• 11.03.2013 13:55

Boullier: "Teams müssen sich neu erfinden"

Der Lotus-Teamchef glaubt, dass die Schwarz-Goldenen ihre Stärken von 2012 bewahrt haben - Neue Arbeitsweise in der zweiten Turboära gefragt

(Motorsport-Total.com) - Lotus und allen voran Eric Boullier waren in der Vergangenheit nicht unbedingt für leise Töne bekannt. Auch 2013 will die Truppe aus Enstone wieder große Erfolge feiern und kokettierte anlässlich der Autopräsentation Ende Januar ganz offen mit den Weltmeistert-Titeln bei Fahrern und Konstrukteuren. Auch wenige Tage vor dem Saisonauftakt in Melbourne ist der Teamchef weiter optimistisch. Im Interview sieht er die Vorzüge des E21 im Umgang mit den Reifen uns seinem eingespielten Fahrerduo.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Eric Boullier ist froh, wieder auf Räikkönen und Grosjean zählen zu können Zoom

Frage: "Eric, wie steht es vor dem Saisonauftakt um das Lotus-Team?"
Boullier: "Wir können eine Menge Zuversicht aus den Tests mitnehmen. Wir haben nicht so viele Runden abgespult, wie wir uns das gewünscht hätten und haben einige technische Pannen gehabt. Aber davon abgesehen haben wir die meisten Punkte auf unserer Liste abgeklappert. Wir sind der Überzeugung, einen Schritt nach vorne im Vergleich zum Vorjahr unternommen zu haben."

Beschnuppern vorbei

Frage: "Wie betrachtest du die Tatsache, dass es mit Kimi Räikkönen und Romain Grosjean weitergeht?"
Boullier: "Das ist für mich einer der Schlüsselfaktoren dieser Saison und es ist klar, dass es sich um einen der Vorzüge unseres Teams handelt. Beide Fahrer gehalten zu haben, die ganz unterschiedliche Typen sind, ist in dieser Situation das Beste für die Truppe. Beide kennen das Team jetzt gut und es ihr zweites Jahr in Folge, das sie gemeinsam in der Formel 1 verbringen. Die Gunst der Stunde ist auf unserer Seite verglichen mit dem Vorjahr, als wir uns beschnuppern mussten."

Frage: "Wenn du die Konkurrenz betrachtest: Wie hart wird der Wettbewerb?"
Boullier: "So wie im vergangenen Jahr. Es gibt mindestens fünf Teams, die das Potenzial besitzen, Rennen zu gewinnen. Das wird eng. Es wird interessant, zu sehen, wie sich die Teams auf einer einzelnen Runde schlagen, aber auch die Performance auf den Longruns. Noch mehr als im Vorjahr wird es darauf ankommen, an der Spitze mit einer guten Qualifyingposition zu starten. Das Renntempo unserer Fahrer wird wichtig."

Boullier rechnet mit Überraschungen

Frage: "Im vergangenen Jahr wurde viel über die Pirelli-Reifen gesprochen, in diesem Jahr gibt es eine neue Konstruktion und neue Mischungen. Was ist zu erwarten?"
Boullier: "Am wichtigsten ist, dass wir uns die Stärke im Umgang mit den Reifen, die wir im Vorjahr hatten, bewahren. Es wird eine ganz neue Herausforderung, die Pneus zu verstehen. Es ist einer der Schlüsselfaktoren, die wir während der Testfahrten erkannt haben. Der Knackpunkt ist Pirellis Philosophie."

"Wir verstehen die Reifen, auch wenn der Abbau größer ist als im vergangenen Jahr. So gesehen sind in einigen Rennen mehr Boxenstopps zu erwarten. Wir müssen die Pneus aber noch unter heißen Bedingungen ausprobieren, wir sind bisher nur bei niedrigen Temperaturen gefahren und sie wurden speziell für Hitze entworfen. Es könnte also einige Überraschungen geben."


Fotos: Lotus, Testfahrten in Barcelona


Frage: "Mit Blick auf 2013: Wo liegen Lotus' Stärken auf der Strecke?"
Boullier: "Ich glaube, wir haben uns den Hauptvorzug unseres Autos, die Reifen in Sachen Abbau als auch Abnutzung eher konservativ zu behandeln, bewahrt. Dazu haben wir unsere Fähigkeit, auf einer Runde schnell zu sein, verbessert, was für das Qualifying wichtig ist."

Lotus will Arbeitsweise revolutionieren

Frage: "Das Team hat alles dafür gegeben, wieder an der Spitze vertreten zu sein: Wie passt 2013 in diesen Plan, wohin steuert die Kogge?"
Boullier: "Es gibt einen Langzeitplan und eine klare Marschroute in Richtung Spitze. Im vergangenen Jahr haben wir gute Glanzlichter gesetzt und waren fast immer nahe dran an den Besten im Feld. Ich glaube, dass in dieser Saison noch mehr davon kommt. Der Schlüssel wird es sein, dieses Leistungsvermögen und Tempo zu erhalten, um regelmäßig um Punkte und Podien zu kämpfen. Gleichzeitig bereiten wir in Enstone die nächste Ära der Formel 1 vor, die 2014 mit neuen Motoren und der großen Regelnovelle beginnt."

Kimi Räikkönen

Erste Ausfahrt Melbourne: Kimi Räikkönen auf dem Weg an die Spitze? Zoom

Frage: "2013 hat kaum begonnen, da blickt das Team schon auf die Veränderungen 2014."
Boullier: "Stimmt. Wie wir immer sagen, diese Veränderungen werden eine große Revolution der Formel-1-Welt. Unsere Designer haben schon vor einigen Monaten mit der Arbeit an der neuen Generation der Autos begonnen. Aber die Ingenieure anzuhalten, vorzuarbeiten, ist nicht genug, wenn wir 2014 konkurrenzfähig sein wollen. Um das zu erreichen, müssen wir einen neuen Ansatz wählen, der es uns erlaubt, effizienter zu sein. Unserer Meinung nach müssen Formel-1-Teams die Arbeitsweise der Vergangenheit komplett hinter sich lassen und sich neu erfinden, um erfolgreich zu sein."