• 21.09.2010 13:51

Heidfeld: "Das ist wie nach Hause kommen"

Nick Heidfeld spricht im Interview über seine ersten Tage bei Sauber und wie es zu dem überraschenden Wechsel kam

(Motorsport-Total.com/SID) - Vor ein paar Wochen war er nur gut bezahlter Zuschauer bei Mercedes, dann kurzfristig Cheftester für die künftigen Pirelli-Reifen und am kommenden Sonntag sitzt er beim Grand Prix von Singapur plötzlich im Sauber-Ferrari: Nick Heidfeld hat im Rekordtempo die Jobs gewechselt und seinem Spitznamen "Quick Nick" damit alle Ehre gemacht. Allerdings gilt sein Engagement nur für die ausstehenden fünf Rennen. Was danach kommt, weiß nicht einmal Teamchef Peter Sauber.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Für Nick Heidfeld hat das langweilige Zuschauen in der Box ein Ende

"Zur Fahrersituation für das nächste Jahr möchte ich mich nicht äußern, bei uns ist das komplett offen. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Zusammenarbeit mit Nick", so der Schweizer gegenüber der 'Stuttgarter Zeitung'. Sauber hatte Pedro de la Rosa vor einer Woche nach enttäuschenden Leistungen entlassen und durch den Deutschen ersetzt. Der Spanier konnte sich neben dem starken Kamui Kobayashi nie den Status eines Teamleaders erarbeiten.#w1#

"Mit etwas Distanz betrachtet sind die beiden auf einem ähnlichen Niveau gefahren, denn im Qualifying-Duell steht es 7:7. Und genau das ist unser Problem. So können wir nur schwer einschätzen, wie gut dieses Fahrzeug wirklich ist", erklärt Sauber. Von Heidfeld werden nun neue Impulse erwartet, der 33-Jährige ist ja auch im Gegensatz zu de la Rosa nicht jahrelang nur Testfahrer gewesen. Vor dem Abflug nach Singapur erklärt der 33-Jährige im Interview, wie es zu den überraschenden Entwicklung der letzten Tage kam.

Frage: "Nick, du wolltest dich durch die Testfahrten für Pirelli für eine Rückkehr in die Formel 1 empfehlen. Bist du selbst überrascht, dass du schon so schnell wieder in ein Stammcockpit zurückkehrst? Wie kam es zu dieser plötzlichen Entwicklung?"
Nick Heidfeld: "Für mich ist die Rückkehr in ein Renncockpit nicht so plötzlich gekommen, wie es von außen wirken mag, denn es gab die ganze Zeit über Gespräche mit verschiedenen Teams und auch mit Peter Sauber. Aber kurzfristig war es natürlich schon, denn die endgültige Entscheidung fiel am Monza-Wochenende, und seitdem gibt es entsprechend viel zu tun. Ich war noch zwei Tage zum Test für Pirelli in Jerez und in der Fabrik in Hinwil war ich zur Sitzprobe, zu Besprechungen und anderen Terminen. Ich bin sehr glücklich, dass ich noch in der laufenden Saison zurückgeholt wurde. Ich kann es kaum noch erwarten, wieder Rennen zu fahren."

Frage: "Was hat dir persönlich die Arbeit mit Pirelli gebracht? Vielleicht auch für das kommende Jahr? Und was die Zeit als Ersatzfahrer bei Mercedes?"
Heidfeld: "Mercedes bin ich sehr dankbar, dass ich diese Rolle einnehmen durfte. Ich habe dabei auch einiges gelernt, denn es ist natürlich interessant, mit mehrmaligen Weltmeistern wie Michael Schumacher und Ross Brawn zu arbeiten. Aber ich konnte nicht fahren. Für Pirelli hingegen bin ich viel gefahren, und gerade der Test in Jerez, wo es 37 Grad heiß war, war eine gute Vorbereitung für Singapur. Als Testpilot an der Entwicklung komplett neuer Reifen für die ganze Formel 1 mitzuarbeiten, ist hochinteressant. Ich denke, es ist auch wichtig, dass so eine Aufgabe ein erfahrener Mann übernimmt. Einige Formel-1-Teamchefs fanden es sehr positiv, dass ich es war. Man interessiert sich für diese Erfahrung, und ich denke schon, dass mir das bei Verhandlungen für 2011 helfen wird."

Heidfeld: 2011 ist noch völlig offen

Frage: "Du wirst bereits zum dritten Mal für Sauber fahren. Könnte man sagen, dieses Team ist so etwas wie deine Formel-1-Familie?"
Heidfeld: "Ja, diese Vertrautheit ist schon etwas Besonderes, das ist wie nach Hause kommen. Es gibt viele gute gemeinsame Erinnerungen aus sieben Jahren Zusammenarbeit. Es war sehr schön, wieder in die Fabrik in Hinwil zu gehen und mit den Ingenieuren zu arbeiten. Jetzt freue ich mich auf unseren Einsatz in Singapur."

Frage: "Wirst du auch 2011 für Sauber fahren oder gibt es noch andere Interessenten?"
Heidfeld: "Für das nächste Jahr ist auf beiden Seiten noch alles offen, und es gibt noch andere Interessenten."

Frage: "Was nimmst du dir für die noch ausstehenden fünf Rennen dieser Saison vor?"
Heidfeld: "Erst einmal werde ich mich in die Arbeit stürzen, um mich so schnell wie möglich in alles einzufinden. Ich kenne zwar die meisten Teammitglieder gut, aber das Auto ist für mich neu, und mit den aktuellen Reifen habe ich auch noch keine Erfahrung. Das Team hat den C29 nach dem überraschend schlechten Start in die Saison erheblich weiterentwickelt, und für das Rennen in Singapur haben wir ein Update. Mein Ziel ist ganz klar, damit das Bestmögliche zu erreichen, und das gilt auch für die weiteren Rennen."