• 31.08.2008 16:39

  • von Britta Weddige

Scheider besiegt den Brands-Hatch-Fluch

Timo Scheider über ein besonderes Wochenende, Fairplay der Gegner und brenzlige Situationen mit Markenkollegen sowie erste Hoffnungen auf den Titel

(Motorsport-Total.com) - Seine Verlobte Jasmin Rubatto riss in der Box die Arme nach oben, Timo Scheider hüpfte vor Freude - im Hause Scheider und Audi ist Feiern angesagt. Der Tabellenführer der DTM holte in Brands Hatch seinen zweiten Saisonsieg, und zwar in einem äußerst spannenden Rennen. Bis zum Schluss hatte Scheider Verfolger Paul Di Resta im Nacken, dazu kamen teilweise haarige Situationen, als das Führungsduo auf der kurzen Strecke zum Überrunden ansetzen musste.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Geschafft! Nach 82 Runden kam Timo Scheider als Sieger aufs Podium

Doch Scheider blieb cool, von der Pole Position weg fuhr er dem Sieg entgegen und durfte am Ende zum zweiten Mal in dieser Saison und zum zweiten Mal in seiner Karriere auf dem Podium ganz oben stehen. In der Gesamtwertung hat er seinen Vorsprung nun auf neun Punkte ausgebaut. Hinter ihm liegen punkgleich die beiden Mercedes-Piloten Di Resta und Jamie Green. Und zehn Punkte zurück ist Teamkollege Mattias Ekström als Gesamtvierter.#w1#

Sonderdank an fairen Schneider

"Es war ein ganz besonderes Wochenende für mich - und ein wichtiges in Sachen Meisterschaft, keine Frage", bilanzierte Scheider, der endlich seinen Brands-Hatch-Fluch besiegt hat. "In den vergangenen beiden Jahren hatte ich in Brands Hatch immer Probleme. Zum dritten Mal hierher zu kommen, die Pole und den Sieg zu holen, ist deshalb wirklich etwas Wunderbares. Ich muss mcih wieder bei meinem Team bedanken, denn sie haben mir die Möglichkeit gegeben, das zu schaffen."

"Es ist ein fantastischer Tag für uns und ich bin mir sicher, dass wir heute Abend eine tolle Party haben werden." Timo Scheider

Einen ganz speziellen Dank richtete der Sieger aber auch an die Konkurrenz von Mercedes, "für das Fairplay beim Überrunden. Auch - und ganz besonders - bei Bernd Schneider. Er hat in den letzten Runden selbst immer noch um einen Punkt gekämpft und war wirklich sehr fair, er hat mich vorbeigelassen. Vielen Dank dafür. Es ist ein fantastischer Tag für uns und ich bin mir sicher, dass wir heute Abend eine tolle Party haben werden."

Brenzlige Situation mit dem Audi-Trio

Die größten Probleme bereiteten Scheider heute nicht die Gegner, sondern die eigenen Markenkollegen. Richtig brenzlig wurde es nämlich, als Scheider und Di Resta auf das Audi-Jahreswagen-Trio Oliver Jarvis, Markus Winkelhock und Alexandre Prémat aufliefen - und erst einmal dahinter hängen blieben.

"Ich hatte wirklich Angst, dass an meinem Auto etwas kaputt geht. Da habe ich über Funk gefragt 'hey Jungs, was geht hier ab?'" Timo Scheider

"Das war die härteste Überrundung die ich in diesem Rennen hatte", schilderte Scheider. "Okay, sie haben auch um Positionen gekämpft, aber sie wussten, dass ich von hinten komme. Oliver hat dann in Kurve eins einen Fehler gemacht, kam weit nach außen und hat in Kurve zwei dann die Tür zugemacht. Irgendwann waren dann drei Autos um mich herum und ich hatte wirklich Angst, dass an meinem Auto etwas kaputt geht. Da habe ich über Funk gefragt 'hey Jungs, was geht hier ab?'. Aber danach habe eine eine freie Linie gefunden, um zwischen den Jungs durchzukommen und ich denke, sie haben dann auch Paul sauber durchgelassen. Ich denke, dass wir ein faires Rennen hatten."

Druck hält konzentriert

82 lange Runden hatte Scheider seinen Verfolger Di Resta im Nacken - doch dem Audi-Piloten hat genau das auf dem Weg zum Sieg geholfen: "Um ehrlich zu sein, ist es besser, wenn man Druck hat und sich die ganze Zeit konzentrieren muss", so Scheider. "Er hat mir das Leben ganz schön schwer gemacht und hat einen tollen Job gemacht. Doch ich konnte immer einen Vorsprung von 0,5 Sekunden bis zu einer Sekunde halten. Nach den Überrundungen war der Abstand natürlich jedes Mal ein bisschen anders."

"Ich denke, dass es jetzt schon an der Zeit ist, ein bisschen an den Titelgewinn denken zu dürfen." Timo Scheider

"Aber alles in allem war es toll, ihn direkt im Nacken zu haben", fuhr Scheider fort. "Das hat das Rennen für mich einfacher gemacht, weil ich nicht einmal mehr mitbekommen habe, in welcher Runde wir eigentlich waren. Irgendwann dachte ich, ich schaue mal auf die Boxentafel, wie viele Runden es noch sind. Da schrie mein Ingenieur in den Funk und ich fragte, 'hey, was ist los?' - da sah ich die Flagge, das Rennen war schon vorbei!"

In der Meisterschaft hat sich Scheider nun noch etwas mehr Luft verschafft. Doch trotz seiner neun Punkte Vorsprung will er sich nicht zu früh freuen: "Ich denke, dass es jetzt schon an der Zeit ist, ein bisschen an den Titelgewinn denken zu dürfen. Aber ich sehe jedes Rennen für sich. Das ist vielleicht der Schlüssel dazu, es am Ende zu schaffen. Es stehen immer noch drei Rennen aus und es werden noch 30 Punkte vergeben. Deshalb versuche ich einfach erst in Barcelona, dann in Le Mans und dann in Hockenheim mein Bestes. Man muss immer kämpfen, in der DTM ist es jedes Mal schwer, das richtige Set-Up zu finden, ein Wochenende kann durch einen kleinen Fehler kaputtgemacht werden. Es ist hart bis zum Schluss."