Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Lucas Auer

Lucas Auer kommt mit der "Mamba" in der DTM nicht auf Touren: Wieso der Norisring-Frust zur Saison passt, die Ergebnisse aber nur die halbe Wahrheit zeigen

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Titel-Bild zur News: Lucas Auer

Die Mamba ist bisher in der DTM noch nicht Lucas Auers Freund Zoom

eigentlich wollte Lucas Auer dieses Wochenende am Norisring im Titelrennen den Turbo zünden. An jenem Ort, an dem er vor genau zehn Jahren in der Formel 3 hinter Max Verstappen und Esteban Ocon Dritter wurde - und vor drei Jahren Markenkollege Maximilian Götz den Sieg schenkte und ihn damit zum DTM-Champion machte.

Und obwohl die ersten drei Saisonwochenenden 2024 nicht nach Wunsch liefen, hatte der 29-jährige Mercedes-AMG-Werksfahrer in der Meisterschaft vor dem Highlight im "fränkischen Monaco" als 13. "nur" 37 Punkte Rückstand. Kein Drama, wenn man bedenkt, dass pro Wochenende 56 Zähler zu holen sind.

Doch der Plan ging nicht auf: Auer schied im Samstagsrennen aus, weil ihm ein Konkurrent beim Start den Reifen aufschlitzte. Am Sonntag holte er als Zehnter gerade mal sechs Punkte. Dabei sah es zunächst richtig gut aus, denn dem Tiroler gelang von Platz acht ein Traumstart, wodurch er nach der ersten Kurve Sechster war.

"Brutale Probleme auf der Bremse"

Im Rennen klagte Auer dann aber über "brutale Probleme auf der Bremse", was gerade auf dem Stadtkurs, der aus zwei harten Bremspunkten und einer S-Kurve besteht, Gift ist.

Das zeigte sich besonders deutlich, als er nach dem Überholmanöver von Thomas Preining in nur einer Runde durch Jack Aitken, Ayhancan Güven und Kelvin van der Linde von Platz acht auf Platz zwölf durchgereicht wurde und nur durch Strafen nach dem Rennen auf Platz zehn aufrückte.

Wenn man mit dem Winward-Team spricht, dann hört man, dass Auer dieses Wochenende in Nürnberg im ersten Sektor nie perfekt in Schuss kam, rund ein Zehntel verlor. Aber eines ist auch klar: Ein Spitzenpilot wie der Vizemeister des Jahres 2022, der insgesamt neun DTM-Siege auf dem Konto hat, verliert in einer Runde nicht einfach so vier Plätze, zumal er dort eigentlich stark ist. "Wir müssen das jetzt untersuchen", fordert der Winward-Fahrer.

Warum Auers DTM-Ergebnisse zu wünschen übrig lassen

Was viele auf den ersten Blick nicht sehen: Auer war an den bisherigen DTM-Wochenenden im Qualifying in der Regel schneller als sein Winward-Teamkollege Maro Engel. Auch wenn dieser in den oft chaotischen DTM-Rennen der ersten Saisonhälfte nicht nur stark fuhr, sondern auch das Rennglück auf seiner Seite hatte - und drei zweite Plätze holte. Bei Auer war das Gegenteil der Fall.


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In Oschersleben kollidierte er im Startgetümmel mit Jack Aitken, weshalb sein Bolide stark malträtiert war. Auf seiner Lieblingsstrecke Lausitzring wäre trotz Nebenhölenentzündung ein Topergebnis möglich gewesen, doch als der Regen kam, zögerte man zu lange mit dem Stopp. Im zweiten Rennen wurde Auers Seite der Startaufstellung von Nicki Thiim aufgehalten.

Auch Zandvoort lief nicht nach Wunsch, denn am Sonntag wurde Auer in der Startphase abgeschossen. Die DTM scheint Auer aktuell einfach nicht zu mögen!

Starke Auftritte in Spa und auf der Nordschleife

Lucas Auer, Max Verstappen

Vor zehn Jahren stand Auer mit Verstappen und Ocon in Nürnberg auf dem Podest Zoom

Denn von seinem Speed scheint der Neffe von Ex-DTM-Boss Gerhard Berger nichts eingebüßt zu haben. Das zeigten erst kürzlich seine Einsätze in anderen Rennserien: Vor etwas mehr als zwei Wochen kämpfte Auer bei NLS3 im Landgraf-Mercedes wie ein alter Nordschleifen-Hase mit Eifel-erprobten Piloten wie Julien Andlauer im Porsche um den Sieg, übergab als Führender an Partner Ralf Aron und wurde am Ende Zweiter.

Dabei war es einer seiner ersten Einsätze in der Grünen Hölle. Und gerade am Nürburgring benötigen blutige Anfänger oft lange, um die Tücken der über 20 Kilometer langen Strecke zu begreifen.

Aber auch eine Woche später zeigte sich Auer beim 24-Stunden-Klassiker in Spa-Francorchamps von seiner besten Seite: Er holte nicht nur beinahe die Poleposition und war damit bester Mercedes-AMG-Pilot, sondern kämpfte Leader Franck Perera gleich im ersten Stint nieder und übernahm die Führung, ehe in den Morgenstunden Schluss war, weil sich ein Konkurrent verschätzte und ihn abräumte. Beobachter waren aber von Auers Stärke in den Ardennen schwer beeindruckt.

Warum Auer eigentlich im Hypercar sitzen sollte

Apropos: Porsche-Konkurrenten wie Andlauer, aber auch ehemalige Class-1-Fahrer wie Rene Rast, Marco Wittmann, Nico Müller oder Philipp Eng sitzen aktuell neben den GT3-Einsätzen im Hypercar. Dort würde auch Auer hingehören, doch bei Mercedes-AMG, wo er Ende 2022 seinen Vertrag verlängert hat, gibt es kein Prototypen-Programm. Dazu kommt, dass die Marke mit dem Stern seit dem Wechsel auf die Pirelli-Reifen im Jahr 2023 in der DTM außer Tritt gekommen ist.

Was jetzt für Lucas Auer wichtig ist? Der Österreicher, der oft zu Scherzen aufgelegt ist und durch seine lockere Art kaum Feinde hat, ist laut Kennern ein harter Arbeiter, der sich auch selbst hinterfragt und den Erfolg manchmal sogar zu sehr will. Vielleicht hilft eine Bergtour in seiner Heimat beim Rebooten, denn die DTM geht erst in fünf Wochen in die zweite Saisonhälfte.

Dann sind noch einmal 224 Punkte zu holen. Und auch der Rückstand von 53 Punkten auf Halbzeit-Champion Mirko Bortolotti ist aufholbar. Wenn sich Auer jetzt nicht selbst "zerfleischt" und die Pechsträhne bald endet, dann ist noch alles möglich. Zumal er in der Regel in der zweiten Hälfte erst so richtig auf Touren kommt.

Sven Haidinger

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