• 24.10.2010 17:23

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Button: WM-Wunder oder für Hamilton fahren?

Jenson Buttons WM-Chancen sind nur noch theoretischer Natur, weshalb McLaren von ihm erwartet, von nun an für Lewis Hamilton zu fahren

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button muss sich seit heute Kimi Räikkönen zum Vorbild nehmen: Den McLaren-Piloten trennen zwei Rennen vor Schluss 43 Punkte (umgerechnet ein erster und ein zweiter Platz) von der WM-Spitze - also fast genauso viel wie den "Iceman" im Jahr 2007. Damals gelang es Räikkönen in seinem ersten Ferrari-Jahr, das Blatt noch zu wenden und vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso Weltmeister zu werden.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Für Jenson Button hat sich das Thema Titelverteidigung wohl erledigt

Freilich waren es vor drei Jahren nur 17 Punkte, die Räikkönen vor Schanghai und São Paulo auf Hamilton fehlten, aber umgerechnet auf das heutige Wertungssystem (Faktor 2,5) wären das 42,5 Zähler. Der große Unterschied: Räikkönen hatte damals nur zwei Gegner vor sich, bei Button sind es gleich vier. Dass sich die alle vier noch Schnitzer erlauben werden, ist unwahrscheinlich, sodass er sich wohl mit dem Gedanken anfreunden muss, die Startnummer eins nur noch bis Abu Dhabi auf der Nase zu haben.

Schlechter Tag, gute Einstellung

"Nicht wirklich - da müssten alle anderen schon Ausfälle haben", entgegnet er auf die Frage, ob er noch realistische Chancen auf die erfolgreiche Titelverteidigung sieht. Ganz aufgeben will Button allerdings noch nicht: "Sag niemals nie, heißt es! Der Führende hat nicht gepunktet, was bedeutet, dass ich rechnerisch noch im Rennen bin. Aber ich habe so viele Gegner vor mir und liege meilenweit zurück, dass es fast unmöglich ist." Dennoch werde er "mit einem Lächeln" nach São Paulo fliegen und dort alles probieren.


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Südkorea


Sofern er darf, denn McLaren erwartet anscheinend, dass er sich nun für Teamkollege Hamilton opfert: "Bei uns liegt die Taktik auf der Hand", wird Teamchef Martin Whitmarsh von 'auto motor und sport' zitiert. Der Brite möchte keine Stallregie anwenden, "aber wir müssen unseren Fahrern eigentlich gar nichts sagen. Jenson wird Lewis seine Hilfe freiwillig anbieten - weil er weiß, dass wir ihn das ganze Jahr fair behandelt haben. Und weil er weiß, dass ihn nur noch ein Wunder retten kann..."

Nicht für Hamilton: Nur ein Scherz?

Jenson Button

Im heutigen Rennen gab Jenson Button keine besonders gute Figur ab Zoom

Frage an Button: Bist du bereit, von nun an für deinen Teamkollegen zu fahren? "Nein", entgegnet er und fügt mit einem Grinsen im Gesicht an: "Ich habe genug Punkte, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen." Wer jedoch weiß, wie gut die beiden letzten britischen Formel-1-Weltmeister bisher bei McLaren harmoniert haben, der kann sich kaum vorstellen, dass der amtierende Champion um jeden Preis versuchen wird, sich an diesen Strohhalm zu klammern - auch wenn ein Titel für Hamilton für seine Zukunft sicher nicht ideal wäre.

Heute erlebte Button einen "schrecklichen" Tag: "Es war unfahrbar, am Ende war ich das langsamste Auto auf der Strecke. Schade, denn ich hatte mich sehr auf dieses Rennen gefreut. Ich muss es mit einem Lächeln nehmen, denn wenn ich zu viel darüber nachdenken würde, würde ich mich tierisch ärgern." Der frühe Wechsel auf Intermediates sei auch "keine Strategie" gewesen, "sondern meine Reifen waren am Ende. Ich war nicht nur nicht schnell, sondern ich zerstörte auch noch die Reifen", ärgert er sich.