Button: "Monte Carlo ist eine etwas andere Nummer"
McLaren-Fahrer Jenson Button spricht in seiner Medienrunde über den "Mythos Monaco", Fehler im Team und die Situation in der Gesamtwertung
(Motorsport-Total.com) - Drei aus fünf: Jenson Button punktete in diesem Jahr nicht in jedem Rennen, was den britischen McLaren-Piloten bereits einiges an Boden kostete. Trotzdem zeigt sich der Weltmeister von 2009 vor dem Großen Preis von Monaco sehr zuversichtlich, schließlich liebt er diesen Grand Prix und hat ihn auch schon einmal gewonnen. In seiner Medienrunde spricht Button über den speziellen Reiz eines Rennens im Fürstentum und über seine Aussichten in der WM-Gesamtwertung der Formel 1.

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Jenson Button ist sich der Fehler aus den vergangenen Rennen wohl bewusst
Frage: "Jenson, du hast auf dem einzigen Stadtkurs gewonnen, den die Formel 1 in diesem Jahr schon besucht hat. Monte Carlo ist aber eine etwas andere Nummer. Was denkst du vor dem Beginn dieses Wochenendes?"
Jenson Button: "Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich denke, wir alle lieben es, durch die Straßen von Monaco zu fahren. Es ist einer dieser Kurse, die keinen Fehler verzeihen."
"In Melbourne kannst du dir vielleicht noch einen Schnitzer erlauben, doch hier bedeutet dergleichen schlichtweg 'Game Over'. Monte Carlo macht sehr viel Spaß, selbst im Simulator. Der Spaßfaktor ist beim Fahren einfach noch viel größer als auf anderen Strecken. Ich freue mich schon sehr darauf, am Freitag endlich loszulegen."
Die Vorfreude ist groß
Frage: "Kannst du aus der Arbeit im Simulator schließen, dass das Auto in Monte Carlo konkurrenzfähig sein wird?"
Button: "Nun, das Fahrzeug fühlte sich im Simulator sehr gut an. Schauen wir einmal, wie sich die Situation hier auf der Strecke darstellt. Du musst in jedem Fall große Vorsicht walten lassen, denn der Kurs verbessert sich im Verlauf des Wochenendes."
"Es ist zudem der einzige Ort, an dem wir schon donnerstags fahren. Danach haben wir einen Tag frei und die Straßenautos fahren über die Strecke. Am Samstag steigt dann die Qualifikation. Da musst du aufmerksam sein und darfst dich nicht zu unbedarft verhalten. Das Überholen ist hier nicht so einfach."
Frage: "Nach dem vergangenen Jahr hast du hier sicherlich noch eine offene Rechnung ..."
Button: "Ja, wir haben uns erst wieder mit dem Rennverlauf von 2011 vertraut gemacht. Man könnte sagen, dass der Abbruch zum Schluss dafür gesorgt hat, dass unsere Chancen auf den Sieg ein bisschen vermindert wurden."
"Egal, das liegt nun in der Vergangenheit. Wir sind hier, weil wir es auf ein gutes Ergebnis abgesehen haben. Ob das drin ist, wird sich zeigen. Es ist so gesehen nicht anders als an jedem anderen Wochenende sonst. Die Situation gestaltet sich von Rennen zu Rennen derart unterschiedlich. Pastor (Maldonado; Anm. d. Red.) hatte sich in Bahrain noch auf Rang 17 qualifiziert, glaube ich."
"In Barcelona qualifizierte er sich dagegen auf Platz zwei. Ich denke nicht, dass sich so viel verändert hat. Es ist schwierig. Aus Fahrersicht ist Monte Carlo eine etwas andere Nummer. Die Erfahrung spielt hier eine ziemlich wichtige Rolle. Entscheidend ist auch, das Auto auf einem solchen Kurs wirklich zu verstehen. Hoffentlich gelingt uns das bis Samstag."
Frage: "Nach dem Spanien-Rennen konntest du nur mit dem Kopf schütteln, weil es offenbar nicht so lief, wie du dir das gedacht hattest. Habt ihr eure Probleme in den Griff gekriegt?"
Button: "Bisher habe ich das Auto noch nicht gefahren, also nein, ich weiß es nicht. Ja, wir haben gemeinsam mit den Ingenieuren einen Blick in die Daten geworfen. Es gibt ein paar Dinge, von denen wir glauben, ein paar Fehler gemacht zu haben. Trotzdem müssen wir abwarten und schauen, wie sich das Auto hier anfühlt."
McLaren auf Fehlersuche
Frage: "Die jüngsten Rennen waren nicht gerade berauschend. Es gab ein paar Fehler seitens des Teams. War das ein Thema in der Fabrik?"
Button: "Na klar. Jeder macht Fehler. Wir haben ein paar gemacht, doch damit wirst du nicht Weltmeister. Wichtig ist, daraus zu lernen und weiterzumachen. Es geht darum, sicherzustellen, dass sich dergleichen nicht wiederholt."
"Wir haben das Team dahingehend auch ein bisschen umstrukturiert. Wir als Team müssen schauen, was wir speziell bei den Boxenstopps tun können. Wir haben hier einige Verbesserungen am Start, die uns ziemlich helfen sollten. Es kommt auf Konstanz und Tempo an. Hier ist es eh etwas Besonderes: In Monaco brauchst du eine gute Qualifikation, einen guten Start und gute Boxenstopps."
Frage: "Verläuft die Saison bisher so, wie du es erwartet hast? In fünf Rennen gab es fünf Sieger - und auch du hast 2012 schon gewonnen ..."
Button: "Nein, dergleichen hatte ich nicht erwartet. Wir gingen zuversichtlich in die Saison, denn wir hatten einen guten Winter gehabt. Die Saison begann stark für uns. Eben wie wir es uns erhofft hatten. Seither war es sehr durchwachsen für uns."
"Wir waren schnell in Malaysia und schnell in China, aber in Bahrain und Spanien waren wir zumindest im Renntrimm nicht konkurrenzfähig. Das ist seltsam und schwer nachvollziehbar. Wir hatten geglaubt, dass uns die Hitze vor Probleme stellt, doch die beiden jüngsten Rennen waren heißer als die vorangegangenen. Wir versuchen noch immer, herauszufinden, was Sache ist."
Frage: "Die Meisterschaft ist jedenfalls noch vollkommen offen ..."
Button: "So ist es. Ich habe aber schon in zwei Rennen keine Punkte geholt. Das ist sehr seltsam. Es ist so schwierig, schlau daraus zu werden. Du musst einfach bereit sein. Manchmal scheint das Auto zu funktionieren, manchmal nicht. Wichtig ist, keine Fehler zu machen. Dann bist du vorn mit dabei."
Wie halten die Reifen in Monte Carlo?
Frage: "Bist du im Hinblick auf die Reifen ein Zocker oder wartest du darauf, bis die letzte Karte aufgedeckt wird?"
Button: "Ich war eigentlich immer gut darin, doch in diesem Jahr haben wir anscheinend ein paar Probleme damit, die Reifen zu verstehen. Ich denke, da sitzen wir alle im selben Boot."
"Hoffentlich sehen wir vor dem Qualifying klarer, denn Monte Carlo kann die Reifen schon sehr intensiv rannehmen. Auf einmal sind die Pneus dann hinüber. Das sahen wir 2009 bei Sebastian Vettel, aber nicht nur damals. Wir hoffen einfach, ein besseres Reifenverständnis zu haben, als dies an den vergangenen Wochenenden der Fall war."
Frage: "Sebastian Vettel fuhr im vergangenen Jahr 50 Runden auf der weichen Mischung. Denkst du, das wäre auch mit den aktuellen Reifen möglich?"
Button: "Waren es bei ihm wirklich 50 Runden oder kam ihm da die rote Flagge dazwischen? Es waren 50 Runden? Okay, cool. Es sah jedenfalls ganz nach einem sehr aufregenden Zieleinlauf aus. Ich weiß nicht, was passiert wäre. Vielleicht wären wir alle in Kurve eins in der Leitplanke gelandet. Wir werden es nie erfahren. So kam es nicht, weil das Rennen ja unterbrochen wurde."
Frage: "Das Wetter könnte am Sonntag für eine nasse Strecke sorgen, vielleicht auch schon am Samstag. Gut für euch?"
Button: "Ich werfe alle zwei Stunden einen Blick auf die Wettervorhersage. Sie verändert sich ständig. Am Dienstag hieß es noch, es würde Samstag und Sonntag regnen, jetzt soll es nur am Samstag regnen oder gar nicht, und erst am Montag."
"Schauen wir einmal, was passiert. Im Qualifying hat man es natürlich gern trocken, weil es ein solcher Kick ist, wenn man das Auto ans Limit bringt. Das lieben wir. Im Nassen ist es ganz anders, doch wir würden trotzdem das Beste daraus machen."
Frage: "Ich habe hier zehn Euro für dich, aber die musst du auf den Fahrer setzen, von dem du glaubst, dass er hier gewinnt ..."
Button: "Ich! Einhundert Prozent."
Frage: "Dann nimm das Geld ..."
Button: "Nein. Ich nehme kein Bargeld (lacht; Anm. d. Red.)."
Ein Traditionskurs, der Freude macht
Frage: "Zurück zu Monaco: Dieser Kurs ist etwas Besonderes, nicht wahr?"
Button: "Ja. Wir alle lieben es, hier durch die Straßen zu fahren. Es ist eine ungewöhnliche Strecke, denn die Leitplanken stehen so nah. Fehler werden nicht verziehen. Es ist ein Traditionskurs. Das ist gut."
"Wir lieben solche Orte - Suzuka, Spa-Francorchamps. Die Strecke an sich hat sich nicht viel verändert, doch es gibt nun bessere Auslaufzonen. Das macht viel Spaß. Wenn du hier im Qualifying alles aus dem Auto herausholen kannst, dann ist das einfach nur toll. Das lieben wir. Dann realisierst du, dass du einen Formel-1-Rennwagen mit 750 PS zähmst. Und das in den Straßen hier. Das ist beeindruckend."
Frage: "Du hast hier schon gewonnen. Wie aufregend ist dieser Kurs und wo sind die Schlüsselstellen?"
Button: "Es ist der gesamte Kurs. Es ist völlig verrückt, hier mit einem Formel-1-Auto herumzufahren. Uns macht das aber sehr viel Spaß. Es gibt hier zwar nicht sehr viele schnelle Kurven, doch die sind sehr aufregend. Die Schwimmbad-Passage ist toll, aber auch der Hügel beim Kasino. Du musst dich herantasten, denn sonst schlägt dieser Ort zurück, wenn du nur einen kleinen Fehler machst. Deshalb ist es so spannend."
Frage: "Am Ausgang des Tunnels wurden ein paar Bodenwellen entfernt. Ist das gut oder schlecht für das Überholen an dieser Stelle?"
Button: "Nun, wir hatten schon 2011 kein DRS an dieser Stelle und auch in diesem Jahr ist das der Fall. Das ist gut so. Es wurden aber auch die Reifenstapel verschoben, in die Perez eingeschlagen war. Auch das ist gut. In den Auslaufzonen wurde zudem etwas Sand in die Farbe gemischt. Das sollte dabei helfen, die Autos rascher abzubremsen. Ebenfalls eine gute Sache."

