• 10.10.2012 14:31

Alonso: Der Vulkan brodelt, aber bricht nicht aus

Der Ferrari-Star sah schon wie der sichere Weltmeister aus, mittlerweile sitzt Rivale Vettel ihm wieder im Nacken: Trotz Rückschlägen gibt sich Alonso gelassen

(Motorsport-Total.com/SID) - Gemütlich mit seiner Freundin Dascha Kapustina einen Cappuccino trinken, dann noch ein bisschen durch den Ueno-Park schlendern, sich den Kaiserpalast Kokyo und den Asakusa-Schrein anschauen - Fernando Alonso ließ es nach dem Desaster von Japan ruhig angehen und genoss die Vorzüge Tokios. In der rund zehn Millionen Einwohner zählenden Metropole ließ er die Seele baumeln. Per 'Twitter' teilte er mit, "interessante Plätze entdecken" zu wollen, und schob schnell nach, wohl um seine Fans zu beruhigen: "Gleich geht es ins Gym."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Cooler Spanier: Äußerlich wirkt Fernando Alonso ganz entspannt Zoom

Dort stemmte der Spanier dann aber keine Gewichte, sondern dehnte lediglich die zuletzt ohnehin nicht besonders beanspruchten Muskeln. Vor sechs Wochen hatte der Ferrari-Pilot im Kampf um die Weltmeisterschaft in der Formel 1 noch 42 Punkte Vorsprung auf seinen Konkurrenten Sebastian Vettel, doch nach Alonsos Ausfall in Suzuka sind davon nur vier Zähler übrig. Der Trend spricht klar gegen ihn - doch der 31-Jährige gibt sich demonstrativ entspannt und spielt die Misserfolge der vergangenen Wochen herunter.

Alonso ist wenig anzulasten

Der Spanier denkt an die Vorbereitung und die ersten Rennen des Jahres, als Ferrari nicht konkurrenzfähig schien, wenn es um Siege ging. "Wenn mir jemand am Anfang der Saison gesagt hätte, dass wir im Oktober um die WM kämpfen würden, hätte ich das gerne unterschrieben", sagt Alonso, "ich mache mir keine Sorgen, aber wir müssen auf die Fortschritte der Konkurrenz reagieren." Innerlich brodelt es in dem Mann aus Oviedo, denn Alonso weiß um seine Situation.

Wenn Ferrari, der größte und traditionsreichste aller Rennställe, tatsächlich die schon sicher geglaubte WM noch verspielt, lag es nicht an ihm. Alonso macht weiter keine Fehler, er musste hilflos mit ansehen, wie sein Vorsprung schmolz. Kein Pilot fuhr öfter in die Punkte in dieser Saison, kein Fahrer stand öfter auf dem Podium. An seinen zwei Ausfällen trug Alonso keine Schuld - in Spa schoss ihn Romain Grosjean von der Strecke, in Suzuka schlitzte Kimi Räikkönen seinen Reifen auf.

Alonso will unbedingt seinen dritten Titel nach 2005 und 2006 - doch sein Ferrari ist plötzlich nicht mehr schnell genug. Und bei aller zur Schau gestellten Gelassenheit - er ist sauer. Weil die Scuderia die WM aufs Spiel setzt. "Es ist klar, dass wir sehr viel an der Entwicklung des Autos arbeiten müssen", betont Alonso und gibt den eigenen Druck vor dem Rennen in Südkorea an das Team weiter. "Sechs Rennen lang ist bei uns nichts gekommen."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Japan


Di Montezemolo mahnt zur Ruhe

Dafür machte die Konkurrenz von Red Bull in der Zwischenzeit Riesenschritte im Kampf um ein paar Pferdestärken mehr und noch weniger Luftwiderstand ihres Boliden. Und so konnte Vettel allein mit seinen zwei Siegen in Singapur und Suzuka 35 Punkte gutmachen. Der mächtige Ferrari-Präsident nimmt seinen Starpiloten angesichts des ins Schlingern geratenen Autos in Schutz. "Wir wissen, dass wir uns auf den stärksten Fahrer von allen verlassen können", erklärt di Montezemolo und mahnt, "die Nerven zu bewahren".

Die Botschaft scheint bei den Ingenieuren angekommen zu sein. Technikchef Pat Fry kündigt für die ausstehenden fünf Rennen eine Offensive aus Maranello an: "Es wird in Südkorea vier kleine Updates geben, bei den Rennen danach werden es signifikantere Veränderungen sein", äußert sich Fry. "Wir müssen ruhig bleiben und uns bewusst sein, dass jetzt alles zählt. Es wird noch mehr von uns kommen, obwohl wir viel aufholen müssen. Wir werden aber nie aufgeben." Das wird auch Alonso nicht.

Er macht eine einfache Rechnung für den Krimi um den Titel auf: "Das Ziel ist, mindestens einen Punkt mehr zu holen als die anderen." Sonst bricht der Vulkan aus.