Ex-Mercedes-Mann: Hatten den WM-Titel 2014 schon vor dem Start sicher

Ex-Mercedes-Strategiechef James Vowles verrät, dass man bei den Silberpfeilen bereits vor dem Saisonstart 2014 wusste, dass man Weltmeister werden würde

(Motorsport-Total.com) - Vor zehn Jahren begann mit dem Start in die Hybrid-Ära der Formel 1 auch die Ära von Mercedes. Die Silberpfeile gewannen zwischen 2014 und 2020 sieben Mal in Folge Fahrer- und Konstrukteurs-WM und profitierten dabei lange von dem Vorsprung, den man 2014 gleich zu Beginn des neuen Reglements hatte.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton jubelt über seinen Formel-1-WM-Titel 2014

Lewis Hamilton wurde 2014 Weltmeister - und hatte dabei nur den Teamkollegen als Gegner Zoom

Wie groß dieser Vorteil im ersten Jahr der neuen Hybrid-Ära war, das hat der langjährige Mercedes-Strategiechef James Vowles nun im Podcast High Performance verraten, in dem er unter anderem über die Rivalität zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg spricht.

Über die besagte Saison 2014 sagt er dort: "Beide wussten, dass in diesem Jahr einer von beiden [die Weltmeisterschaft] gewinnen würde. Sie wussten es übrigens schon, bevor sich im ersten Rennen auch nur ein Rad gedreht hatte."

Denn bereits im Winter konnte man damals erahnen, wie groß der Vorsprung der Silberpfeile sein würde. Bei einem viertägigen Test in Bahrain lag Nico Rosberg am Ende der Woche als schnellster Mann 1,6 Sekunden vor dem schnellsten Nicht-Mercedes-Fahrer.

Zwar dominierten die Silberpfeile die Wintertests nicht durchgehend, doch intern wusste man offenbar bereits, dass der W05 in der Saison 2014 das Maß aller Dinge sein würde. Deshalb ging es laut Vowles nicht nur darum, ob man überhaupt gewinnen würde - sondern auch um das Wie.

Vowles: Wollten unsere Titel immer sauber gewinnen

"Ich habe ein Dokument entworfen, das sehr klar definiert hat, wie wir miteinander arbeiten und miteinander kämpfen. Damals wurde es 'Rules of Engagement' genannt, später änderte es sich dann zu einer Bezeichnung, die weniger militärisch klang: 'Racing Intent'", erinnert sich Vowles.

"Die gesamte erste Seite drehte sich darum, ein Sportsmann zu sein", verrät er und erklärt: "Wenn man eine Weltmeisterschaft gewinnt, dabei aber nicht fair und sportlich war, dann wird man das für den Rest seines Lebens bereuen. Ja, man hat dann einen WM-Titel."

"Aber er wird befleckt, schmutzig und nicht rein sein", betont er und erklärt, Mercedes habe damals für das Team und auch die Fahrer die Marschrichtung ausgegeben, dass man gewinnen wolle, indem man einfach "besser" als alle anderen sei.

Ein Negativbeispiel sei laut Vowles Michael Schumacher gewesen. Denn bis heute würden im Zusammenhang mit Schumacher noch immer alle an den Rammstoß 1997 in Jerez denken. "Wir haben die Einstellung entwickelt, dass wir nicht wollen, dass man sich so an uns erinnert", erklärt er.


Fotostrecke: Die Teamkollegen von Lewis Hamilton

Tatsächlich holte Mercedes am Ende des Jahres überlegen den Titel, gewann dabei 16 der 19 Saisonrennen und stellte damit einen neuen Formel-1-Rekord auf. 2015 gelang dieses Kunststück noch einmal, 2016 gewann man dann sogar 19 Rennen in einem Jahr.

Dieser Rekord wurde erst 2023 von Red Bull gebrochen. Im Vorjahr brachten es die Bullen auf ganze 21 Saisonsiege.