereichen weiter voranzutreiben" Felipe Massa

"Ich hatte einen seltsamen Unfall und man kann sich kaum vorstellen, dass etwas Ähnliches passiert. Sicherheit ist natürlich sehr wichtig. Wir müssen Tag für Tag daran arbeiten. In Bezug auf die Rennstrecken hat sich seit der Zeit von Senna und anderen doch einiges getan. Vieles wurde verändert. Dennoch ist es unerlässlich, die Sicherheit in allen Bereichen weiter voranzutreiben."

Frage: "Fernando hat den Antrag gestellt, das Lenkrad etwas übersichtlicher zu gestalten. Siehst du das ähnlich? Zweite Frage: Wann wird dein medizinischer Check durch die FIA erfolgen?"
Massa: "Sein Anliegen ist mir natürlich bekannt. Von Jahr zu Jahr nehmen wir logischerweise einige Modifikationen vor, um diese Dinge einfacher zu machen. Wenn du von einem anderen Team kommst, ist es vollkommen normal, dass du an andere Knöpfe und andere Positionen gewöhnt bist. Dann kannst du natürlich ein paar Änderungen anregen."

"Ich habe mich allerdings an diese Art von Lenkrad gewöhnt und habe selbst kein ähnliches Anliegen. Zur zweiten Frage: Mit der FIA wird es sicherlich keine größere Aktion geben, denn ich bin zu einhundert Prozent bereit. Das ist das Wichtigste. Ich brenne einfach darauf, schnellstmöglich in den Testbetrieb zu starten und ein schnelles Auto vorzufinden."

Frage: "Wir alle erinnern uns an deinen schweren Unfall in Ungarn. Träumst du manchmal noch davon oder machst du dir Gedanken darüber?"
Massa "Ich wollte einfach nur zurückkommen und wieder ins Auto steigen. Das ist alles. Das habe ich am meisten vermisst. Ich habe die Rennen am TV verfolgt und habe sie einfach nur vermisst. Alpträume hatte ich deswegen aber nicht. Es hat sich nichts verändert und darüber bin ich froh. Ich bin noch immer bereit, ins Lenkrad zu greifen."