"Langsamer als die Formel 2": Da wollte Piastri seine Chance nutzen

Oscar Piastri hatte in Monaco laut eigener Aussage nur eine Möglichkeit, Charles Leclerc ernsthaft zu attackieren - Letztendlich blieb es allerdings bei einem Versuch

(Motorsport-Total.com) - Hatte Oscar Piastri eine ernsthaft Chance, den Großen Preis von Monaco 2024 zu gewinnen? Laut eigener Aussage hatte der Australier in den 78 Rennrunden exakt eine Möglichkeit, einen (letztendlich erfolglosen) Angriff auf Rennsieger Charles Leclerc zu starten.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc und Oscar Piastri beim Formel-1-Rennen in Monaco 2024

Oscar Piastri wollte Charles Leclerc in einer Situation überrumpeln ... Zoom

"Ich hatte einen Versuch, etwa nach zehn oder 15 Runden, in Kurve 8", berichtet er und erklärt: "Wir waren ziemlich langsam unterwegs. Ich glaube, an einem Punkt waren wir langsamer als die Formel 2. Wenn man so langsam fährt, hat man ein paar Möglichkeiten."

"Also schaffte ich es, in Kurve 7 in einer Runde sehr nah heranzukommen", so Piastri. Tatsächlich spielte sich das angesprochene Manöver in Runde 19 ab. In der Onboard des McLaren ist zu sehen, dass Piastri versucht, sich innen in Kurve 8 neben den Ferrari zu setzen.

"Aber er reagierte gerade schnell genug, sodass ich wusste, dass meine Möglichkeiten danach sehr begrenzt sein würden", erklärt Piastri, dem klar war, dass es seine einzige Chance sein würde, weil Leclerc anschließend gewarnt wäre, "sobald ich meine Hand gezeigt hatte."

Wie Leclerc auf Piastris Versuch reagierte

"Ja, ich habe es gesehen. Es war optimistisch", sagt der Monegasse selbst über Piastris Manöver, bei dem es allerdings übertrieben wäre, von einem echten Überholversuch zu sprechen. Denn er schaffte es in der Situation nicht einmal, seine Nase neben den Ferrari zu bringen.

Trotzdem war die Aktion, wie von Piastri befürchtet, ein Warnschuss für Leclerc, der bestätigt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt "wie verrückt" gemanagt habe. Er sei in dieser Phase des Rennens "drei oder dreieinhalb Sekunden" langsamer gefahren.


Bummelzug durch Monaco

Danach habe er gewusst, "dass ich einfach ein bisschen mehr pushen musste. Was ich nicht wusste, war, wie sehr Oscar in diesem Moment des Rennens bereit war, zu pushen, da er wusste, dass noch 70 Runden zu fahren waren", erklärt der spätere Sieger.

In dem angesprochenen Streckenabschnitt sei er danach aber etwas schneller gefahren, "um dort einfach nicht zu sehr unter Druck zu sein." Piastris bekam danach keine weitere Chance mehr, und Leclerc hatte laut eigener Aussage "das Gefühl, dass wir alles unter Kontrolle haben."

Warum die rote Flagge Glück für Piastri war

Das Bummeltempo des Monegassen an der Spitze kam Piastri dabei sogar entgegen, denn direkt nach dem Start wurde sein Auto bei einer Berührung mit Carlos Sainz in Kurve 1 beschädigt. Es sei zwar nur eine "sehr, sehr kleine Berührung" gewesen, berichtet er.

Doch faktisch wurde sein McLaren dabei am Seitenkasten und dem Unterboden beschädigt. Im Gegensatz zu Sainz, der zwar einen Reifenschaden erlitt, die Berührung aber zunächst gar nicht bemerkte, habe er "den Kontakt in Kurve 1 auf jeden Fall gespürt", so Piastri.

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McLaren Fanartikel

Zu seinem Glück wurde das Rennen kurz danach mit der roten Flagge unterbrochen, denn: "Das Team sagte mir, wie viel Abtrieb ich verlor, bevor wir versuchten, das Problem zu beheben. Und es war eine ziemlich große Zahl", verrät der McLaren-Pilot.

Teamchef Andrea Stella präzisiert, dass Piastri zunächst 20 Punkte beim Abtrieb fehlten, "was hier in Monaco ungefähr eine halbe Sekunde ist." Unter anderem sei der Flügel am Unterboden kaputt gewesen, und während der Rotphase habe man das Auto dann zumindest teilweise reparieren können.

Schaden am Auto "letztendlich nicht ausschlaggebend"

"Wir haben auch den Seitenkasten gewechselt, der kaputt war. Insgesamt betrug das Defizit [danach] also etwa zehn Punkte für das gesamte Rennen. Das sind ein paar Zehntel, vielleicht zweieinhalb Zehntel", so der Teamchef.

Bei einem normalen Rennen wäre das ein größeres Handicap gewesen, doch Piastri erklärt: "[Monaco] ist wahrscheinlich die einzige Strecke, bei der es nicht so sehr schmerzt, einen Schaden zu haben." Denn weil an der Spitze so gebummelt wurde, fiel der Schaden kaum ins Gewicht.


Fotostrecke: Die letzten 20 Formel-1-Rennen mit einer roten Flagge

Trotzdem weiß auch Piastri: "Mit diesen Autos, vor allem mit dem Unterboden, der so empfindlich auf den Abtrieb reagiert, den er erzeugt, kann das sehr leicht das Rennen ruinieren." Und auch Stella gesteht, dass er "etwas nervös" gewesen sei, auch im Hinblick auf das Reifenmanagement.

Denn nach der frühen roten Flagge fuhren alle Piloten an der Spitze die restlichen 77 Rennrunden auf nur einem Reifensatz zu Ende. "Aber Oscar hat es geschafft, und letztendlich war der Schaden nicht ausschlaggebend für das Endergebnis", betont Stella.

Auch Piastri selbst betont, dass es sich "okay" angefühlt habe und er erst gegen Rennende kleinere Probleme bekommen habe. Auch wenn es nicht zum ersten Grand-Prix-Sieg reichte, sei er daher insgesamt mit Platz zwei in Monaco "ziemlich zufrieden".