• 22.07.2006 13:37

  • von Adrian Meier

Brawn: Keine Bedenken wegen 'MES'-Standardelektronik

Die Standardelektronik ab 2008 basiert voraussichtlich auf dem aktuellen System von McLaren-Mercedes, Ferraris Technischer Direktor ist jedoch unbesorgt

(Motorsport-Total.com) - Den Zuschlag für die Bereitstellung der standardisierten Elektronikeinheiten in der Formel 1 ab der Saison 2008 erhielt vor einigen Wochen Softwaregigant 'Microsoft'. Jedoch wurde die Bewerbung unter dem Namen 'Microsoft MES' eingereicht, 'MES' steht dabei für 'McLaren Electronic Systems', ein selbständiges Unternehmen innerhalb der McLaren-Gruppe.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn macht sich keine Sorgen über die Standardelektronik für 2008

'McLaren Electronic Systems' arbeitet jedoch komplett eigenständig und beliefert in der Formel 1 nicht nur McLaren-Mercedes, sondern auch andere Teams. Befürchtungen, die "Silberpfeile" könnten 2008 Vorteile haben, da man bereits momentan mit dem Unternehmen zusammenarbeitet und das neue System wohl auf dem derzeit verwendeten basieren wird, hat Ross Brawn, Ferraris Technischer Direktor, jedoch nicht.#w1#

"Silberpfeile" mit Erfahrungsvorsprung

"Wer auch immer schon zuvor mit 'MES' zusammengearbeitet hat, wird Erfahrung mit deren System haben." Ross Brawn

Vielmehr sei die Situation ähnlich wie in der Saison 2007, wenn Ferrari-Partner Bridgestone alleiniger Reifenausrüster wird und sich die derzeitigen Michelin-Teams zunächst anpassen werden müssen: "Ich denke, dies ist genauso wie mit den Bridgestone-Reifen", wird Brawn von 'SpeedTV.com' zitiert, "wer auch immer schon zuvor mit 'MES' zusammengearbeitet hat, wird Erfahrung mit deren System haben."

Ferrari bezieht sein elektronisches Steuergerät derzeit von 'Magneti Marelli', die ebenfalls an der Ausschreibung teilgenommen hatten. "Wenn die Wahl auf das System von 'Magneti Marelli' gefallen wäre, dann hätten wir diese Erfahrung gehabt. Nun ist es das System von McLaren, sie werden also Erfahrungen mit diesem System haben, das ist unvermeidbar", erklärte Brawn.

Keine Wettbewerbsverzerrung

Dennoch sei die Wahl eines bereits in der Formel 1 aktiven Unternehmens richtig gewesen. Den Umstand, dass dadurch eines oder mehrere Teams zwangsläufig bereits Erfahrungen mit dem verwendeten System haben, müsse man dabei in Kauf nehmen. Dass dies zu einer Wettbewerbsverzerrung führen könnte, glaubt Brawn ohnehin nicht: "Ich denke nicht, dass dies ein Problem in Bezug auf den Wettbewerb wird, denn die FIA stellt klare Anforderungen an das System, so weit ich informiert bin."

"Der Kontakt wird wohl über die FIA laufen, um sicherzustellen, dass keine Konfusionen entstehen." Ross Brawn

Dadurch, dass der Zuschlag an ein Unternehmen ging, das bereits in der Formel 1 engagiert ist, brauche man sich jedoch keine Gedanken darüber machen, ob das System funktionieren wird: "'Microsoft MES' basiert ganz offensichtlich auf einer Plattform, die bereits heute in der Formel 1 besteht, daher haben wir wenig Bedenken, dass das System nicht fertig werden könnte", erklärte Brawn. Darüber hinaus seien die Anforderungen an das System sehr exakt formuliert.

Bislang hatten die Teams jedoch noch keinen Kontakt zu 'Microsoft MES': "Es gab keine Gespräche zwischen Teams und dem Zulieferer, ich denke, der Vertrag wird gerade ausgearbeitet oder steht kurz vor der Unterzeichnung. Bis die Formalitäten erledigt sind, haben die Teams keinen Kontakt zum Zulieferer, und auch danach wird der Kontakt wohl über die FIA laufen, um sicherzustellen, dass keine Konfusionen entstehen und diese Situation angemessen gehandhabt wird", äußerte Brawn.

FIA wird für faire Zusammenarbeit sorgen

Die FIA werde dabei genau darauf achten, dass alle Teams von den Zulieferfirmen gleich behandelt werden: "Nach meinem Verständnis werden die Teams ihre Anfragen nach Informationen an die FIA stellen, und die FIA wird sich dann mit 'Microsoft MES' in Verbindung setzen", erklärte er. Der Automobilsportweltverband werde überdies alle vermutlichen Nachfragen sammeln und Meetings und Diskussionen organisieren.

"Die Diskussionen werden allen Teams offen stehen, um jede Unklarheit und Missverständnisse zu vermeiden." Ross Brawn

"Ich denke, dass die Intention dahinter ist, dass diese Kommunikationsformen offen für alle Teams sein werden, und auch die Diskussionen werden allen Teams offen stehen, um jede Unklarheit und Missverständnisse zu vermeiden", beschrieb Brawn die Hintergründe des Vorgehens der FIA.

Die genauen Details zum neuen standardisierten Steuergerät stehen laut dem Briten derzeit noch nicht fest, jedoch sollte dies in den nächsten Wochen geschehen: "Wir haben die vollen Details noch nicht gesehen, aber ich vermute, dass wir uns innerhalb der nächsten zwei Wochen in Diskussionen über die Anforderungen befinden sollten." Dies sei vonnöten, da auch die Teams bereits jetzt mit dem Design der Komponenten für 2008 beginnen müssten, "und wenn es erforderlich wird, dass man das Design ändern muss, um es der Standardelektronik anzupassen, dann müssen wir das bald wissen."

Kann man ein Drehzahllimit 2007 kontrollieren?

Bevor jedoch 2008 die komplett standardisierte Elektronik eingesetzt wird, sehen diverse Vorschläge für das Übergangsjahr 2007 eine einfache Beschränkung der Maximaldrehzahl vor. Brawn ist jedoch der Meinung, dass dies nur schwer umsetzbar sein wird, solange alle Teams noch ihre eigenen Steuerungssysteme verwenden: "Für 2007 wurde im Indianapolis-Abkommen ein Drehzahllimit vorgeschlagen. Aber uns ist nicht völlig klar, wie dies ohne standardisierte Elektronik überwacht werden soll", warf er ein.

Darüber hinaus sei auch die Festlegung eines Limits nicht ganz unproblematisch, da sich die Teams derzeit ihrem jeweiligen Drehzahllimit ganz unterschiedlich nähern: "Wir alle limitieren die Drehzahlen auf unterschiedliche Weise, und wir alle messen die Drehzahlen unterschiedlich. Wir könnten hier also ein leicht unterschiedliches Verständnis eines Drehzahllimits haben", befürchtet Brawn Diskussionen auf diesem Gebiet.