• 29.09.2013 08:02

  • von Dominik Sharaf & Roman Wittemeier

Teamtaktik: Farfus, Rockenfeller und die kleinen Helferlein

Polemann Marco Wittmann könnte Titelkandidat Augusto Farfus ein wichtiger Helfer in Zandvoort sein: Mike Rockenfeller beim Start unter Druck

(Motorsport-Total.com) - Die DTM-Saison 2013 bleibt spannend. Die Chancen, dass der große Favorit Mike Rockenfeller die Krone bereits vorzeitig am heutigen Sonntag in Zandvboort einfahren kann, stehen nicht allzu gut. Der Audi-Pilot startet als Dritter in das vorletzte Rennen der Saison. Vor ihm: Titelrivale Augusto Farfus auf Rang zwei und dessen BMW-Kollege Marco Wittmann auf der Pole. Der junge MTEK-Pilot wird vermutlich im Kampf um Farfus' letzte Chance eine erhebliche Rolle spielen können.

Titel-Bild zur News: Gary Paffett, Bruno Spengler, Mike Rockenfeller, Augusto Farfus

Die Autos der Titelkandidaten: Wer hat am Ende in Zandvoort die Nase vorn? Zoom

"Meine acht Fahrer wissen alle, was wir als Marke für Ziele haben", sagt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt durch die Blume, welche Aufgabe Wittmann am Sonntag in Zandvoort haben wird. "Wir werden schauen, dass wir die Entscheidung nach Hockenheim bringen", so der Rennleiter. Der naheliegende Weg: Wittmann lässt Farfus beim Start ziehen und blockt nach hinten gegen die Audi-Piloten Rockenfeller und Timo Scheider ab. Siegt Farfus und wird "Rocky" Dritter, dann ist die Entscheidung vertagt.

Für ein solches Szenario müsste Wittmann seine Ambitionen auf den ersten DTM-Rennsieg im Debütjahr ab heute Mittag um 13:30 Uhr für gut eine Stunde mal vergessen. "Die Anerkennung im Team erarbeitet man sich durch eine Leistung, wie er sie in dieser Saison gezeigt hat. Nicht durch einzelne Rennen", umschreibt Marquardt die Erwartungen an Wittmann. Klartext: Der 23-jährige MTEK-Pilot hilft der Marke, wenn er sich in den Dienst der Farfus-Sache stellt.

"Was am Sonntag ist, ist wieder eine andere Story", ist sich der Polemann seiner Aufgaben bewusst. "Wir wollen das bestmögliche Ergebnis für BMW einfahren." Das heißt: Doppelsieg mit Farfus vor Wittmann. Taktisch hat BMW vorgesorgt. Der Titelkandidat geht - ebenso wie Rockenfeller - auf den schnelleren Optionsreifen auf die Reise, Wittmann bekommt härtere Standardreifen verpasst. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn der Jüngling die BMW-Speerspitze auf den langsameren Pneus hinter sich hält.

Von Gummi geben und nehmen

"Ich bin vorne mit Standardreifen. Ich glaube, wir haben das nötige Tempo im Rennen. Im Qualifying hat es gepasst. Ich bin optimistisch", wiegelt Wittmann noch ab. "Es kann viel passieren. Wir müssen alle erst einmal gut starten und unfallfrei durch die erste Runde kommen. Es bringt nichts, darüber zu reden, was wäre, wenn. Wir schauen dann im Rennen, was wirklich geht. Wir sind bezüglich der Reifen auf unterschiedlichen Strategien. So macht jeder erst einmal sein eigenes Ding."

Ein "Ding", das gewisse Gefahren mit sich bringt. Auch Rockenfeller hat zum Rennstart jene Pneus aufgeschnallt, die laut Reifenhersteller Hankook rund eine Sekunde pro Runde schneller sein sollen. Zwar wird in Zandvoort kein DRS im Einsatz sein, aber mit einem solchen Reifenvorteil lässt sich auf der Zufahrt zur Tarzan-Kurve, vor dem Audi-S und an anderen Stellen eine Attacke fahren. Kommt nicht nur Farfus, sondern auch "Rocky" am Polemann vorbei, dann läuft wieder alles für den Gesamtführenden.


DTM in Zandvoort

Sollte der BMW-Mann gewinnen, der Audi-Pilot auf Platz zwei ins Ziel kommen, dann ist der DTM-2013-Drops gelutscht - Rockenfeller hätte den Titel dann vorzeitig in der Tasche. Soweit ist es noch nicht. Es spielen nicht nur Wittmann, Farfus und Rockenfeller eine Rolle im großen Zandvoort-Spiel. Auch Timo Scheider könnte in der Schlussphase des Rennens womöglich eingreifen. Der zweimalige Champion lässt seinen Audi mit Standardreifen ausrüsten. Er fährt somit die gleiche Taktik wie Wittmann.

Zum Rennstart auf weichen Optionsreifen könnten auch die BMW-Piloten Joey Hand und Timo Glock sowie Filipe Albuquerque (Audi) noch ganz vorne angreifen und das Taktikschach mit munteren Rochaden spannend gestalten. Die großen Fragezeichen im Rennen: Wie lange hält der weiche Reifen, wer wechselt zum optimalen Zeitpunkt? Der Zandvoort-Asphalt ist gepaart mit Sand sehr fordernd. Durchaus denkbar, dass sich am Ende die Wittmann-Scheider-Taktik als richtig erweist und die Titelkandidaten im Kampf um den Rennsieg überhaupt keine Rolle spielen.