Horner schlägt Alarm: Darum braucht die Formel 1 2026 weniger Elektro-Power

2026 wirft seine Schatten voraus: Warum Red-Bull-Teamchef Christian Horner sich mit Nachdruck für eine Änderung der Energienutzung bei den Antrieben ausspricht

(Motorsport-Total.com) - Politisches Taktieren oder ernsthafte Sorge? Red-Bull-Teamchef Christian Horner malt den Teufel mit Blick auf das neue Motorenreglement am Freitag in Miami jedenfalls schon mal recht deutlich an die Wand - denn der Brite äußert Bedenken, "dass wir nächstes Jahr während eines Grand Prix extrem viel 'Lift and Coast' zu sehen bekommen werden. Und das wird die Fahrer in den Wahnsinn treiben."

Titel-Bild zur News: Christian Horner, Toto Wolff

Toto Wolff und Christian Horner haben endlich wieder einen Grund zum Streiten Zoom

Seine Warnung sei dabei nichts weiter als die aktuelle Einschätzung des Weltverbandes: "Die FIA hat das auf den Tisch gebracht, ich denke, sie haben sich die Auswirkungen der neuen Regeln endlich mal genauer angeschaut", nimmt Horner bei Sky Bezug auf das jüngste Treffen der F1-Kommission, bei dem sich die Teams mit FIA und FOM zur Zukunft der Königsklasse berieten.

Der Red-Bull-Teamchef stellt klar: "Ich will über die Kommission selbst gar nicht zu sehr ins Detail gehen, aber im Grunde laufen zwei Dinge parallel. Einerseits gibt es Diskussionen darüber, wie der Antrieb der Zukunft in der Formel 1 aussehen soll - aber das ist ein Thema für in zwei, drei oder vier Jahren. Andererseits geht es darum, die aktuellen Regularien etwas aufzuräumen."

Wolff über Änderungswunsch: "Ein Witz"

Hier sieht Horner durch die jüngsten Erkenntnisse der FIA definitiv akuten Handlungsbedarf, denn durch die verstärkte Abhängigkeit von elektrischen Komponenten können die Fahrer ab 2026 möglicherweise nicht mehr genügend Energie während einer Runde zurückgewinnen - was sie folglich dazu zwingen könnte, vor Kurven bewusst früher vom Gas zu gehen, um Energie zu sparen.

Der zunächst herrschende Optimismus, dass sich dieses Problem im Zuge der Weiterentwicklungen lösen würde, ist offenbar verflogen, denn laut Horner sei bislang keine überzeugende Lösung gefunden worden. Hinter den Kulissen droht die Thematik aber einmal mehr zum Politikum zu werden: So hatte sich etwa Mercedes-Teamchef Toto Wolff bereits klar gegen eine Anpassung positioniert und erklärt, eine Reduzierung der Energienutzung wäre "ein Witz".

2026 ändert sich in der F1 grundlegend wie die Power auf die Straße kommt

2026 ändert sich in der F1 grundlegend wie die Power auf die Straße kommt Zoom

Seitens der FIA wurden nun Vorschläge unterbreitet, wie sich die Energienutzung modifizieren ließe - etwa durch eine geringere maximale Leistungsabgabe im Rennen oder eine abgestuftere Energiefreigabe beim Beschleunigen, um zu verhindern, dass die Batterien zu schnell geleert werden.

Horner verrät: "Es wurde vorgeschlagen, die technischen Spezifikationen unverändert zu lassen, aber die Energie aus der Batterie im Rennen zu begrenzen - was praktisch einem Push-to-Pass-Knopf gleichkäme." Der Red-Bull-Teamchef fügt hinzu: "Ich finde, dieser Vorschlag hat Substanz - und im größeren Kontext der Formel 1 ist er definitiv eine Überlegung wert. Er verändert nicht die Spezifikation oder die maximale Leistung der Motoren - es geht nur darum, wann die Energie freigegeben wird."

Horners Problem: "Braucht eine qualifizierte Mehrheit"

Denn das Reglement für 2026 sieht ohnehin bereits ein effektives Push-to-Pass-System vor, das als "Manual Override Mode" bezeichnet wird und das DRS ersetzen soll, indem es Fahrern im Zweikampf einen zusätzlichen Leistungsschub verleiht. Horner deutet an, dass diese Spitzenleistung kurzfristig steigen könnte, wenn dafür die durchschnittliche Energieabgabe im Rennen begrenzt wird.

Im Gegenzug glaubt der Brite, dass es sich die Formel 1 keineswegs leisten kann, das Problem nun bis Beginn der neuen Reglementsperiode geflissentlich zu ignorieren - sonst würde laut Horner sogar schon auf Qualifying-Runden ein frühzeitiges Lupfen des Gaspedals drohen, nur um die Energiereserven optimal über die eine Runde zu verteilen.

Christian Horner glaubt: Die Formel 1 muss bei den Regeln etwas unternehmen

Christian Horner glaubt: Die Formel 1 muss bei den Regeln etwas unternehmen Zoom

Ungeachtet der großen Frage, welcher Hersteller davon zu welchem Ausmaß betroffen wäre, stellt sich für die warnende Seite jedoch ein ganz anderes Problem: "Für eine Regeländerung braucht man eine qualifizierte Mehrheit", weiß auch Horner. Heißt konkret: Um Beschlüsse durchzusetzen, bedarf es einer Mehrheit von 28 Stimmen, wobei Delegierte der FIA und der Formel 1 über jeweils zehn Stimmen verfügen und jedes F1-Team eine einzelne Stimme hat.

Einigkeit dürfte entsprechend schwer werden, Horner mahnt dennoch: "Manchmal muss man die eigenen Interessen hintenanstellen und sich überlegen, was ist das Beste für die Formel 1?" Der Brite fordert ein Handeln "im Interesse des Sports". Und weiter: "Ich denke, wir sind uns alle einig, dass wir für nächstes Jahr gute Antriebe haben. Was wir aber verhindern möchten, ist, dass es schon im Qualifying 'Lift and Coast' gibt und es im Rennen auf gewissen Strecken besonders extrem wird."

Schlusswort des Horner-Plädoyers: "Eine Prüfung ist es deshalb auf jeden Fall wert, denn es wird ganz sicher ein Faktor sein." Fragt sich nur, ob der Red-Bull-Teamchef genügend Gleichgesinnte für sein Anliegen findet - an Intimfeind Toto Wolff dürfte er sich mit seinen Forderungen wohl schon mal die Zähne ausbeißen...