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Tomczyk: Gut vorbereitet auf harte Gegenwehr
Exklusiv-Interview Teil 2: Martin Tomczyk über Freundschaften und Titelkämpfe sowie Konkurrenz von hinten - "Bei Mercedes sind auch keine Nasenbohrer"
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Martin, was ist der Unterschied, wenn man nicht gegen einen Konkurrenten, sondern den eigenen Teamkollegen um den Titel fährt?"
Martin Tomczyk: "Ich muss sagen, dass ich mit Mattias Ekström eine sehr enge Freundschaft habe, wir fahren inzwischen im siebten Jahr zusammen im selben Team. Zwischen uns hat es noch nie irgendwelche Probleme oder Auseinandersetzungen gegeben und wir spornen uns einfach immer gegenseitig an, schneller zu werden. Wenn es sich jetzt zuspitzt zum Titelkampf und wir beide die Chance haben, den Titel zu holen, dann wird es nie soweit kommen, dass wir beide uns bis aufs Zahnfleisch bekämpfen werden. Wir wissen immer ganz genau, was der jeweils andere auf der Rennstrecke macht und der Schnellere, oder der, der dann das Quäntchen Glück mehr hat, der wird zum Schluss die Nase vorn haben."

© xpb.cc
Martin Tomczyk freut sich schon auf das spannende Saisonfinale der DTM
Frage: "Es kann aber wie gesagt schnell gehen in der DTM und Mercedes-Benz ist nicht weit weg. Wer kann eurem Audi-Duo noch gefährlich werden?"
Tomczyk: "Ich bin derzeit Zweiter mit vier Punkten Vorsprung vor Bruno Spengler und vier Punkte sind sicherlich kein Ruhepolster. Es können noch drei oder vier Fahrer, die jetzt hinter mir stehen, um den Meisterschaftstitel mitfahren. Es kann sehr schnell gehen, wenn Mattias einmal ausfällt und Bruno gewinnt, dann ist er wieder ganz nah dran. Klar ist auch, dass wir mit unserer Arbeit da weitermachen, wo wir in Zandvoort aufgehört haben und dass wir versuchen, auch wieder ganz vorn zu sein. Aber bei Mercedes, das sind ja auch keine 'Nasenbohrer', die sind ja auch ganz vorn und wollen natürlich den Meistertitel haben. Deshalb glaube ich, dass es sehr, sehr interessante und sehr, sehr spannende letzte drei Rennen werden. Wir können uns wohl auf eine harte Gegenwehr von Mercedes vorbereiten - aber wir sind vorbereitet!"#w1#
Sehr enges Saisonfinale zu erwarten
Frage: "Kann man noch von Herstellerstrecken sprechen? Falls ja - wo hat Audi die besseren Chancen?"
Tomczyk: "Ich würde sagen, dass die letzten drei Strecken sehr ausgeglichen sind. Man hatte ja gesagt, dass Zandvoort und Mugello Audi-Strecken sind. Dort hatten wir auch sicherlich kleine Vorteile, genauso wie Mercedes am Lausitzring und in Oschersleben kleine Vorteile hatte. Doch ich denke, dass gerade Nürburgring, Barcelona und Hockenheimring Strecken sind, auf denen wir eigentlich gleichauf sein dürften. Die Gewichtsunterschiede sind momentan auch sehr gering. Deshalb glaube ich, dass wir in den nächsten Rennen sehr eng beieinander sein werden."
Frage: "Falls sich die Meisterschaft aber schon vorher entscheidet und es um nichts mehr geht - besteht dann die Möglichkeit, im Gegenzug zum Beispiel Alexandre Prémat nach vorn zu lassen, sollte es sich im Rennverlauf anbieten (Als 'Dankeschön' für Zandvoort; Anm. d. Red.)?"
Tomczyk: "Ich denke, das hat Audi schon immer so praktiziert: Wenn jemand die Chance auf einen besseren Platz hat und es für den vor ihm liegenden Piloten nicht mehr um spezielle Platzierungen geht, dann gibt es natürlich eine Revanche dafür. Das wissen wir Fahrer und das weiß Audi. Ich kann davon ganze Bände erzählen: Ich bin 2004 ein Jahr lang für Mattias gefahren und habe das damals auch so praktiziert. Ich bekomme es jetzt zurück."
Frage: "Außenstehende können sich vielleicht etwas schwer vorstellen, dass Rennfahrer, die ja durchaus persönlichen Ehrgeiz haben, als enge Freunde zusammen fahren und sich gegenseitig aufrichtig den Erfolg gönnen. Aber das ist bei dir und Mattias ja wirklich der Fall..."
Tomczyk: "Es ist wirklich so! Natürlich will man gewinnen, wenn man Rennen fährt, das will jeder Rennfahrer. Aber gerade in der DTM ist es so, dass man einen Teamsport betreibt. Wenn ich jetzt an die Situation mit Alex in Zandvoort denke: Er ist ausgestiegen und hat sich wahnsinnig über seinen zweiten Platz gefreut - und zwar ehrlich gemeint, er hat sich wirklich ehrlich darüber gefreut. Er weiß, was er damit getan hat, indem er seinen ersten Platz abgegeben hat. Er weiß aber auch genauso gut, dass ihm das sicherlich keiner so schnell vergessen wird und ihm irgendwann wieder etwas zugute kommen lassen wird."
Gute Zusammenarbeit mit Ekström
Frage: "Wie sieht die Zusammenarbeit mit Mattias genau aus - geht ihr wirklich bis ins Detail? Wird der Erfolg mit Datenaustausch und ähnlichem gemeinsam erarbeitet?"
Tomczyk: "Ja, auf alle Fälle. Das ist denke ich das Rezept dazu, dass man im Team schnell ist. Das Team, das ja die vier Audi-Neuwagen einsetzt, ist mit den Daten und ihrer Handhabung sehr offen. Das wollen wir Fahrer auch so. Wir sitzen nach jedem Test oder Training in einem Meeting zusammen und gehen ins Detail, was man verbessert hat, was nicht so gut war. Damit erspart man den Teampartnern Arbeitsschritte und man erleichtert sie ihm. Das ist das Rezept dafür, dass man sehr schnell sehr gut arbeiten kann, um die Auto für die Qualifikation und das Rennen auf ein gutes Level zu bringen. Das ist auch im Rennen so. Wenn man zusammen fährt, dann macht man Strategien zusammen und versucht für jeden das Bestmögliche herauszuholen."
Frage: "Und wenn es klappt, feiert man zusammen..."
Tomczyk: "Dann feiert man zusammen - und das nicht zu knapp (lacht; Anm. d. Red.)."
Frage: "Ein bisschen Pause steht nun noch an, bevor es wieder weiter geht. Was kann man da als Pilot noch tun, um sich vor dem spannenden Saisonendspurt noch einmal zu entspannen?"
Tomczyk: "Natürlich darf man nicht aus dem Rhythmus herauskommen. Ich mache sehr viel Sport, um drin zu bleiben. Dann bin ich natürlich mit Audi unterwegs, wir haben verschiedene Pressetermine, um die Medien up to date zu halten und so vergeht die Sommerpause sehr schnell. Vier oder fünf Wochen kommen einem da wie zwei Wochen vor. Aber ich denke, das ist auch gar nicht so schlecht, denn man darf nicht in eine Art 'Sommerloch' fallen. Die Rennen sollten nahtlos übergehen, zumindest ist das bei mir so. Und deshalb versuche ich, das auch so zu praktizieren."

