Briatore: "Es läuft etwas falsch"

Flavio Briatore kritisiert die hohen Kosten und die neuen Teams in der Formel 1 - Ohne drastische Veränderungen blüht keine rosige Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Flavio Briatore hat in seiner Zeit als Teamchef viel erlebt. Der Italiener kennt das Business ausgezeichnet und zählt mit vier Fahrer- und drei Konstrukteurstiteln zu den erfolgreichsten seiner Branche. Trotz der Einsparungsversuche seitens des Automobilweltverbandes FIA und der Teamvereinigung FOTA sagt Briatore der Formel 1 keine große Zukunft voraus, wenn sich nicht drastisch etwas ändert.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore hat keine Lust auf einen Posten als Teamchef

"Die Formel 1 ist derzeit sehr verworren und es werden sicher einige Veränderungen kommen", wird Briatore von 'Autosport' zitiert. "Es wird Druck zu Änderungen geben, denn so wie es jetzt ist, sehe ich keine große Zukunft. Kleine Probleme gibt es überall: Das Spektakel ist schwach und unter normalen Bedingungen vorhersagbar."#w1#

Briatore hat mitverfolgt wie gegen Ende der Neunzigerjahre die Budges explodierten. Trotzdem schaffte es der Italiener mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln Fernando Alonso zum WM-Titel zu führen. Die Entscheidungen der FIA kritisiert der 60-Jährige weiterhin: "Als wir auf drei Autos pro Teams beharrten, öffnete der Verband die Tür für neue Teams. Diese hatten keine Budgetgarantien. Ich denke, dass war eine schlechte Entscheidung."

"Wir haben jetzt Rennställe in der Formel 1, die eine oder zwei Sekunden schneller sind als die besten GP2-Teams", vergleicht der Ex-Renault-Teamchef. "Aber um diese zwei Sekunden schneller zu sein, geben sie 60 bis 70 Millionen Euro aus. Eine GP2-Mannschaft kommt mit drei Millionen pro Jahr aus. Da läuft doch etwas falsch!" Inwieweit die langsamsten Formel-1-Autos schneller sind als die besten GP2-Boliden wird sich in Barcelona herausstellen. Dort startet die GP2 ihre Hauptserie und die anspruchsvolle Pistenführung wird gute von schlechten Fahrzeugen trennen.


Fotos: Großer Preis von China


Neben den Kosten ist Briatore auch das mangelnde Spektakel auf der Strecke bei normalen Bedingungen ein Dorn im Auge. "Man muss die Technologie der Autos mit der Rennaction im Kopf planen, nicht anders herum." Das hatte zwar die "Arbeitsgruppe überholen" im Sinn als die Regeln für 2009 stark geändert wurden, aber Zweikämpfe wurden dadurch unter normalen Bedingungen nicht gefördert.

Nach dem beigelegten Rechtsstreit mit der FIA über die "Crashgate"-Affäre von Singapur 2008, dürfte Briatore ab 2013 wieder in der Königsklasse arbeiten. Auf eine Rückkehr als Teamchef hat der Italiener derzeit aber keine Lust. "Nach sieben WM-Titel würde ein achter auch nichts ändern Ich denke, dass die Siege mit Renault 2005 und 2006 ein Wunder waren, und man kann nicht immer Wunder vollbringen. So wie die Formel 1 jetzt ist, genieße ich es nicht mehr. Das Adrenalin ist einfach nicht mehr da. Ich vermisse die Formel 1 überhaupt nicht."