• 26.05.2013 20:20

  • von Dieter Rencken

Button: "Das hat mich etwas erschreckt..."

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über das ereignisreiche Rennen in Monaco und über sein enges Duell mit seinem Teamkollegen Sergio Perez

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button gegen Sergio Perez. Dieses Duell hat beim Großen Preis von Monaco eine Neuauflage erfahren. Das McLaren-Duo überholte sich auf dem schwierigen Stadtkurs von Monte Carlo gegenseitig, kam sich dabei aber einmal mehr recht nahe. In seiner Medienrunde spricht Button über das Verhalten seines Teamkollegen im Zweikampf und erklärt, wie sich das Rennen aus seiner Sicht dargestellt hat. Seine Hoffnungen setzt Button vor allem in das nächste Rennen in Montreal.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button hatte seinen Spaß beim Monaco-Rennen - und er wurde Sechster Zoom

Frage: "Jenson, in diesem Rennen ging unheimlich viel vor sich. Wie war deine Stimmung, als du über die Ziellinie gekommen bist?"
Jenson Button: "Die ersten Runden waren gut. Da hatte ich viel Spaß. Ich versuchte, ein paar Leute zu überholen. Es lief auch ziemlich gut. Dann kamen der Boxenstopp, die Safety-Car-Phase und was auch immer. Das warf mich ein bisschen zurück."

"Ich probierte ein Manöver gegen Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) in der Haarnadel und erwischte ihn leicht am Hinterrad. Da habe ich nicht so gut aufgepasst und Checo (Perez; Anm. d. Red.) überholte mich richtig gut, weil ich mich noch um den Frontflügel sorgte. Das Manöver geschah dann in der Schikane nach dem Tunnel."

"Nach der Unterbrechung hat Sutil in der Haarnadel ein tolles Manöver gezeigt. Ich hatte nicht gedacht, dass dergleichen möglich sein würde, denn ich hatte es ja schon mit Fernando probiert und es hatte nicht geklappt. Ich muss daher sagen: gutes Manöver. Zwei Runden später hat er es mit Fernando genau gleich gemacht."

Button überholt Alonso

"Es sah nicht besonders gut aus. Es war aber auch eines dieser Rennen in Monaco, in denen du erst einmal ins Ziel kommen musst, um ein Ergebnis einzufahren. In den letzten Runden gerieten Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) und Checo aneinander. Dann ging es hin und her, weil sie mit beschädigten Autos kämpften. Ich schnappte mir Fernando innen in der Rascasse. Das war cool."

"Als wir frei fahren konnten, waren wir recht gut unterwegs." Jenson Button

"Und so kam ich letztendlich als Sechster ins Ziel. Das war okay. Was kann ich sagen? Als wir frei fahren konnten, waren wir recht gut unterwegs. Das ist das Wichtigste. Meistens waren wir aber kollektiv langsam, weil die Anderen so sehr auf das Reifenschonen aus waren. Das ist gewissermaßen enttäuschend, denn eigentlich willst du ja sehen, zu was die Autos in der Lage sind."

"Es macht immer viel Spaß, ein Auto auf dieser Strecke ans Limit zu bringen. Wir nehmen trotzdem ein paar positive Dinge mit zum nächsten Rennen. Dann sind wir ja wieder auf einer eher normalen Strecke. Schade, dass wir nicht mehr Punkte mit Checo geholt haben, denn er war ja nicht im Ziel. Das hätte dem Team gutgetan, aber ich habe ja recht gut gepunktet. Das ist nicht so schlecht."

Der Teamkollege wird "angeschwärzt"

Frage: "Du hast dich während des Rennens ziemlich über deinen Teamkollegen Sergio Perez ereifert. Du meintest, er hätte es zu sehr darauf angelegt..."
Button: "So war es. Ich war auf der Innenseite neben ihm, da hat er die Schikane abgekürzt. Das hat er später noch einmal gemacht. Es ist aber egal, wer so etwas veranstaltet, Teamkollege oder nicht. So was meldest du am Funk. Klar ist er mein Stallgefährte, aber ich muss sagen, was passiert ist. Und ich werde es nicht einfach dabei belassen, wenn jemand die Schikane abgekürzt hat."

"Ihm wurde dann von der FIA gesagt, dass er mich durchlassen soll. Das ist der Standard. Später ging es ihm mit Fernando genau so. Er war auf seiner Innenseite, Fernando schoss geradeaus in der Schikane und musste anschließend Checo wieder vorbeilassen. So ist es halt hier in Monaco. Du machst halt Druck. Und es gab heute ein paar richtig gute Manöver, von vielen Leuten."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Monaco


"Checo hat beim Überholen gute Arbeit geleistet, wenn man mal vom letzten absieht. Es war ein ungewöhnlicher Monaco-Grand-Prix bei diesen ganzen Kämpfen. Das ist aber gut zu sehen. Ich denke, das lag daran, dass die Autos ganz vorn so langsam gefahren sind. Es gab einen regelrechten Stau. Monaco ist aber immer ein bisschen ein verrücktes Rennen. Da ist es schon wichtig, das Auto in einem Stück zu halten."

Frage: "Ist das ein Thema, das ihr mit der Teamleitung besprechen müsst, oder ist es nicht so schlimm wie beim letzten Mal?"
Button: "Nein. Es ist nichts im Vergleich zum letzten Mal. Da waren viele Emotionen im Spiel. Es ist doch aber vollkommen normal, dass du das bei Niemandem durchgehen lassen willst. So ist es. Und es war das Richtige. Wie ich schon sagte: Checo ist ein gutes Rennen gefahren. Schade nur, dass wir nicht mehr Punkte für das Team geholt haben."

Frage: "Bist du wütend darüber, dass dich Sergio Perez nach der Situation mit Fernando Alonso überholt hat?"
Button: "Nein. Er hat ja ein gutes Manöver gezeigt, als er mich überholt hat. Das war gut. Ich hatte mich darüber beschwert, dass er anfangs abgekürzt hatte. Das machst du halt, wenn du innen neben einem Konkurrenten bist und der mal direkt geradeaus fährt. So ist das in diesem Sport."

Frage: "Serio Perez schien heute besonders aggressiv zu sein..."
Button: "Als ich in die Rückspiegel schaute, sah ich nur sehr viel Qualm. Das hat mich etwas erschreckt. Ich ließ ihm Platz. Ich dachte, er würde geradeaus schießen, doch er schaffte es, das Auto zu verzögern und kam auch durch die Kurve. Das war gut."

"Dergleichen hatte ich mit ihm in der ersten Runde veranstaltet. Da fuhr er aber geradeaus und musste mich wieder vorbeilassen. Wir hatten einen tollen Kampf. Er ist schnell. Das hat er heute wieder mal gezeigt. Mutig ist er ebenfalls. Ich dachte auf der ersten Runde, dass es etwas zu eng zwischen uns war. Doch das war schon okay. Wir sind ja nicht kollidiert. Es ging hin und her, aber so ist Monaco. Die Fans hatten sicher ihren Spaß."

Button: In Kanada wird alles besser - hoffentlich

Frage: "Hast du als Fahrer bei den Safety-Car-Phasen oder bei der Unterbrechung eigentlich die Chance, dich in irgendeiner Weise zu sammeln und neu durchzustarten?"
Button: "Nun, in diesem Rennen hat mir all das nicht geholfen. Manchmal ist es eine Hilfe, manchmal nicht. Es schien vor allem Fernando ziemlich zu treffen. Du ziehst manchmal halt einen Vorteil daraus, manchmal nicht. So läuft es. Das Endergebnis ist okay, es gab gute Punkte. Platz sechs ist eigentlich eine Erleichterung."

Frage: "Gibt es etwas besonders Positives, das du aus diesem Rennen mitnimmst?"
Button: "Ja. Es gibt Positives. Das haben wir am Samstag gezeigt. Checo stellte das Auto auf den siebten Platz. Das war eine gute Leistung. Wir hätten weiter vorn stehen können. Wir hatten es auf Platz fünf abgesehen. In Q3 gab es aber ein technisches Problem."

"Wir sind zwar noch nicht wieder ein Spitzenteam, doch wir arbeiten hart und machen Fortschritte." Jenson Button

"Das Auto vermittelte an diesem Wochenende jedoch ein gutes Gefühl. Das ist gut. Wir sind zwar noch nicht wieder ein Spitzenteam, doch wir arbeiten hart und machen Fortschritte. Und wir sehen definitiv Verbesserungen. Wo wir mit dem Auto hinkommen, sehen wir wahrscheinlich schon in Kanada. Das ist wieder eine eher normale Strecke. Schauen wir einfach mal."

Frage: "Und was rechnest du dir für Kanada aus?"
Button: "Nun, entweder läuft es dort richtig gut für mich oder richtig schlecht. 2012 war schrecklich. Ich hoffe, dieses Mal geht es eher in die Richtung von 2011. Wir kennen aber die Gründe, warum es im vergangenen Jahr nicht so lief."

"Ich bin gespannt, ob sich unsere Fortschritte auch dort bemerkbar machen oder ob das nur ein Monaco-Phänomen war. Unsere Fortschritte sind aber in jedem Fall noch nicht groß genug. In einem so konkurrenzfähigen Sport ist das aber nicht einfach."