Fisichella: "Ich fühle mich entspannter"

(Motorsport-Total.com) - Nach seinem Debüt als Ferrari-Pilot in Monza greift Giancarlo Fisichella nun in Singapur ins Lenkrad und möchte bei seinem zweiten Renneinsatz für Rot möglichst in die Punkte fahren. Dabei helfen soll dem Italiener das KER-System, mit dem er sich im Simulator weiter vertraut gemacht hat. Im interview spricht Fisichella über seine Vorbereitungen auf Singapur und auch über die jüngsten Ereignisse in der "Crashgate"-Affäre um Renault und den ehemaligen Teamchef Flavio Briatore.

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Giancarlo Fisichella war vor dem Rennen in Singapur ein gefragter Interviewpartner

Frage: "Giancarlo, in Singapur wirst du dein zweites Rennen für Ferrari bestreiten. Wie fühlst du dich vor diesem Grand Prix?"
Giancarlo Fisichella: "In Monza war ich schon am Freitag sehr nervös, bevor ich überhaupt ins Auto stieg. Diese Aufregung hielt das gesamte Wochenende über an. Nach dem Rennen, der Arbeit mit dem Simulator in der Fabrik und einigen Aerodynamiktests in Vairano fühle ich mich deutlich wohler."#w1#

"Ich fühle mit einfach entspannter als in Monza. Ich freue mich schon sehr auf Singapur. Ich liebe diese Strecke. Das Abtriebsniveau auf diesem Kurs sollte mit entgegen kommen. Damit werde ich deutlich mehr Vertrauen ins Auto haben. Ich bin also schon sehr gespannt und kann es kaum erwarten, wieder ins Lenkrad zu greifen."

Frage: "Bei Ferrari musst du dich auch mit KERS auseinander setzen. Gibt es ein Simulationsprogramm, das du in der Zwischenzeit ausprobieren konntest oder musst du dich im Renntrimm daran gewöhnen?"
Fisichella: "Ich habe wieder einige Tage im Simulator verbracht, um mein Gefühl für das KER-System und die Knöpfe am Lenkrad zu verbessern. In Monza habe ich wohl zuweilen etwas Zeit verloren, weil ich zu viel darüber nachdenken musste. Jetzt wird mir das leichter fallen. Ich bin da ganz zuversichtlich und fühle mich wesentlich wohler dabei."

Frage: "In Singapur wird KERS von keinem so großen Nutzen sein wie zuletzt in Monza oder Spa. Welchen Vorteil verspricht sich Ferrari von diesem System - vielleicht einen Bonus beim Start?"
Fisichella: "Natürlich wird KERS beim Start ein Vorteil sein und auch auf der Strecke. Es wird uns einen kleinen Vorteil verschaffen. Wir müssen aber erst noch schauen, ob wir die Gewichtsverteilung nach vorne oder hinten korrigieren müssen."

"Die Simulation hat jedenfalls ergeben, dass es passen sollte. Das einzige Problem ist: Ferrari hat die Entwicklung an diesem Auto bereits eingestellt und konzentriert sich ausschließlich auf den neuen Wagen für 2010. In Valencia war Kimi sehr konkurrenzfähig und hier haben wir ein ähnliches Abtriebsniveau. Wir sollten also gut aussehen und in den Top 10 landen können."¿pbvin|512|1994|inside|0|1pb¿

Die Top 10 sind das erklärte Ziel

Frage: "Du hast dich nun etwas eingelebt im Team und im Auto. Welches realistische Ziel hast du dir für dieses Rennwochenende gesetzt?"
Fisichella: "Mein Ziel ist, in das Top-10-Qualifying zu gelangen und dann in die Punkte zu fahren. Ich möchte so nahe wie möglich an Kimi und die Führenden herankommen."

Frage: "Bleibst du auch in diesem Jahr wieder in der europäischen Zeitzone?"
Fisichella: "Ja, das werde ich versuchen. Ich weiß noch nicht genau, was wir machen werden, aber wir werden es zumindest probieren."

Frage: "Hast du dich mit dem Team über das kommende Jahr unterhalten?"
Fisichella: "Ich werde 2010 der Dritte Fahrer bei Ferrari sein, das steht schon fest. Ich habe natürlich einen Vertrag. Sollte es im kommenden Jahr einen Platz bei einem anderen Rennstall geben, dann werden wir mit Ferrari besprechen, ob ich zu einem anderen Team wechseln kann. Sicher ist jedenfalls, dass ich Dritter Fahrer bei Ferrari sein werde."

Frage: "Willst du denn auch im kommenden Jahr Rennen bestreiten?"
Fisichella: "Klar, warum nicht? Wenn es ein gutes Team ist. Ich denke, es wäre aber schwierig, wieder mit einem neuen Team zu beginnen - wie im vergangenen Jahr mit Force India. Das wäre vielleicht keine gute Lösung. Aber wenn es ein gutes Team ist, warum nicht?"

Frage: "Das Nachfolgeteam des BMW Sauber F1 Teams wird Ferrari-Motoren erhalten. Das würde doch recht gut passen..."
Fisichella: "Warum nicht? Wir werden sehen. Wir werden uns mit Ferrari über dieses Thema unterhalten."

Fisichella bedauert Briatore-Aus

Frage: "Wie siehst du die Chancen von Jenson Button, in diesem Jahr den Titel zu holen?"
Fisichella: "Jenson ist nun schon einige Jahre in der Formel 1 am Start und ein sehr guter Fahrer. Als wir 2001 gemeinsam bei Renault unterwegs waren, hatten wir überhaupt kein gutes Auto - vor allem zu Saisonbeginn. Da hatte er deutlich mehr zu kämpfen als ich."

"Ich war in der Qualifikation meistens schneller als er und habe auch mehr Punkte geholt. Jenson stand damals aber auch erst am Anfang seiner Karriere. Die Erfahrung war damals vielleicht sein größtes Problem. Seither sind viele Jahre vergangen. Jetzt ist Jenson ein guter Fahrer und könnte Weltmeister werden. Ich freue mich für ihn, denn er ist ein netter Kerl."

Frage: "Flavio Briatore spielte in deiner Karriere eine große Rolle. Was sagst du zu den jüngsten Ereignissen um seine Person?"
Fisichella: "Es tut mir leid für ihn, doch so ist das Leben. Ich habe viele Jahre mit ihm zusammengearbeitet und wir hatten eine schöne Zeit."

Frage: "Was hältst du von dem, was einer deiner Fahrerkollegen im vergangenen Jahr in Singapur angestellt hat?"
Fisichella: "Dazu kann ich sagen, dass er nun nicht mehr in der Formel 1 ist. Er ging mit dieser Sache an die Öffentlichkeit, als er seinen Platz in der Formel 1 verlor."

Frage: "Hat Nelson Piquet das Image der Formel-1-Piloten beschmutzt?"
Fisichella: "Ich halte so ein Vorgehen für nicht sonderlich professionell, aber das ist nicht mein Problem."

Frage: "Sollte er aus der GPDA ausgeschlossen werden?"
Fisichella: "Das werden wir an diesem Wochenende besprechen."

Frage: "Hättest du dir zu Beginn deiner Formel-1-Karriere träumen lassen, dass so etwas passieren könnte?"
Fisichella: "Nein, das hätte ich nicht erwartet. Es ist aber genau wie mit der Spionage-Geschichte vor ein paar Jahren: Alles kann passieren."

Frage: "Hat dir Ferrari einen Straßenwagen zur Verfügung gestellt?"
Fisichella: "Nein. Sie haben mir ein anderes Auto gegeben, aber keinen Ferrari. Vor ein paar Jahren hatte ich allerdings einen Ferrari 360 Modena."

Frage: "Wirst du nun ein weiteres Exemplar bekommen?"
Fisichella: "Wir werden sehen. Vielleicht."