• 08.07.2013 16:37

  • von Stefanie Szlapka & Christian Schrader

Werner im Soll: "Ausgangsposition ist nach wie vor gut"

Schnitzer-Pilot Dirk Werner zieht ein Fazit nach den ersten vier DTM-Rennen und zeigt sich bei aktuellen Diskussionen zurückhaltend: "Ich bin nicht die Moralpolizei"

(Motorsport-Total.com) - Schnitzler-BMW-Pilot Dirk Werner zieht nach vier von zehn DTM-Saisonläufen für BMW generell ein positives Fazit und zeigt sich auch mit seinem eigenen Abschneiden recht zufrieden. Die Neuerungen mit DRS und den Optionsreifen sieht er positiv, zu einigen diskutierten Aktionen von Kollegen möchte sich der BMW-Pilot nicht äußern und zeigt sich zurückhaltend ("Ich bin ja nicht die Moralpolizei"). Im Gegensatz zu vielen Fahrerkollegen konnte Werner die Sommerpause zur Erholung nutzen. Er fuhr mit seiner Familie an die Ostsee.

Titel-Bild zur News: Dirk Werner

Platz acht in der Meisterschaft im Blick und aktuell im Soll: Schnitzer-Pilot Dirk Werner Zoom

"Wenn man für BMW generell spricht, war es ein toller Saisonauftakt", ist Werners Fazit gegenüber 'Motorsport-Total.com' nach zwei Siegen für die Münchener in den ersten vier Rennen. In der Lausitz sah das anders aus. "Nur ein Auto in den Punkten zu haben (Teamkollege Bruno Spengler auf Rang sieben; Anm. d. Red.) ist erst mal natürlich nach dem Saisonstart ein Rückschlag", sagt er, betont aber in dem Zusammenhang: "Man darf nicht vergessen: Es ist halt Sport und da kann man nicht immer der Gewinner sein. Man muss auch anerkennen, dass Mercedes und Audi sehr gut waren an dem Wochenende."

"Wir müssen versuchen, aus den Rückschlägen und Enttäuschungen etwas mitzunehmen, zu lernen und besser zu werden", fordert der 32-Jährige. "Für mich persönlich", fährt Werner fort, "war es bisher auch keine sehr enttäuschende Saison, aber es gab natürlich auch schon ein paar enttäuschende Momente", sagt er und zählt auf: "Das Qualifying in Hockenheim (letzter Startplatz), das Rennen in Brands Hatch (12.) und auch auf dem Lausitzring (13.; Anm. d. Red.) waren enttäuschend."

Aufholjagt in Hockenheim

In Hockenheim schaffte er nach einer famosen Aufholjagt mit Rang zwei und 18 Punkten sein bestes Saisonergebnis, doch "speziell am Lausitzring war es enttäuschend, dass mein Rennen schon in Kurve eins beendet war, weil ich in der ersten Kurve umgedreht wurde." Im Anschluss daran fuhr Werner immerhin noch vom letzten auf den 13. Platz, sagt aber in dem Zusammenhang: "Dafür kann man sich dann aber nichts kaufen."

"Mein Ziel am Ende des Jahres, unter den besten Acht zu sein, ist im Moment noch realistisch." Dirk Werner

Dennoch betont er: "Die Ausgangsposition ist aber nach wie vor gut, deswegen bin ich weiterhin motiviert. Es sind noch sechs Rennen es gibt viele Punkte zu gewinnen. Mein Ziel am Ende des Jahres, unter den besten Acht zu sein, ist im Moment noch realistisch", so Werner, der aktuell mit 22 Zählern genau auf besagtem achten Rang in der Gesamtwertung liegt. "Also ist noch alles möglich", stellt er in Aussicht.


Fotos: Dirk Werner, DTM auf dem Lausitzring


Die Neuerungen in der Tourenwagenserie (unter anderem DRS und Options-Reifen) sieht Werner positiv: "Ich denke nach wie vor, dass es gute Neuerungen sind für die Meisterschaft und für die Spannung in den Rennen", sagt er. "Es sind einfach, speziell was die Options-Reifen betrifft, neue Aufgaben, die sich den Fahrern, Teams und Ingenieuren stellen. Für jeden ist die Aufgabenstellung erst mal auf dem Papier gleich. Man muss versuchen, es bestmöglich zu lösen", so der Schnitzer-Pilot weiter. Laut Werner besonders positiv: Auch wenn man im Qualifying Probleme hat, könne man "auch im Rennen noch nach vorne fahren". Werner hat es in Hockenheim bewiesen.

Werner übt Zurückhaltung

In die Diskussionsrunde, dass die Options-Reifen zu lange halten würden, möchte Werner im Gegensatz zu einigen Kollegen (zum Beispiel Mattias Ekström) nicht mit einsteigen. "Was die Erwartungen vor der Saison waren und ob sie erfüllt worden, weiß ich nicht", sagt er. "Die Frage ist: Werden die Rennen besser, wenn jetzt der Options-Reifen kürzer halten würde und die Fahrer länger auf den Standard-Reifen fahren?"

"Man muss natürlich auch sagen, wenn jemand nur zehn Runden auf dem Options-Reifen fährt, dann hast du auch nur in zehn Runden die Möglichkeit, jemanden zu überholen und die Möglichkeit ist dann natürlich viel geringer - und die Action auf der Strecke vielleicht auch viel weniger. Da würde ich mir jetzt kein Urteil erlauben wollen", so Werner weiter.

"Ob sich andere Fahrer reiben ist mir egal. Ich möchte mich nicht mit anderen Fahrern reiben." Dirk Werner

Ebenfalls Zurückhaltung zeigt der in Niedersachsen geborene Werner bei der Beurteilung von Aktionen seiner Fahrerkollegen, wie zum Beispiel den Mittelfinger von Bruno Spengler in der Lausitz oder einen Funkspruch von Timo Scheider ("Dieser alte Wichser") im vergangenen Jahr. "Ob sich andere Fahrer reiben ist mir egal. Ich möchte mich nicht mit anderen Fahrern reiben", zeigt sich Werner neutral und betont in dem Zusammenhang: "Die Medien wollen gerne Reibereien."

Sommerpause an der Ostsee, aber heiß aufs Fahren

"Eine Sache ist klar", berichtet der BMW-Pilot weiter. "Im Sport gibt es Emotionen, weil es Verlierer und Gewinner gibt - und Emotionen gehören zum Sport", sagt er und betont, er sei "nicht der Aufpasser oder der, der es alles bewertet". Emotionen sind laut Werner grundsätzlich erst mal nichts Negatives. "Generell finde ich es gut, wenn der Sport von allen Beteiligten gelebt wird. Und jeder hat da sein eigenes Maß, wie er es macht", so Werner.

In der vierwöchigen Sommerpause konnte sich der gebürtige Hannoveraner ausgiebig von den Strapazen der ersten vier Rennen erholen und fuhr mit seiner Frau und den beiden Kindern gen Norden der Republik. Es ging an die Ostsee nach Fischland-Darß, jedoch nicht zum Camping, wie Werner betont. "Nein, wir haben ja zwei kleine Kinder. Da ist Camping im Moment noch nicht das Richtige. Der Größere ist jetzt zwei, der freut sich aufs Meer. Der versteht das ja schon."

Für den gut gelaunten und zu Scherzen aufgelegten Werner sei es auch deshalb Urlaub, "weil wir zu Hause kein Meer haben": "Man lässt sich im Urlaub ja auch vielleicht ein bisschen verwöhnen, wenn man mal nicht selber die Betten und das Frühstück macht." Zu viel Erholung ist für jemanden, der ansonsten mit einem ungefähr 500 PS starken Boliden durch die Gegend braust, aber auch nicht gut. "Nach der vierwöchigen Pause bin ich froh, dass es endlich wieder losgeht", sagt Werner und freut sich auf die kommende Aufgabe im Frankenland (13. und 14. Juli 2013).