• 24.10.2010 16:20

  • von Dieter Rencken

Heidfeld: "Ich bin sehr zufrieden"

Sauber-Fahrer Nick Heidfeld zieht ein positives Fazit und freut sich über das zweite Punkteergebnis in Folge - Die Sicherheit ist ein großes Thema

(Motorsport-Total.com) - Auch im dritten Rennen seit seiner Rückkehr in die Formel 1 zeigte Nick Heidfeld eine ordentliche Leistung. Der Deutsche klassierte sich nach 55 Rennrunden auf dem neunten Platz und lief damit direkt hinter seinem Sauber-Teamkollegen Kamui Kobayashi ins Ziel von Südkorea. In seiner Medienrunde spricht Heidfeld über seine Wochenendbilanz, die Reifennutzung in Yeongam und die Sicherheit an der neuen Rennstrecke. Hat die Rennleitung am Sonntag immer richtig entschieden?

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld hielt die Bedingungen in Yeongam für ziemlich heftig - zu heftig?

Frage: "Nick, wie zufrieden bist du mit deinem Rennen? Hätte es besser laufen können, wenn ihr nicht schon so früh auf Intermediates gewechselt hättet?"
Nick Heidfeld: "Das ist schwierig zu sagen. In dem Augenblick, als man mich hereinrief, hielt ich das für eine gute Entscheidung. Das Gripniveau war allerdings etwas schlechter, als ich erwartet hatte. Zum Schluss ließen die Reifen dann ziemlich stark nach. Ich weiß nicht, ob es einen großen Unterschied gemacht hätte."

Frage: "Wie gut bist du mit den Reifen zurecht gekommen. Gab es Probleme?"
Heidfeld: "Zum Schluss war die Leistung der Reifen sehr gering, weshalb einige Autos einige Schwierigkeiten hatten, ihr Tempo zu halten. Die Rundenzeiten stiegen gewaltig an, weil die Temperatur in den Reifen zurückging. Es war nicht mehr viel Profil auf den Pneus."

Frage: "Du hast die meiste Zeit des Rennens im Mittelfeld zugebracht, wo vor allem die beiden Force Indias stark unterwegs waren - speziell Adrian Sutil..."
Heidfeld: "Soweit ich informiert bin, hat er eine Strafe bekommen, weil er einen Unfall mit Kamui hatte."

"Meines Wissens nach hat er auch Button getroffen. Ich lag direkt hinter den beiden und freute mich darüber, denn so kam ich an ihnen vorbei. Er hat es vielleicht ein bisschen übertrieben und wurde dafür bestraft. So ist es nun einmal."

"Es war jedenfalls schwierig zu kämpfen, denn in den Rückspiegeln konnte man rein gar nichts erkennen. Ich wusste, dass er hinter mir lag und schneller war als ich. Wo genau, konnte ich aber nicht sagen. Er kam aus dem Nichts."

Heidfeld hat ein Stammcockpit im Auge

Frage: "Hast du dein Ziel erreicht, im Hinblick auf das kommende Jahr die Werbetrommeln in eigener Sache zu rühren? Sind einige Punkteplätze genug, um die Leute daran zu erinnern, was du leisten kannst?"
Heidfeld: "Deswegen bin ich hier. Man darf nicht vergessen: Ich bin erst vor drei Rennen wieder zugestiegen."

"Mit mehr Training kann es in den kommenden Rennen nur besser werden."

"Ich bin sehr zufrieden damit, zweimal in Folge in die Punkte gefahren zu sein. Mit mehr Training kann es in den kommenden Rennen nur besser werden. In Südkorea war ich erstmals in diesem Jahr und erstmals mit diesem Auto im Nassen unterwegs. Dafür war es okay."

Frage: "Hast du Optionen für 2011?"
Heidfeld: "Wir führen Gespräche. Es sieht gut aus - und das nicht nur bei einem Team. Ich befinde mich im Augenblick aber nicht in einer Position, um einen Vertrag zu unterzeichnen."

Frage: "Es gab zuletzt Gerüchte um Force India. Wäre das eine Möglichkeit für dich?"
Heidfeld: "Ich werde keine Teamnamen nennen. Ich denke, es ist recht einfach zu erraten, bei welchen Rennställen noch Plätze zu haben sind. Ich habe noch immer nicht vor, zu einem sehr langsamen Team zu wechseln. Sagen wir es einmal so. Sie machen einen guten Job, das will ich nicht bestreiten. Dort will ich aber nicht fahren."

"Ich würde auch sagen, dass das die schlechtesten Verhältnisse waren, die ich je erlebt habe." Nick Heidfeld

Frage: "Bevor die roten Flaggen gezeigt wurden, meinte Fernando Alonso, noch nie in derart schlechten Bedingungen gefahren zu sein. Wie stehst du dazu?"
Heidfeld: "Ich stimme zu. Genau da sagte ich ebenfalls über Funk. Charlie (Whiting, Rennleiter; Anm. d. Red.) hört den Funkverkehr ja mit. In diesem Augenblick quasselten ihn wahrscheinlich 24 Fahrer die Ohren voll. Ich würde auch sagen, dass das die schlechtesten Verhältnisse waren, die ich je erlebt habe."

"Unmittelbar vor dem Abbruch sagte ich noch: 'Wir müssen dieses Rennen unterbrechen.' Mir ist schon klar: Von außen mag das schwierig nachzuvollziehen sein. Als wir anhielten und ich aus dem Auto kletterte, schien es nur leicht zu nieseln. Im Fahrzeug war die Sicht allerdings gleich Null."

Die Boxeneinfahrt erntet Kritik

Frage: "Was war so schlimm an den Verhältnissen? War es nur die Sicht oder gab es auch stehendes Wasser und dergleichen?"
Heidfeld: "Es lag nur an der Sicht. Es gab zwar einiges an Wasser, aber das war nicht das Problem. Alleine hätte man prima fahren können."

Frage: "Wenn stehendes Wasser keine Hürde darstellte, war das Drainagensystem der Strecke in deinen Augen dann in Ordnung?"
Heidfeld: "Das ist schwierig zu sagen, denn es hat nie wirklich heftig geregnet."

"Die Einfahrt zur Boxengasse halte ich ohne Zweifel für den gefährlichsten Teil." Nick Heidfeld

Frage: "Sprechen wir über den Schlussabschnitt der Strecke und über die Einfahrt zur Boxengasse. Sind das Stellen, die für das kommende Jahr ordentlich überarbeitet werden müssen?"
Heidfeld: "Die Einfahrt zur Boxengasse halte ich ohne Zweifel für den gefährlichsten Teil dieser Strecke. Auch die Boxenausfahrt ist nicht sonderlich gelungen."

"Wir haben im Training - und wohl auch im Rennen - gesehen, dass einige Leute in Kurve eins geradeaus gefahren sind. Sollte just in diesem Moment jemand aus der Boxengasse herauskommen, könnte es einen Unfall geben. Abgesehen davon haben die Verantwortlichen meiner Meinung nach gute Arbeit geleistet."


Fotos: Nick Heidfeld, Großer Preis von Südkorea


"Man hätte nur speziell die Einfahrt zur Boxengasse etwas besser gestalten können - zumal es sich ja um eine neue Strecke handelt. Dann wären da noch die Mauern bei den letzten Kurven vor dem Ziel und die Mauern bei den Kurven eins und zwei. Okay, sie wollen hier eine Stadt errichten. Nur: Die gibt es noch nicht."

Muss Südkorea für 2011 etwas nachbessern?

Frage: "Wie ist es um die Auslaufzonen bestellt? Wir haben einen Unfall von Vitaly Petrov gesehen, der in der Zielkurve ausgerutscht und in die Reifenstapel geknallt ist. Muss man sich auch dieses Element anschauen?"
Heidfeld: "Mehr Auslauf ist niemals verkehrt, doch mir geht es vielmehr um die Mauern."

"Die Auslaufzone ist im Vergleich zu anderen neuen, modernen Strecken eher durchschnittlich. Vielleicht würde etwas mehr asphaltierte Fläche, wie sie in der Formel 1 üblich ist, helfen. Im Trockenen fliegt man an dieser Stelle eh nicht ab."

"Das Training und die Logik sagen dir allerdings, dass es nicht ideal gelöst ist." Nick Heidfeld

Frage: "Sprechen wir noch einmal über die Boxenausfahrt: Die Boxenstopps ereigneten sich mehr oder weniger en bloc. So gesehen wurde dieses Szenario niemals wirklich bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchgespielt. Könnte das künftig ein Problem darstellen?"
Heidfeld: "Nein. Ich denke, wir hatten Glück, dass die meisten heute zur gleichen Zeit an die Box kamen."

"Aus diesem Grund hatten sie letztendlich das gleiche Tempo und die gleiche Linie. Das Training und die Logik sagen dir allerdings, dass es nicht ideal gelöst ist. Darüber haben wir gesprochen und jeder stimmt zu."

Frage: "Sollte es diesbezüglich mehr Input von den Fahrern geben, bevor das erste Rennen ausgetragen wird?"
Heidfeld: "Das wäre sicher eine Hilfe, denke ich."

Frage: "Wie lautet dein Kommentar zu den Lichtverhältnissen am Rennende?"
Heidfeld: "Für mich war das okay. Es war grenzwertig, doch ich hatte ein klares Visier. Wenn man mit einem dunklen Visier am Start war, hatte man möglicherweise ein Problem."

Heidfeld hat Verständnis für die Rennleitung

Frage: "Lehnt sich die FIA in Bezug auf die Sicherheit etwas zu weit aus dem Fenster? Du sagst, es sei grenzwertig, aber okay gewesen. Ein kleines Stückchen noch, und wir schießen über das Limit hinaus..."
Heidfeld: "Hier war das nicht der Fall und das ist sehr gut. Charlie hat keine einfache Position inne. Natürlich will jeder ein Rennen sehen und wir müssen eine Show auf die Beine stellen. Er muss aber auch auf die Sicherheit bedacht sein. Das ist ihm sehr gut gelungen, denke ich."

"Er hat es nicht leicht, wenn er die Entscheidungen treffen muss." Nick Heidfeld

"Seine Sicht der Dinge aus dem Boxengebäude und unsere Perspektive aus dem Cockpit sind zwei Paar Stiefel. Er hat es nicht leicht, wenn er die Entscheidungen treffen muss. Ich hielt es jedenfalls für eine gute Idee, hinter dem Safety-Car zu fahren. Davor hieß es noch, dass wir selbst im Nassen einfach normal starten würden. So konnten wir feststellen, wie schlecht die Sicht war."

"Ich weiß nicht, wie oft das nun schon gesagt wurde, aber wir waren hinter dem Safety-Car unterwegs, als das Rennen unterbrochen wurde. Das ist in der Vergangenheit sicherlich noch nicht so oft vorgekommen. Ich muss ihm da ein Kompliment aussprechen: Ich denke, Charlie hat gute Arbeit geleistet."

Frage: "Waren sämtliche Entscheidungen aus deiner Sicht als Rennfahrer und als ehemaliger Vorsitzender der Fahrergewerkschaft (GPDA) in Ordnung?"
Heidfeld: "Aus meiner Perspektive im Auto hätte ich das Rennen etwas später gestartet."

"Aber wie ich schon sagte: Ich denke trotzdem, dass Charlie einen prima Job gemacht hat. Es war okay, das Rennen zu diesem Zeitpunkt zu starten. Idealerweise hätte man das Feld zwei bis drei Runden später auf die Reise geschickt, aber dann wäre es zum Schluss richtig dunkel gewesen."