Trotz Audi-Erdbeben: Geht es bei Abt in der DTM jetzt doch mit R8 LMS weiter?

Nach Audis Kundensport-Erdbeben und dem 24h-Rennen sah es bei Abt für 2024 nach einem DTM-Markenwechsel zu Lamborghini aus: Hat sich der Wind nun gedreht?

(Motorsport-Total.com) - Wie geht es 2024 beim Abt-Team in der DTM weiter? Schon Anfang des Jahres stellte sich das langjährige Audi-Team aus Kempten auf der Nürburgring-Nordschleife mit dem Lamborghini breiter auf, ehe die Ingolstädter im Juli ankündigten, das Kundensport-Programm ab dem kommenden Jahr auf die Basis-Unterstützung herunterzufahren - und für ein Erdbeben sorgten.

Titel-Bild zur News: Kelvin van der Linde

Audi oder Lamborghini? Die Zeichen stehen bei Abt eher auf Verbleib Zoom

Ist damit klar, dass Abt nun auch in der DTM auf den Huracan wechseln wird? "Wir sind gerade in der Findung und wollen uns zügig committen, aber es ist noch zu früh, um etwas zu sagen", antwortet Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

"Es ist klar, dass wir nächstes Jahr beim 24-Stunden-Rennen mit dem Lamborghini fahren", fährt er fort. "Und in der DTM sind wir auf einem guten Weg, recht bald sagen zu können, wohin die Reise geht."

"Lange Audi-Tradition schmeißt man nicht einfach weg"

Als Zielvorgabe dafür hat sich das Abt-Team das Saisonfinale in Hockenheim gesteckt, das in eineinhalb Wochen auf dem Programm steht. Und es kündigt sich eine Überraschung an: Denn während es nach den Ereignissen der vergangenen Monate für viele bereits klar schien, dass Abt auch in der DTM zum Lamborghini wechseln wird, sieht es nun laut Informationen von Motorsport-Total.com trotz der mäßigen Zukunftsperspektive eher nach einem Audi-Verbleib aus.

"Das schöne ist, dass beides Marken aus dem Konzern sind - und wir zu diesem Konzern irgendwie dazugehören. Das ist für uns wichtig", erklärt Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier im Gespräch mit Motorsport-Total.com die Entscheidungsgrundlage. "Wir haben eine lange Tradition mit Audi. Das schmeißt man nicht so einfach weg. Da werden wir also gut abwägen."

Man habe "super Gespräche mit beiden Marken", stellt Biermaier klar. Günstig ist, dass Abt im Veredelungsbereich sowohl Audi als auch Lamborghini - man bietet neuerdings ein Tuning für den Urus an - im Portfolio hat, weshalb ein Engagement aus Marketingsicht mit beiden Marken Sinn ergeben würde.

Tomczyk lobt Audi-Gespräche: "Sehr offen, klar und direkt"

Was für Audi und was für Lamborghini spricht? "Da gibt es verschiedene Themen, aber das bezieht sich nicht nur auf das Auto, sondern auf die Gesamtkonstellation, auch bei Abt Sportsline", so Biermaier. Spielt dabei die Audi-Entscheidung eine Rolle, dass neben der Streichung einer finanziellen Unterstützung auch der Werkskader aufgelöst wird und das GT3-Programm langfristig ausläuft?

"Sicher macht man sich Gedanken, was mittelfristig passiert", so Biermaier, "aber kurzfristig hat das keinen großen Einfluss". Stattdessen spielen Themen wie "Tradition, Performance, Unterstützung und andere Faktoren" eine Rolle.

"Man muss auch sagen, dass die Gespräche sehr offen und sehr klar und direkt verlaufen", lobt Tomczyk die Kommunikation mit den Audi-Verantwortlichen. "Das hat natürlich mit unserer jahrelangen Zusammenarbeit zu tun. Das hilft in solchen Situationen." Dazu kommt, dass Audis Kundensport-Chef Chris Reinke und Audis Motorsportchef Rolf Michl in der Vergangenheit sogar bei Abt gearbeitet haben - und man dadurch eine gemeinsame Historie hat.

Was gegen Lamborghini-Wechsel in der DTM spricht

Überhaupt dürfte es trotz der Audi-Hiobsbotschaft im Sommer einige Teams geben, die an den Audi-Fahrzeugen festhalten wollen, was auch auf die lange GT3-Tradition und das über die Jahre gewachsene Vertrauensverhältnis zwischen Audi Sport Customer Racing und den Teams zurückzuführen ist.

Abgesehen davon hat sich SSR Performance nach dem Markenwechsel von Porsche zu Lamborghini als DTM-Topteam bei den Italienern in Position gebracht - und auch durch die professionelle Herangehensweise und die finanziellen Möglichkeiten in Sant'Agata einen guten Stand. Die Frage ist, ob ein Wechsel zur italienischen Marke in der DTM aktuell überhaupt sinnvoll wäre, zumal der R8 LMS GT3 eine bekannte Größe ist und man über die Boliden verfügt.

Außerdem hat man mit Sportmarketing-Chef Harry Unflath einen der besten Leute im Fahrerlager in den eigenen Reihen, was die Sponsorensuche angeht, wodurch man das Ausbleiben der finanziellen Hersteller-Unterstützung zumindest etwas ausgleichen kann.

Trotz Audis Fahrerkader-Abbau: Abt-Piloten könnten bleiben

Aber welche Rolle spielt der Abbau des Audi-Fahrerkaders? Keine große, denn Kelvin van der Linde ist ohnehin direkt bei Abt unter Vertrag und seit Anfang 2023 gar nicht mehr Teil des Kaders. Und auch der Deal mit Audi-Sport-Fahrer Ricardo Feller kam über Abt-Partner Scherer zustande.

Die Gruppe betreibt zahlreiche Autohäuer in Deutschland und hat das Audi-Traditionsteam Phoenix übernommen. Da Abt in Hinblick auf Feller, der auch für Scherer PHX fährt, einen Vertrag mit Scherer hat, wäre auch eine weitere Zusammenarbeit ohne Audi möglich.

"Wir sind auch mit den Fahrern in Gesprächen - und mit beiden Fahrern sehr happy", deutet Biermaier eine mögliche Fortsetzung an. "Wir stellen unser Team gerade auf und sind sehr zuversichtlich, dass wir alles vor Hockenheim unter Dach und Fach bekommen."