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Vorzeitiger Titelgewinn? Audi rechnet mit Gegenwehr
Noch keine Party geplant: Audi konzentriert sich darauf, in Dijon 100 Prozent Leistung zu bringen - Laut Norbert Haug ist "der Zug aber abgefahren"
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug steht zu seiner Meinung, die er bereits vor rund zweieinhalb Wochen nach dem Rennen in Barcelona hatte: Auf die Fahrermeisterschaft 2009 muss man sich bei Mercedes keine Hoffnung mehr machen - Gary Paffett hat zwei Rennen vor Schluss 14 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Scheider. "Wenn ich meine, der Zug ist abgefahren, dann meine ich, dass der Zug abgefahren ist", betont er vor dem vorletzten Rennwochenende in Dijon. "Das heißt nicht, dass wir spazieren fahren werden, aber der Titelzug ist abgefahren."

© xpb.cc
Wer soll Titelverteidiger Timo Scheider auf der Zielgeraden noch einbremsen?
Mercedes habe alle anderen Fahrer "im Griff gehabt", nur Timo Scheider nicht, so Haug: "Mattias Ekström hat zum Beispiel auch nur zwei Punkte mehr als Gary Paffett. Und Paul Di Resta hatte in Hockenheim Pech mit seinem Unfall, sonst könnte auch er einige Punkte mehr haben. Aber ich glaube nicht, dass es noch realistische Chancen gibt."#w1#
Bei Audi hütet man sich jedoch davor, bereits den Champagner für die Meisterfeier kalt zu stellen. Die Ingolstädter haben noch nicht das Gefühl, die schwäbische Konkurrenz schon geschlagen zu haben. "Ich werde das Team von Mercedes ganz sicherlich nie abschreiben. Denn ich weiß, dass sie nie aufgeben werden, wenn es noch den kleinsten Funken einer Chance gibt", so Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich.
In der DTM sei Fakt: Wenn einer der beiden Konkurrenten einen Moment lang nicht alles gibt, dann wird der andere diesem Moment ausnutzen. "Das ist in unseren Köpfen fest verankert und wir wissen, dass Mercedes alles dafür tun wird um in Dijon das, was man in der Meisterschaft noch bewegen kann, bewegen zu wollen", so Ullrich. "Von daher ist es für uns unheimlich wichtig, uns voll auf dieses Rennen zu konzentrieren und das Maximum herauszuholen."
Tabellenführer und Titelverteidiger Timo Scheider pflichtet seinem Chef bei: "Wir wissen alle zu genau, was in der DTM alles möglich ist und was alles passieren kann. Wir müssen zu 100 Prozent Leistung bringen, denn sonst werden wir die notwendigen Punkte eben nicht einfahren. Wir wissen genau, wie hartnäckig die Konkurrenz aus Stuttgart daran arbeitet, uns das Leben weiter schwer zu machen. Wir haben es dann etwas gewonnen, wenn wir in Hockenheim mindestens einen Punkt Vorsprung haben und über den Zielstrich gefahren sind."
Scheider persönlich hat aber auch noch Konkurrenz im eigenen Lager. Mattias Ekström hat zwölf Punkte Rückstand. "Mattias will sich natürlich auch solange es geht im Titelrennen halten, beziehungsweise mir den Titel streitig machen", weiß Scheider. "Das ist ganz legitim, das ist ganz normal, dafür ist er Rennfahrer durch und durch." Der Schwede habe mit seinem beiden Titel bereits bewiesen, "dass er es mehr als drauf hat. Und wer Mattias kennt, der weiß, dass er bis zum Schluss alles probiert um den Spieß noch umzudrehen. Von daher erwarte ich große und harte Gegenwehr."
Rein rechnerisch hat Scheider aber schon in wenigen Tagen die Möglichkeit, seine Verfolger endgültig abzuschütteln und sich den Titel vorzeitig zu sichern. Die Meisterschaft schon in Dijon zu entscheiden, "wäre sicherlich für unser Nervenkostüm nicht schlecht", so Audi-Sportchef Ullrich. Er rechnet jedoch nicht damit, dass die Entscheidung bereits an diesem Sonntag fallen wird.
¿pbvin|1|1984||0|1pb¿"Ich denke, dass es ein sehr enges und spannendes Rennen geben wird", so Ullrich. "Am einfachsten wäre es, wenn Timo vor Gary ist, ansonsten gibt es natürlich noch viele Varianten." Bei Audi herrsche jedenfalls volle Konzentration auf das Rennen: "Wir müssen schauen, dass wir dort gute Arbeit leisten und dürfen die Meisterschaft nicht zu sehr im Kopf haben. Sondern wir müssen ganz einfach schauen, dass wir dieses Rennen positiv abschließen. Und ich denke, wenn das Rennen gut läuft und es auch für Timo gut läuft, dann ist es auch gut für die Meisterschaft. Und so werden wir das auch angehen."
Scheider selbst rechnet ebenfalls "grundsätzlich erst einmal mit gar nichts". Auch er konzentriert sich einfach darauf, in Dijon 100 Prozent Leistung zu liefern: "Wenn wir es schaffen, unsere Leistung so abzurufen wie bei den vergangenen Rennen, dann mache ich mir wenig Gedanken um unsere Performance." Das Tempo rausnehmen und auf Sicherheit gehen will der Spitzenreiter auf keinen Fall.
"Das ist ganz klar nicht meine Devise", betont Scheider. "Meine Devise ist ganz klar: maximale Attacke. Zumindest im Qualifying, um da nichts zu verschenken. Denn wer die DTM kennt, der weiß, wie schnell es auf Platz sieben, acht, neun oder zehn enden kann, wenn man einfach ein bisschen auf Sparflamme fährt. Und ich denke, das kann ich mir nicht leisten und das will ich mir nicht leisten."
Also wird Scheider im Qualifying versuchen, so weit vorn wie möglich zu stehen, "und im besten Fall natürlich eine Pole-Position raus zu fahren". Danach müsse man abwarten, wie sich das Rennen entwickelt. Je nachdem, wo er und seine Konkurrenten Paffet, Ekström und auch Martin Tomczyk - "den darf man auch nicht außer Acht lassen" - im Rennen positioniert sind, könne er dann immer noch seine Fahrweise anpassen. "Dann nehme ich gegebenenfalls das Tempo raus, auch um die Reifen zu schonen. Das ist in Dijon ja auch ein Thema", so Scheider. Und ein Reifenschaden wäre das, was der Audi-Pilot am wenigstens gebrauchen könnte.

