• 04.07.2015 17:58

  • von Dominik Sharaf

Budgetobergrenze: Mercedes plötzlich doch interessiert

Toto Wolff ist an einer freiwillige Kostenbremse gegen Entwicklungsfreiheiten interessiert, aber nicht überzeugt - Antriebe nicht so teuer wie behauptet wird

(Motorsport-Total.com) - Vor einiger Zeit mied Mercedes eine Budgetobergrenze noch wie der Teufel das Weihwasser. Doch in der Formel-1-Krise weichen viele Dogmen auf, darunter offenbar auch dieses. Toto Wolff zeigt sich im Gespräch mit 'Forbes' verhandlungsbereit, wenn es um ein Kostenlimit geht. Zumindest dann, wenn es sich nach dem Modell des Ex-FIA-Präsidenten Max Mosley richtet und sich ihm nicht jeder unterwerfen muss. "Ich halte Max' Idee für interessant", unterstreicht der Mercedes-Motorsportchef.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Toto Wolff macht sich seine Gedanken über die Zukunft der Formel 1 Zoom

Der Vorschlag im Detail: Das Geld aus den allgemeinen Einnahmetöpfen der Formel 1 soll unter den Teams gleichmäßiger verteilt werden. Dazu können sich Mannschaften einer Budgetobergrenze - er nennt 85 Millionen Euro pro Jahr als Beispiel - verschreiben und erhalten im Gegenzug mehr Freiheiten bei der technischen Entwicklung. "Wenn man sie einhalten will und darauf vorbereitet ist, dann würde das etwas mehr Entwicklung möglich machen", hält Wolff das Vorhaben des Briten für realistisch.

Trotzdem wittert der Österreicher Probleme: "Ich glaube, dass der Teufel im Detail schlummert. Es geht darum, wie sich das Modell in die Regeln einfügen soll." Hinzu kommt, dass eine Änderung nur dann mögliche wäre, wenn sich die Teams einig sein sollten. Mit Mercedes ist längst nicht jeder Skeptiker bekehrt, denn auch Ferrari, Red Bull und McLaren werden bei dem Thema mindestens räuspern.

Wolff macht klar, dass die Silberpfeile nicht zu den Teams gehören, die aufgrund ihrer finanziellen Lage unbedingt auf eine Kostenbremse angewiesen sind. "85 Prozent unserer Kosten werden durch den laufenden Umsatz gedeckt. Wir schreiben fast die schwarze Null."

Der Motorsportchef widerspricht außerdem der gängigen Kritik, dass die neue Generation der Hybridantriebe schuld an den finanziellen Problemen einzelner Teams sei. Er beziffert die Aufwendungen, die Kunden leisten mussten beziehungsweise müssen, auf 14 Millionen Euro pro Jahr für die V8-Triebwerke und 16,5 Millionen für die V6-Turbos. "Es gehen falsche Zahlen um. Es sind zwischen 15 und 20 Prozent mehr. Keine Ahnung, woher die anderen Werte stammen", sagt Wolff.