Einigkeit in der Formel 1: Teamchefs gegen Windkanalverbot
Die anwesenden Teamchefs sprechen sich auf der Pressekonferenz am Freitag geschlossen gegen ein Verbot von Windkanälen aus - Keine Mehrheit für den Plan
(Motorsport-Total.com) - Es kommt äußerst selten vor, dass sich die Chefs der Formel-1-Teams in einer wichtigen Frage einig sind. Im Hinblick auf das angeblich geplante Windkanalverbot sprachen sich die anwesenden Teambosse in der Pressekonferenz am Freitag in Singapur allerdings ausnahmslos dagegen aus. Das kommt durchaus etwas überraschend, da es früher am Tag noch Meldungen gegeben hatte, dass die Strategiegruppe mehrheitlich für ein solches Verbot gestimmt habe.

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Die Teamchefs waren am Freitag ausnahmsweise der gleichen Meinung Zoom
So erklärt Claire Williams, deren Team in der Strategiegruppe vertreten ist: "Wir haben während unser Zeit in der Formel 1 viel Geld investiert. Wir haben zwei Windkanäle in Grove und sie sind sehr wichtig für uns." Die Britin stellt ohne Raum für Spekulationen klar: "Wir werden niemals für den Verbot von Windkanälen in der Formel 1 stimmen."
"Wir glauben, dass es auch eine Frage der Sicherheit ist", erklärt Williams weiter. Unter anderem werden im Windkanal neue Teile getestet, bevor sie erstmals an die Strecke gebracht werden. "Wie soll man auf dem Höhepunkt des Motorsports arbeiten, ohne dabei eines der besten Werkzeuge im Hinblick auf die Aerodynamik zu verwenden? Es ergibt keinen Sinn", so Williams.
Auch das große Argument der Kostenersparnis will sie nicht durchgehen lassen. "Das Geld würde man einfach in anderen Bereichen investieren. Das Geld, was man als Formel-1-Team irgendwo spart, das gibt man woanders wieder aus", sagt die stellvertretende Teamchefin und ergänzt: "Wenn wir diesen Windkanal nicht hätten, dann würden wir 1000 Teile an die Strecke bringen."
"Das wäre extrem teuer, wenn wir dann bei einem Freien Training am Freitag feststellen, dass sie nicht funktionieren." Mercdedes-Teamchef Toto Wolff erklärt daraufhin: "Ich kann Claire nur zustimmen." Er verweist auf den eigenen Windkanal in Stuttgart und sagt: "Heutzutage braucht man einen Windkanal, um das Auto auf die Straße zu bringen." Für den Österreicher steht fest: "Die Formel 1 sollte nicht aus opportunistischen Gründen ein Spielplatz für verrückte Experimente werden."
Tatsächlich scheinen auch die kleinen Teams in dieser Hinsicht ausnahmsweise einmal die Meinung der "großen Jungs" zu teilen. "Da ich kein Mitglied der Strategiegruppe bin, kann ich nicht viel dazu sagen", erklärt Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn, die sich aber dennoch klar positioniert: "Ich persönlich denke nicht, dass wir so etwas verbieten sollten."
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"Und das nicht nur deshalb, weil wir einen Windkanal haben, der Meinung nach sehr gut funktioniert. Ich denke einfach nicht, dass es der richtige Weg ist. Was immer wir in der Vergangenheit verboten haben, ist jedes Mal wieder zurückgekommen - und dann war es noch teurer", erinnert Kaltenborn, die ebenfalls nicht glaubt, auf diese Art und Weise viel Geld sparen zu können.
"Ich bin dagegen, Windkanäle zu verbieten", stellt auch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ohne Umschweife klar. Er verweist darauf, dass die alternativen CFD-Simulationen alleine noch nicht zuverlässig genug seien. Man brauche einen Windkanal, um die Ergebnisse zu verifizieren. Angesichts dieser Einigkeit scheint es extrem unwahrscheinlich zu sein, dass es tatsächlich zu einem Verbot von Windkanälen kommen wird.

