• 30.05.2006 10:42

  • von Adrian Meier

Brawn war von Anfang an von Schumacher begeistert

Ferraris Technischer Direktor ist nach wir vor von Einstellung und Schnelligkeit seines Schützlings angetan - Betrugsvorwürfe sind nicht gerechtfertigt

(Motorsport-Total.com) - Nach seiner Streckenblockade im Qualifying zum Grand Prix von Monaco wurde Michael Schumacher von vielen Fahrern und Teammitgliedern kritisiert, einzig Ferrari stellte sich geschlossen hinter den siebenfachen Weltmeister. So verteidigte auch Ross Brawn, Technischer Direktor der "Roten", den Deutschen, mit dem er fast während seiner gesamten Formel-1-Karriere zusammengearbeitet und diverse Höhen und Tiefen erlebt hat.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn und Michael Schumacher

Arbeiten seit langer Zeit zusammen: Ross Brawn und Michael Schumacher

Doch bereits vor Schumachers Einstieg in die Königsklasse des Motorsports kannte Brawn den schnellen Nachwuchsfahrer Schumacher: "Ich kannte Michael lange bevor er in der Formel 1 anfing", wird der 51-Jährige vom 'Guardian' zitiert. "Ich begegnete Michael, als wir 1989 und 1990 gegen ihn in Sportwagenrennen angetreten sind, als ich in der Gruppe C bei Jaguar arbeitete."#w1#

Zusammenarbeit seit 1991

"Ich kannte Michael lange bevor er in der Formel 1 anfing." Ross Brawn

Schumacher bildete damals zusammen mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger ein Junior-Team von Mercedes, doch sein jetziger Schützling habe sich schon damals deutlich von der Konkurrenz abgehoben: "Michael war so viel schneller als die anderen Fahrer, so dass wir froh waren, dass Mercedes demokratisch an die Nominierung der Piloten heranging - wenn ich das Team geführt hätte, hätte ich ihn die ganze Zeit das Auto fahren lassen", schwärmt Brawn.

In der Formel 1 arbeitete der Brite dann bereits 1991 mit Schumacher zusammen. An den ersten Sieg des Kerpeners kann sich Brawn noch genau erinnern: "Im Grand Prix von Belgien 1992 fuhr er auf einer nassen, aber abtrocknenden Strecke hinter seinem Teamkollegen Martin Brundle her, als er die Box angefunkt hat, dass Martins Hinterreifen nicht mehr gut aussehen und er an die Box kommen und seine eigenen Reifen wechseln möchte."

"Er war einer der ersten Fahrer, die zum Wechsel hereinkamen, wir hatten also keinerlei Referenzzeiten", fährt Brawn fort. "Aber Michael hatte das perfekte Timing, fuhr raus, machte eine Runde auf alle anderen gut, und das war sein erster Rennsieg", erinnert er sich voller Begeisterung.

Arbeitseinstellung motiviert das ganze Team

Doch das Qualifying von Monaco am vergangenen Wochenende war nicht der erste zwielichtige Vorfall, in den Schumacher und sein jeweiliges Team in seiner Karriere involviert waren. Bereits 1994 bei Benetton gab es Anschuldigungen wegen verschiedener Vergehen. Brawn wehrt sich jedoch gegen Vorwürfe, der siebenfache Weltmeister habe sich in seiner Karriere oftmals nicht korrekt verhalten.

"Von Anfang an war Michael immer sehr angestrengt und fokussiert." Ross Brawn

Als 1994 die Vorwürfe gegenüber Benetton erhoben wurden, habe man Schumacher die Situation erklärt, "und er hat verstanden, dass wir nichts falsch machten, und von da an stand er komplett hinter uns". Darüber hinaus habe auch kein Teammitglied, das den Rennstall seitdem verlassen hat, jemals berichtet, dass man damals betrogen hätte, fügt Brawn zufrieden hinzu. "Das sagt doch alles."

Beeindruckt war der Brite seit dem Beginn Schumachers Karriere von dessen Einstellung zu seinem Beruf, die alle Teammitglieder immer wieder neu motiviere: "Von Anfang an war Michael immer sehr angestrengt und fokussiert. Seine Arbeitseinstellung war damals die gleiche wie jetzt: Immer der letzte Fahrer zu sein, der die Strecke abends verlässt." Diese volle Konzentration auf seinen Job als Formel-1-Pilot habe schon immer auch die Mechaniker und Ingenieure beeindruckt und angetrieben, ist sich Brawn abschließend sicher.