Karthikeyan: "Ich muss mich qualifizieren"

Narain Karthikeyan hat beim neuen HRT F112 eine verbesserte Traktion festgestellt - Finanziell ist die Saison laut Teamchef Luis Perez-Sala abgesichert

(Motorsport-Total.com) - HRT hat es also nach Melbourne geschafft und zwei fahrbereite Boliden am ersten Trainingstag aufbauen können. Pedro de la Rosa fuhr allerdings nur eine Installationsrunde, bei der ein Hydraulikdefekt entdeckt wurde. Teamkollege Narain Karthikeyan drehte insgesamt 19 Umläufe. Am Vormittag blieb der Inder allerdings schon nach drei Runden mit einem Defekt an der Benzinpumpe stehen. Im zweiten Training blieb gab es auch bei ihm einen Schaden an der Hydraulik.

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan

Für HRT könnte die 107-Prozent-Regel eine unüberwindbare Hürde darstellen

Der erste Schritt wurde also geschafft. Am Samstag wartet die nächste große Aufgabe für das spanische Team: Im Qualifying könnte die 107-Prozent-Regel eine große Hürde darstellen. "Das wird schwierig für uns werden", sagt Teamchef Luis Perez-Sala. "Ich denke derzeit nicht an den Speed des Autos. Wir versuchen jetzt alle Dinge so hinzubekommen, dass wir morgen im dritten Training viele Runden fahren können. Dann sehen wir, was im Qualifying passieren wird."

"Für uns ist Melbourne eine Möglichkeit, Informationen über das Auto zu sammeln. Dann sehen wir bei den nächsten Rennen weiter." Karthikeyan kann nicht einschätzen, ob er sich morgen für den Grand Prix qualifizieren wird. "Heute war es okay, wir sind viele Runden gefahren. Ich glaube nicht, dass es heute ein Problem gewesen wäre", schätzt der Inder, obwohl er in der kombinierten Zeitenliste außerhalb der 107-Prozent war.


Fotos: HRT, Großer Preis von Australien, Freitag


"Morgen müssen wir abwarten, wie es laufen wird. Heute Morgen hatten wir ein Problem mit der Benzinpumpe und am Nachmittag mit der Hydraulik. Deshalb blieb ich auf der Strecke stehen. Ich muss mich qualifizieren. Das wäre sehr wichtig. Alles hat sich geändert. Deshalb bin ich hier. Ich muss mich morgen qualifizieren. Sollte ich das nicht schaffen, wäre es sehr schade." Deshalb will der 35-Jährige im dritten Freien Training am Speed arbeiten. "Ich glaube, wir sollten uns auf die Performance über eine Runde konzentrieren."

Generell war dem HRT-Team die Erleichterung anzusehen, dass beide Autos zumindest kurz auf der Strecke waren. In den vergangene Wochen gab es genug Zweifel, ob die Mannschaft überhaupt in Australien aufkreuzen würde. "Für uns ist es schon ein Erfolg, überhaupt in Melbourne zu sein, weil es sehr hart war", so der Teamchef.

"Anfang Februar fielen wir durch den Crashtest. Fast bis Ende Februar arbeiteten wir daran, den Test zu bestehen. Als wir das geschafft hatten, absolvierten wir den Filmtag in Barcelona. Das hat uns ein wenig geholfen. Hier haben wir die ganze Nacht gearbeitet, um zumindest das zweite Auto fertig zu bekommen." Da de la Rosa nur einmal in langsamer Fahrt um den Kurs gefahren ist, kann lediglich Karthikeyan einige Aussagen treffen.

"Wir sind mehr Runden als im Vorjahr gefahren. Das ist positiv. Es ist für uns natürlich noch ein langer Weg. Das Wetter hat uns heute auch nicht geholfen. Morgen wird es trocken sein. Wir werden morgen wieder bei Null beginnen, weil es heute nass und feucht war. Dann sehen wir, wie es läuft." Stellt sich die Frage, wie gut der neue F112 wirklich ist? Aufgrund des Wetters und der technischen Probleme kann der Inder nicht viel dazu sagen, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Mechanischer Grip besser

"Ich kann nur etwas über die Traktion sagen. Der mechanische Grip hat sich definitiv verbessert", streicht Karthikeyan heraus. "Mehr kann ich leider nicht sagen. Ich würde nicht sagen, dass es eine massive Verbesserung zum Vorjahr ist, aber es ist sicher nicht schlechter. Wir müssen abwarten, wie es im Trockenen funktioniert."

Über den Winter hat sich die Teamstruktur deutlich geändert. Praktisch ist HRT wieder ein komplett neues Team, mit neuem Hauptquartier in Madrid und neuen Technikern sowie Mechanikern. "Es gab große Veränderungen. Wir haben jetzt mehr Erfahrung. Es ist schon beeindruckend, dass diese Leute das Auto in drei Monaten auf die Beine gestellt haben", findet Karthikeyan. "Jetzt müssen wir Performance herausholen. Es wartet viel Arbeit, aber wir starten das Windkanalprogramm und werden Updates erhalten."

"Carlos Nunes unser Teammanager hat über viele Jahre in anderen Serien gearbeitet. Mein Nummer-eins-Mechaniker (Angel Baena; Anm. d. Red.) hat im Vorjahr bei einem anderen Formel-1-Team gearbeitet. Wir haben sicher keine Formel-3-Mechaniker. Im Vorjahr hast du bei einem Rennwochenende nie die Namen der Leute gekannt. Pedro und ich müssen Geduld bewahren und damit arbeiten, was wir haben. Ich glaube, es ist gut, dass das neue Management hier ist."

Finanzierung abgesichert?

Da das Melbourne-Wochenende für HRT praktisch ein Test darstellt, beginnt die Saison erst beim zweiten Rennen in Sepang. "Wir hoffen es", meint Perez-Sala. "Für uns ist es das Wichtigste hier zu sein und versuchen soviel wie möglich zu lernen. Natürlich ist das Team etwas müde. Alle haben im vergangenen Monat hart gearbeitet. Ich würde ihnen gerne eine Pause verschaffen. Wir werden sehen, ob es sich nach Schanghai ausgeht, oder zwischen Malaysia und Schanghai."

HRT beschäftigt derzeit 75 Mitarbeiter und verfügt über ein Budget von geschätzten 25 Millionen Euro. Auf dem Wagen sind sehr viele weiße Flächen zu sehen. Stellt sich die Frage, ob das Geld für die gesamte Saison reicht, denn schließlich stehen insgesamt 20 Rennen auf dem Programm. "Ich bin zuversichtlich, dass wir es bis Saisonende schaffen", so der Teamchef. "Ich bin bezüglich des Geldes zuversichtlich. Es ist gesichert."