Schumacher: Gelingt 2009 der Durchbruch?

Norbert Haug zählt Ralf Schumacher zu den "Topkandidaten", der HWA-Neuzugang selbst zeigt aber gesunden Respekt vor der Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Nicht ganz überraschend wurde Ralf Schumacher gestern als Mercedes-Werksfahrer für die kommende Saison bestätigt, denn die Beförderung in einen Neuwagen war nach seinem Wechsel in die DTM von Anfang an geplant. Ob es dann tatsächlich so kommen würde, stand nach nur drei Punkten im Jahr 2008 allerdings lange in den Sternen.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Nicht überheblich, aber ambitioniert geht Ralf Schumacher in seine zweite Saison

Jetzt, wo der Ex-Formel-1-Pilot HWA-Topmaterial definitiv zur Verfügung hat, wird die öffentliche Erwartungshaltung natürlich steigen: "Mir ist bewusst, dass der Druck mit dem neuen Auto höher ist und dass man eventuell das Material hat, um Rennen zu gewinnen", sagte Schumacher gestern im Rahmen einer Telefonkonferenz, "aber gleichzeitig ist mir auch bewusst, dass noch ein weiter Weg vor mir liegt."#w1#

Respekt vor der Konkurrenz

"Ralf gehört in den Kreis der Topkandidaten, da bin ich mir sicher." Norbert Haug

Denn: "Ich trete gegen DTM-Piloten an, die das seit Jahren machen, die bewiesen haben, wie gut sie sind und die Rennen gewonnen haben", so der in Österreich lebende Deutsche. Siege sollte man "bei mir nicht voraussetzen. Ich werde sicher hart daran arbeiten und es ist auch mein Ziel, erfolgreich zu sein, aber ich muss es erstmal umsetzen." Norbert Haug traut seinem Schützling dennoch viel zu: "Er gehört in den Kreis der Topkandidaten, da bin ich mir sicher."

"Das 08er-Fahrzeug hat ihm von Anfang an etwas besser gelegen als das 07er. Hoffentlich können wir den Schritt mit dem 09er noch einmal fortsetzen", fügte der Mercedes-Sportchef an. Die DTM-Autos werden von Jahr zu Jahr immer mehr echte Rennmaschinen, gar nicht so unähnlich einem Formelwagen. Das sollte einem Routinier wie Schumacher, der aus der Formel 1 kommt und kaum Tourenwagengene in sich trägt, entgegenkommen.

Beim Test in Mugello, wo er laut Haug das Ticket für den Neuwagen endgültig gelöst hat ("Er war dort gut unterwegs"), fielen Schumacher die Unterschiede jedenfalls sofort auf: "Es war schon ein deutlicher Unterschied. Man versucht mit jedem Auto, das Limit hinauszuschieben - ob das beim Bremsen ist, beim Einlenken, beim Gripverhalten, bei der Bandbreite des Setups. In all diesen Punkten war die Entwicklung zwischen 2007 und 2008 für mich spürbar", erläuterte er.

Bescheidene Zielsetzung

¿pbvin|1|1267|schumacher|0pb¿Es soll also vorangehen, aber wie lautet nun die Zielsetzung für 2009? Haug würde bei aller Zuversicht schon regelmäßige Punkte als Erfolg werten: "Das hört sich wie ein Minimalziel an, aber wenn zwei Jahrgänge eng beisammen liegen, ist das schon eine Herausforderung", so der 56-Jährige. "Dann sollte vielleicht auch mal das Podium angepeilt werden. Ihn als Siegfahrer zu deklarieren, ist einfach nicht möglich, denn die, die die gleichen Autos haben, haben jahrelange Erfahrung."

Schumacher muss sich jedenfalls beweisen, schließlich hätte es für den HWA-Neuwagen auch andere Kandidaten gegeben. Aber der Deutsche behauptet, er habe nicht dezidiert auf der Beförderung von Mücke ins Werksteam bestanden: "Wir haben uns gegenseitig nie irgendwelche Ultimaten gestellt. Es gab keine bindende Bedingung - außer die, dass es für beide Seiten passen muss und dass ich natürlich den Speed haben muss, was im Motorsport selbstverständlich ist", sagte er.

Indes gab Haug zu, dass auch der mediale Druck bei der Beförderung eine gewisse Rolle gespielt habe, allerdings sei man von Schumachers fahrerischen Fähigkeiten überzeugt, weil man sich niemals auf ein "Experiment" einlassen würde. Man plane sogar langfristig mit dem Superstar der DTM, auch wenn der Vertrag nur für ein Jahr läuft. Aber: "Wir haben auf beiden Seiten die Möglichkeit, nach diesem Jahr weiterzumachen", so der Mercedes-Sportchef.

Neuer "Oldie" bei HWA

"Ich fühle mich nicht als Opa." Ralf Schumacher

Interessanter Nebenaspekt: Nach dem Rücktritt von Bernd Schneider wird Schumacher mit seinen 33 Jahren zumindest vom Alter her Teamleader sein - Bruno Spengler ist 25, Jamie Green 26, Gary Paffett 27 und Paul di Resta gar erst 22. "Ich finde das toll", so der Routinier über die Jugend um sich herum. "Das erinnert mich an meine Anfangszeiten und das hilft auch ein bisschen - zum Beispiel beim gemeinsamen Training. Aber ich fühle mich nicht als Opa."

Als Dienstältester steht ihm zumindest nach nicht rennsportlicher Denkweise auch das höchste Gehalt zu. Das scheint man beim Wort genommen zu haben, denn die Kombination aus Gage und einem persönlichen Sponsorenpool dürfte pro Jahr über drei Millionen Euro ergeben. Bei Mercedes legt man jedoch Wert auf die Feststellung, dass nur aus Stuttgart bei weitem keine solchen Summen nach Salzburg überwiesen werden.

"Ich hoffe, er fährt so lange bei uns, bis er sich dreieinhalb Millionen verdient hat, aber dann reden wir über eine längere Periode", rechnete Haug und stellte diesbezüglich bis zu sechs Jahre in den Raum. "Seine Gage bewegt sich in einem ganz normalen DTM-Bereich. Ralf ist immerhin nach seinem Bruder der zweiterfolgreichste deutsche Formel-1-Rennfahrer überhaupt. Trotzdem können wir natürlich keine Formel-1-Gagen bezahlen."