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Cosworth kritisiert Pläne der FIA zur Energiespeicherung
Laut der privaten Motorenschmiede würde die Entwicklung der Systeme viel Geld verschlingen - den Entwicklungsstopp der Motoren sieht man dagegen positiv
(Motorsport-Total.com) - Gestern stellte FIA-Präsident Max Mosley Pläne des Automobilweltverbandes für die Zukunft der Formel 1 vor, die vor allem für eine umweltfreundlichere Formel 1 sorgen und wieder mehr Relevanz für die Serienproduktion der Automobilhersteller mit sich bringen sollen. Ein Bereich, den Mosley bereits für das Jahr 2009 angesetzt hat, sind Systeme zur Energiespeicherung beim Bremsen.

© Ford
Cosworth sieht bezüglich der Vorschläge der FIA noch Bedarf zur Nachbesserung
Die derzeit beim Bremsen schlicht in Wärme vernichtete Energie sollte laut dem Briten gespeichert und gesammelt werden und würde dem Piloten dann als zusätzliche Leistung beispielsweise bei Überholvorgängen wieder zur Verfügung stehen. Die entsprechenden Komponenten eines solchen Systems würden laut Mosley nicht mehr als 20 Kilogramm wiegen.#w1#
Entwicklung der Systeme würde viel Geld kosten
Die Umsetzung des Systems soll dabei nach den vorgestellten Plänen jedem Hersteller freigestellt sein: "Die Technologie, die in diesen 20 Kilogramm steckt, wäre vollkommen frei. Man kann frei entscheiden, ob das System hydraulisch ist, auf Trägheit basiert oder elektrisch ist", erklärte Mosley.
Genau in diesem Punkt sieht Cosworth, die letzte verbliebene private Motorenschmiede in der Königsklasse des Motorsports, jedoch ein Problem. Die großen Automobilhersteller hätten demnach alle Ressourcen und Mittel, um effiziente und ausgereifte Systeme zu entwickeln, während Cosworth sich dazu angesichts der zu erwartenden Kosten für die komplexen Systeme nicht in der Lage sieht.
"Aus unserer Sicht bringt das dem Rennsport keinen großen Mehrnutzen, und auch die Kunden, mit denen wir arbeiten, sind keine Motorenhersteller. Daher weiß ich nicht, ob sie oder wir das nötige Budget bereitstellen könnten, um uns dieser Art Herausforderung zu stellen", erklärte Cosworth-Geschäftsführer Bernard Ferguson gegenüber 'autosport.com'. "Ich denke, niemand kann auch nur eine Schätzung abgeben, wie viel so etwas kosten könnte."
Einheitliches System für alle Teams als Lösung
Daneben sind für Cosworth, die lediglich Rennmotoren bauen, auch die Synergien zur Serienproduktion kein Anreiz: "Ich denke, das Prinzip des Systems zur Energiespeicherung ist kein besonderer Anreiz für ein Unternehmen wie Cosworth, denn wir sind kein global agierender Automobilhersteller, wir sind lediglich ein Motorenbauer", meinte Ferguson.
Dabei lehnt der Cosworth-Geschäftsführer die Technologie an sich jedoch nicht ab, lediglich die Tatsache, dass jeder Hersteller sein eigenes System entwickeln würde, macht laut Ferguson keinen Sinn, weshalb er stattdessen vorschlägt, ein System von einem Unternehmen entwickeln zu lassen, dass dann alle Teams einsetzen könnten: "Wenn wir alle losziehen und unsere eigenen Systeme entwickeln, dann macht das nicht besonders viel Sinn", erklärte er. "Vielleicht sollte irgendjemand das System entwickeln, und wir alle würden das dann verwenden, ähnlich einem Lizenzverfahren."
"Wenn wir schließlich zwölf verschiedene Lösungen für ein einziges Problem haben und jeder ein Vermögen dafür ausgegeben hat, dann weiß ich wirklich nicht, wo darin die Vorteile liegen sollen", zeigte sich Ferguson davon überzeugt, dass andernfalls gerade das Bestreben Mosleys nach einer kostengünstigeren Formel 1 durch die gestern vorgestellten Pläne ad absurdum geführt werden könnte. "Man sagt mir, dass es der ganzen Welt zugute kommt, aber ich würde das doch ganz gerne etwas einschränken."
Motoreneinfrierung kommt Cosworth entgegen
Die sonstigen Bemühungen Mosleys zur Kosteneinsparung begrüße er jedoch. Das System der Homologierung der Motoren für einen Zeitraum von drei Jahren und der damit einhergehende Entwicklungsstopp würden gerade einer unabhängigen Firma wie Cosworth entgegen kommen. Aber auch die Kunden der Motorenschmiede könnten indirekt durch einen geringeren Kaufpreis der Motoren profitieren: "Die Einfrierung der Motorenentwicklung kommt uns entgegen, da bin ich mir sicher", erklärte er.
Außerdem sei er auch mit dem momentanen Stand des Cosworth-Aggregats zufrieden, das zur Homologierung herangezogen wird: "Bereits jetzt nach diesem Wochenende werden die Motoren eingefroren. Wir haben ein gutes Produkt, daher bin ich glücklich damit." Ein Problem sieht Ferguson jedoch im Übergangsjahr 2007, da die homologierten Motoren bislang erst ab 2008 vorgeschrieben sind.
"Worüber ich mir noch Gedanken mache, ist, dass wir zwar ab 2008 eine Einfrierung für drei Jahre haben, für 2007 jedoch nochmals enorme Ausgaben entstehen könnten", erläuterte er. Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass die Motoren für die kommende Saison mit großem finanziellen Aufwand weiterentwickelt werden, 2008 müssten dann jedoch alle Hersteller wieder auf den homologierten Stand von Mitte 2006 zurückkommen.
Hohe Ausgaben für die Motorentwicklung
"Ich würde es begrüßen, wenn alle den Schwachsinn darin sehen würden und wir das Ganze bereits für 2007 einführen ", äußerte Ferguson einen Alternativvorschlag. "Aber man weiß nie, was passieren wird, denn für 2007 müsste eine andere Instanz entscheiden als jene, die das Prinzip für 2008 eingeführt hat."
Währenddessen ringen einige der Automobilhersteller weiter um einen Gegenvorschlag zur Homologierung, um das ihrer Meinung nach zu stark einschränkende System noch zu kippen. Ferguson kann derartige Anstrengungen jedoch nicht nachvollziehen: "Meine persönliche Meinung ist, dass die Einfrierung gut ist, sie ist zu unserem Vorteil. Und wenn andere Leute es vorziehen, riesige Mengen Geld ausgeben, dann werden sie das nicht mögen."
Er selbst könne eine derartige Einstellung jedoch nicht nachvollziehen: "Ganz offen gesagt habe ich nie verstanden, warum die Leute so viel Geld dafür ausgeben, denn letztendlich haben die Hersteller einen großen Geldbetrag ausgegeben und die Leistung vielleicht um drei Prozent im Jahr gesteigert. Warum geben sie so viel Geld aus?", wunderte sich Ferguson abschließend.

