• 11.10.2015 16:45

  • von Ryk Fechner

Force India: Perez im Glück, Hülkenberg mit Start-Aus

Sergio Perez zockt bei der Strategie und strahlte am Ende bei seinem Podiumsbesuch beim Grand Prix von Russland 2015 - frühes Aus für Nico Hülkenberg

(Motorsport-Total.com) - Sergio Perez strahlte nach seinem Podiumsbesuch beim Formel-1-Grand-Prix von Russland 2015. Letztmalig stand der Mexikaner am Anfang der Saison 2014 beim Großen Preis von Bahrain auf dem Podium. Seine Position erkämpfte Perez hart gegen die Williams und Ferrari von Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen, die in der letzten Runde kollidierten. Dagegen war Nico Hülkenbergs Rennen schon nach dem ersten Anbremsen vorbei. Der Deutsche verbremste und drehte sich nach verhauenem Start. Sauber-Pilot Marcus Ericsson konnte dessen Force India nicht mehr ausweichen und kollidierte mit dem Deutschen. Beide schieden aus.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez feierte nach dem Rennen ausgelassen auf dem Podium Zoom

´"Beim Anbremsen auf die zweite Kurve haben meine Hinterreifen blockiert, dann habe ich mein Heck verloren und viel Übersteuern gekriegt und mich selber in mich reingedreht", ist Hülkenberg im 'RTL'-Interview enttäuscht, der sich vom sechsten Startplatz ein besseres Resultat ausgerechnet hatte: "Dann stehe ich mitten in der zweiten Kurve und das ganze Feld muss an mir vorbei. Dann sind zwei, drei Autos in mich rein. Zum Schluss habe ich mich mit Ericsson blöd verhakt.

Der 24-Stunden-von-Le-Mans-Sieger verbucht den Vorfall, bei dem sich auch Toro-Rosso-Pilot Max Verstappen eine Plattfuß zuzog unter "dumm gelaufen". Es sei weder ein Fahrfehler noch ein Defekt gewesen. "Das ist so eine Mischung. In der ersten Runde kann immer viel passieren. Ich hatte nicht den besten Start", schildert er, dass er auf den ersten Metern von Teamkollege Perez kassiert wurde und wieder vorbei wollte: "Ich habe dann eine Möglichkeit außen gehabt. Dann habe ich aber beim Anbremsen die Hinterachse verloren. Ich habe nicht unverantwortlich spät gebremst, aber es ist einfach blöd gelaufen."

Riskanter Reifenpoker geht auf

Stallgefährte Perez behielt hingegen beim turbulenten Russland-Rennen die Nerven. Mit nur einem Boxenstopp in der zweiten der beiden Safety-Car-Phasen in Runde zwölf unternahm der das Wagnis, 40 Runden auf der härteren Reifenmischung in Angriff zu nehmen. Der Taktikpoker, bei dem Perez darauf setzte, dass kein Reifen platzen würde, sollte aufgehen. Nur Sebastian Vettel fand noch zur Mitte des Rennens einen Weg an Perez vorbei. Die Box wies Perez an, die Reifen zu schonen, um über die Distanz zu kommen. Die Antwort: "Das tu ich doch, man!"

"Eine Runde vor Schluss habe ich schon geglaubt alles, sei alles dahin und war dann auch wirklich sehr unzufrieden mit mir selbst." Sergio Perez

Die herannahenden Finnen Bottas und Räikkönen schluckten Perez in der vorletzten Runde, kollidierten dann aber als Räikkönen mit seinen Podiumsambitionen etwas zu hart einstieg und sich und Bottas besserer Punktechancen beraubte. "Eine Runde vor Schluss habe ich schon geglaubt alles, sei alles dahin und war dann auch wirklich sehr unzufrieden mit mir selbst. Da geht dir dann vieles durch den Kopf", schildert er gegenüber 'Sky Sports F1' seine Emotionen, als er zurückfiel.

"Als ich die Position an Valtteri verloren habe, war ich in Kurve 14 so hart zu mir selbst. Doch dann sagte ich mir in Kurve 15: 'Weißt du, Checo? Du bist so ein großartiges Rennen gefahren? Fahr es heim und liefer den fünften Platz ab, weil du ein fantastisches Rennen gefahren bist.' Als ich dann zurück kam, war es etwas ganz Besonderes.'"

In zehn Rennen neunmal Punkte für Force India

"Meine Vorderreifen hatten massiv abgebaut. Als das in der letzten Runde passierte, war es einfach unglaublich. Es ist sehr schön, das zweite Mal für das Team aufs Podium gefahren zu sein", bedankt er sich bei seiner Mannschaft. Force-India-Sportdirektor Andy Stevenson verrät, dass man auf ein frühes Safety-Cars spekuliert hatte, um das Einstopp-Rennen zu wagen: "Um ehrlich zu sein, war das ohnehin der Plan. Wir haben immer gesagt, wenn das Safety-Car zu diesem Zeitpunkt herauskommen würde, würden wir genau das tun. Wir haben uns nur an unseren Plan gehalten."

Nico Hülkenberg, Marcus Ericsson

Für Nico Hülkenberg war das Rennen in Sotschi ein kurzes Vergnügen Zoom

Betriebsdirektor Otmar Szafnauer fügt noch hinzu, weswegen der Poker aufging, denn ansonsten machten nur wenige von der Möglichkeit eines frühen Boxenstopps Gebrauch: "Doch niemand vor uns hat das getan, was der Schlüssel zum Erfolg war. Das war ein sehr aggressiver Versuch, aber es zahlte sich gerade so aus."


Großer Preis von Russland

Durch die Podiumsfahrt konnte sich Force-India auf Rang fünf in der Konstrukteurs-WM deutlich von von den Verfolgern Lotus absetzen. 28 Punkte trennen die beiden Teams, nach vorne ist Red-Bull mit derzeit 55 Zählern Vorsprung gut abgesichert. In den letzten zehn Rennen fuhr mindestens ein Force India pro Rennen in die Punkte. Die Einführung der B-Version lohnte sich für die Mannschaft von Vijay Mallya (zum WM-Gesamtstand).

"Wir wussten, dass wir in der ersten Saisonhälfte kämpfen müssten, aber wir hatten die Hoffnung, dass sich die B-Version in der zweiten Saisonhälfte auszahlt. Wir liegen also im Plan", ist Snafnauer glücklich, dass sich die verspätete Entwicklungsarbeit ausgezahlt hat. Unterdessen tat sich auch etwas in der Fahrerwertung, wo Perez an Romain Grosjean auf Rang neun vorbeischob und sich durch das Ergebnis von Sotschi ein kleines Punktepolster auf den Franzosen herausgefuhr, der im Rennen heftig crashte.