• 25.01.2007 09:19

  • von Michael Noir Trawniczek

Coulthard: "Man wird mit dem Alter besser"

David Coulthard über seinen Status als dienstältester Formel-1-Fahrer, über seinen Einfluss auf den RB3, Christian Klien und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - David Coulthard ist mittlerweile einer der am längsten dienenden Formel-1-Piloten - er bestritt im Unglücksjahr 1994 den ersten seiner 211 Grands Prix und stand 13 Mal ganz oben auf dem Siegerpodest, zuletzt im Jahr 2003, beim Grand Prix von Australien. Insgesamt erkämpfte er 61 Podestplätze.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Reift wie ein guter Rotwein: David Coulthard ist der älteste Formel-1-Fahrer

Coulthard kam mit 23 in die Formel 1, heute ist er 35 Jahre alt. Bei Red Bull Racing erlebt der langjährige McLaren-Pilot seinen zweiten Frühling. In Österreich wurde er im Vorjahr beinahe zu einer Art Feindbild, schließlich verlautbarte das Team noch vor Saisonbeginn, dass Christian Klien den sympathischen Schotten bezwingen muss, um eine weitere Daseinsberechtigung bei Red Bull Racing zu erhalten.#w1#

Coulthard freut sich auf Webber als Teamkollegen

Coulthard konnte Klien schlagen, hatte mehr WM-Punkte auf dem Konto - Klien sei zu früh in die Formel 1 gekommen, nahm "DC" seinen um elf Jahre jüngeren Teamkollegen in Schutz. Im neuen Jahr wird Mark Webber den zweiten Red-Bull-Renault steuern. "Ich freue mich, jemanden mit dieser Erfahrung im Team zu haben", sagte Coulthard im Rahmen einer Pressekonferenz im Salzburger 'Hangar-7'.

"Wir müssen uns in diesem Jahr steigern - andernfalls müssen Leute ersetzt werden." David Coulthard

Dass auf dem Team ein großer Druck lastet und mit der Verpflichtung von Stardesigner Adrian Newey die Erwartungen in luftige Höhen geschraubt wurden, ist Coulthard bewusst. Man sei im Vorjahr "in die dritte Liga gefallen" - 2007 müsse man wieder vorpreschen: "Wir müssen uns in diesem Jahr steigern - andernfalls müssen Leute ersetzt werden."

Coulthard spricht von sich aus viel von seinem Alter - und ist auch stolz darauf, schon so lange in der obersten Liga zu fahren: "Ich kämpfe immer noch auf dem höchsten Niveau - nicht weil ich für mein Cockpit bezahle oder weil mein Vater in der Formel 1 fuhr. Ich bin immer noch hier, weil ich für das Team eine Bereicherung darstelle."

Rücktrittsgedanken? "Nein", schüttelte "DC" den Kopf. Das Alter sei "nur eine Zahl, es ist nur genetisch bedingt. Ich bin immer noch topfit und mental fühle ich mich besser als je zuvor", versichert er - und schließlich sei auch Michael Schumacher "eben erst abgetreten, mit 37", schließlich habe Nigel Mansell mit 39 die Weltmeisterschaft gewonnen. Und deshalb möchte Coulthard in diesem Jahr auch "versuchen, ein Rennen zu gewinnen". Im Rahmen der Pressekonferenz im 'Hangar-7' stellte er sich auch einem kurzen Gespräch.

Frage: "Technikchef Adrian Newey erklärte, es hätte bei der Konstruktion des neuen Red-Bull-Renault RB3 sehr viel Input von dir gegeben. Was für ein Input ist das? Wie kann man sich dieses Einstreuen von Input vorstellen?"
David Coulthard: "Klarerweise werden jene Teile, die rund um den Fahrer gebaut werden, von der FIA, vom Reglement bestimmt. Andererseits sitzt du schon in der Entwicklungsphase in einem Modell des Autos und du kannst sehr wohl feststellen, wie gut beispielsweise das Cockpit passt, ob du dich darin wohl fühlst. So beeinflusst man dann doch das gesamte Gebinde. Du bist also bei der Entwicklung dabei - du begleitest die Entwicklung von diesem Modellstadium bis hin zum fertigen Auto, das zum ersten Mal auf die Rennstrecke fährt. Und der Fahrer ist die Stimme des Autos."

"Die Techniker verfügen über Technologie, mit welcher sie sehen können, was auf der Strecke passiert. Aber diese Technologie spricht nicht mit ihnen. Sie brauchen jemanden, der ihnen sagt: 'Ich fühle mich gut im Auto.' Das gibt ihnen Vertrauen und Zuversicht - und das wiederum benötigen wir alle, um unseren Job auszuüben, um unser Leben zu leben. Und das wiederum kann man nicht kaufen. Du entwickelst dieses Vertrauen schrittweise, um das Auto immer mehr so zu gestalten, dass du dich darin immer wohler fühlst. Das ist ein sehr wichtiger Teil der Fahrzeugentwicklung. Formel 1 ist ein Business der Menschen."

Coulthard weiß, wer hinter der Formel 1 steckt

Frage: "Ein Business der Menschen?"
Coulthard: "In der Formel 1 ist sehr viel Geld im Spiel. Es wird sehr viel Technologie entwickelt, aber letztendlich entsteht dieses viele Geld dadurch, dass jemand harte Arbeit leistet. Und die Technologie wird von jemandem kreiert, der ein neues Design oder ein neues Computerprogramm entwirft. Es stecken letztendlich immer Menschen dahinter. Das meine ich, wenn ich von einem Business der Menschen spreche."

"Du weißt mit Sicherheit Dinge, die du mit 16 noch nicht gewusst hast, oder?" David Coulthard

Frage: "Du hast mehrmals erklärt, dass Christian Klien deiner Meinung nach zu früh in die Formel 1 gekommen ist. Würdest du sagen, dass - in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Technikern, in Hinblick auf die Philosophie, die hinter der Entwicklung eines Formel 1-Fahrzeugs steckt - es für einen guten Piloten besser ist, wenn er, sagen wir, erst mit 28 in die Formel 1 kommt? Ist diese Erwachsenheit nötig, um ein guter Pilot sein zu können?"
Coulthard: "Wenn du dir Fernando Alonso oder Kimi Räikkönen ansiehst - sie kamen jung in die Formel 1, waren aber trotzdem erfolgreich. Aber diese Fahrer sind einzigartig - sie sind, wie sie sind. Was Christian betrifft: Er fährt sehr gut und sicher auch gut genug für die Formel 1, aber es fehlte ihm dann doch die Erfahrung, einen Grand Prix zu bestreiten oder ein Auto weiterzuentwickeln. Und diese Erfahrung kann jedoch sehr hilfreich sein. Ich sehe da keinen Unterschied zu unserem alltäglichen Leben. Du weißt mit Sicherheit Dinge, die du mit 16 noch nicht gewusst hast, oder?"

Frage: "Ja."
Coulthard: "Du hast mit 16 ganz anders gedacht und eine Entscheidung, die du damals getroffen hast, würdest du heute aus einem anderen Gesichtspunkt treffen, sie würde vielleicht anders aussehen - weil du auf Erfahrungen zurückgreifen kannst. Darum muss man eigentlich, wenn man immer noch über diese große Hingabe und die nötige Fähigkeit verfügt, mit dem Alter besser werden (lacht; Anm. d. Red.)."