Button: "Wir müssen erst einmal abwarten"
McLaren-Fahrer Jenson Button sieht sich vor dem zweiten Saisonevent in einer guten Position, möchte aber keine Rennprognose für Sepang wagen
(Motorsport-Total.com) - Das erste Wochenende des Jahres lief für Jenson Button nicht nach Wunsch. Der Ex-Champion tat sich schwer damit, Felipe Massa zu überholen und handelte sich obendrein eine Strafe ein, als er bei einem seiner Versuche durch den Notausgang räuberte. Platz sechs in Melbourne war daher eher Schadensbegrenzung als ein Erfolg. Im Interview spricht Button darüber, was er sich für Malaysia vorgenommen hat und wie er die Enttäuschung von Australien vergessen machen will.

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Jenson Button möchte es in Malaysia mit den Red-Bull-Fahrzeugen aufnehmen
Frage: "Jenson, der zweite Saisonevent steht an. Was erwartest du dir vom Großen Preis von Malaysia? Wird es hier etwas enger zugehen als zuletzt in Australien?"
Jenson Button: "Ich weiß es nicht. Sebastian leistete in Melbourne gute Arbeit und hatte ein sehr gutes Auto. Ob dieses Fahrzeug auch hier in Sepang schnell ist, kann ich nicht sagen. Wir haben es hier mit einer ganz anderen Strecke zu tun."
"Es ist feucht und heiß und die Reifen werden hier auf eine harte Probe gestellt, denn es gibt einige schnelle Kurven. In Sepang ist eine gute Konstanz gefragt. Wenn du ein Auto hast, das sanft mit den Reifen umgeht, könnte das den entscheidenden Unterschied ausmachen - vielleicht noch mehr als die schiere Geschwindigkeit."
"Schauen wir einmal, wie es läuft. Vor uns liegt jedenfalls ein aufregendes Wochenende. In Australien lief nicht alles ganz optimal für mich zusammen, doch hier sollten wir ein gutes Rennen haben. Es ist uns gelungen, einige Teile zu optimieren, was in Melbourne noch nicht der Fall war. Wir sollten also etwas mehr Tempo an den Tag legen können."
Wo steht McLaren beim Sepang-Event?
Frage: "Könnt ihr es mit Red Bull aufnehmen oder ist Ferrari hier in Sepang euer direkter Gegner?"
Button: "Wir haben hier einige gute Updates am Start. Was die anderen Teams mitgebracht haben, weiß ich nicht. Wir müssen erst einmal abwarten, dann werden wir es sehen. Aufgrund des Reifenverschleißes wird das Rennen vor allem taktisch geprägt sein, nehme ich an. In Sepang ist es obendrein sehr heiß und überaus feucht."
"Meiner Meinung nach werden wir hier ein ganz anderes Rennen sehen als zuletzt in Melbourne. Wir hoffen natürlich darauf, Red Bull die Stirn bieten zu können. Ferrari und Mercedes werden ihrerseits ebenfalls solche Gedanken hegen. Ich würde die Red Bulls gerne unter Druck setzen. Sie waren nämlich weder in der Qualifikation noch im Rennen wirklich am Limit unterwegs."
Frage: "Warst du überrascht davon, dass Red Bull auch ohne KERS richtig schnell war?"
Button: "Nein, denn sie waren schon im Winter sehr gut unterwegs. Keine Ahnung, ob KERS ihrem Auto noch viel mehr Leistung verleihen kann. Ich kann nur sagen: Unser System funktioniert prima und bringt uns pro Runde einiges ein. Wie es diesbezüglich bei Red Bull aussieht, weiß ich nicht."
Frage: "Macht es dir Mut zu sehen, wie gut Lewis in Australien abgeschnitten hat? Dein Wochenende war zwar nicht besonders toll, aber konntest du trotzdem etwas Positives mitnehmen?"
Button: "In Melbourne waren wir nicht sicher, wo wir uns einordnen mussten. Unterm Strich waren wir aber sehr konkurrenzfähig. Nur Red Bull war schneller."
"Das Wochenende an sich war nicht schlecht, nur mein Rennen war frustrierend. Ich hing halt lange hinter Felipe fest, wurde aber noch Sechster. Immerhin holte ich so einige Punkte. Es hätte schlimmer sein können, allerdings auch etwas besser. Nun freue ich mich auf ein gutes Rennen in Malaysia. Es sollte eine interessante Geschichte werden. In Wirklichkeit beginnt hier die Saison."¿pbvin|512|3576|inside|0|1pb¿
Button ärgert sich über die Strafe in Australien
Frage: "In Australien hast du eine Durchfahrtsstrafe kassiert, weil du Felipe Massa nach dem Verlassen der Strecke nicht wieder vorbeigelassen hast. Wirst du ein solches Szenario in Zukunft anders handhaben?"
Button: "Das ist natürlich schon eine sehr harte und frustrierende Situation. Ich versuchte, Felipe zu überholen - und dabei ist es offenbar falsch, die Strecke zu verlassen. Ich hatte aber keine Chance, die Kurve noch zu kriegen, denn er drückte mich weit hinaus."
"Das ist aber schon okay. Als ich wieder zurück auf dem Kurs war, sah ich, dass Fernando an Felipe vorbeigegangen war. Ich hätte in diesem Fall gleich zwei Fahrzeuge durchlassen müssen. Ich dachte auch darüber nach, einen Vorsprung herauszufahren, um trotz meiner Durchfahrtsstrafe vor Felipe wieder ins Rennen zu gehen. Das alles war nicht einfach. Es war eine schwierige Situation."
"Das Team unterhielt sich mit Charly (Whiting, FIA-Rennleiter; Anm. d. Red.). Er meinte nur: 'Ich melde mich gleich wieder bei euch, um euch zu sagen, was zu tun ist.' Ich dachte schon, dass ich Felipe würde vorbeilassen müssen. So einfach ist das aber nicht. Und nach der Aussage von Charly hatte ich eben meine Zweifel."
"In den zwei Runden, welche die Rennleitung brauchte, um eine Entscheidung zu treffen, hatte Felipe bereits seinen Boxenstopp eingelegt. Dann war klar: Ich würde eine Strafe erhalten. So war es nun eben. Eine schwierige Geschichte, wobei zu diesem Zeitpunkt natürlich der Ärger überwog. Ich hätte ihn vorbeilassen sollen, doch das tat ich nicht."
Der verstellbare Heckflügel ist eine Hilfe, aber...
Frage: "Du hast in Melbourne rundenlang versucht, an Felipe Massa vorbeizugehen. Er blockierte dich aber immer wieder, was durch die neuen Regeln begünstigt wurde. Hätte er eine Strafe für seine vielen Spurwechsel kassieren sollen?"
Button: "Ich weiß nicht. So etwas hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Das war schon sehr beeindruckend. Ich vermute, er ist auf eine Blockade-Schule gegangen. Er leistete gute Arbeit darin, mich hinter sich zu halten. Das scheint erlaubt zu sein."
"Wahrscheinlich wäre sein Rennen besser verlaufen, wenn ich ihn frühzeitig überholt hätte. Es ist eine schwierige Situation. Ich versuchte es, doch es klappte nicht. Ich fand keinen Weg vorbei. Als es schließlich gelang, war ich neben der Strecke und das war falsch. Ich wurde bestraft und das geht schon auch in Ordnung. Jetzt muss ich zurückschlagen."
Frage: "Über Funk hast du die Spurwechsel von Massa beanstandet. Konntest du dir das Rennen in der Zwischenzeit noch einmal ansehen? Gibt es neue Eindrücke dazu?"
Button: "Da geht natürlich eine Menge vor sich. Mit den neuen Heckflügel ist es so: Man verliert einiges an Abtrieb und gewinnt viel Geschwindigkeit. Man holt nun viel schneller auf den Vordermann auf. Wenn das Auto vor dir dann auch noch unterschiedliche Linien nimmt, wird es umso schwieriger."
"Überholen ist nicht einfach, klar. Jetzt hat man aber halt die Sorge, dem Vordermann ins Heck zu knallen. Daran und an die Unterschiede beim Tempo muss man sich vermutlich erst einmal gewöhnen. Felipe wollte mich hinter sich halten und das ist ihm auch gelungen. Für mich war das sehr ärgerlich und schade. Es hat aber schon auch Spaß gemacht."
Frage: "Könnte es an diesem Wochenende größere Probleme geben? Die Gerade, auf welcher der verstellbare Heckflügel zum Einsatz gebracht wird, ist deutlich länger..."
Button: "Allerdings. Hier sollte das Überholen unterm Strich aber deutlich einfacher vonstatten gehen - auch ohne den neuen Heckflügel. Gegen einen Ferrari anzutreten war aber noch nie eine einfache Nummer."
Die Hitze ist das bestimmende Thema
Frage: "An diesem Wochenende dreht sich alles um Hitze und Luftfeuchtigkeit. Wie sehr beeinflusst all dies die Konzentration im Auto?"
Button: "Es ist sehr anstrengend, speziell im Rennen ist es hart. Sepang ist vielleicht das härteste Rennen für uns Fahrer. Egal, was man macht, man gewöhnt sich nur schwer an die hohe Luftfeuchtigkeit. Die Hitze ist ein großes Problem. Davor muss man sich entsprechend schützen und vor allem viel trinken. Wichtig ist, die Ruhe zu bewahren."
Frage: "Wie entwickelt sich diese Situation im Rennen? Je länger der Grand Prix dauert, umso härter wird es wohl..."
Button: "Von Anfang an ist es eine harte Nuss. Bei der Fahrt in die Startaufstellung fährt man ganz langsam und es kommt kaum frische Luft ins Cockpit. Es ist einfach nur heiß. Selbst im Rennen gibt es keine kühle Luft."
"Man hat also auch auf den langen Geraden ein paar Schwierigkeiten damit, normal zu atmen. Sollte dann noch deine Wasserflasche ausfallen, hast du ein großes Problem. Das ist mir schon einmal passiert und ich trocknete schier aus. Man fängt an zu zittern und deine Augen sehen nicht mehr alles klar. Das kann gefährlich sein."
Frage: "Was erwartest du von den Reifen? Hier in Sepang wird es vermutlich anders sein als in Melbourne..."
Button: "Ja. Australien war eine positive Überraschung, was die Reifen anging. Pirelli hat gute Arbeit geleistet, denn sie hatten vor der Saison nicht allzu viel Zeit, um ihre Produkte zu testen. Ich war überrascht, wie wenig Verschleiß wir hatten."
"Das Ziel war ja schließlich, stark nachlassende Pneus zu haben und größere Unterschiede zwischen weichen und harten Mischungen zu generieren. Vielleicht lag das aber auch nur am Kurs von Melbourne. Hier in Sepang wird der Verschleiß sicher größer ausfallen. Es gibt viele interessante Ansätze für die Boxenstrategie."

