Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Schattling: "Zum Ende in die falsche Richtung gearbeitet"
Mercedes scheint eine wenig zufriedenstellende Saison auch unrühmlich zu beenden, dennoch sei lang nicht alles im Jahr 2013 schlecht gewesen
(Motorsport-Total.com) - Für Mercedes war die Saison 2013 eine äußerst ernüchternde - daran scheint sich auch beim letzten Rennen am Hockenheimring nicht mehr viel zu ändern. Jedenfalls sind die Voraussetzungen für den Finallauf am Sonntag nicht allzu vielversprechend, denn kein Mercedes hat es im Qualifying in die Top-10 geschafft. Der beste Pilot aus den eigenen Reihen heißt Robert Wickens und geht von Startplatz 13 aus ins Rennen. Trotzdem hat er - wie auch seine Markenkollegen Christian Vietoris (Startplatz 20) und Gary Paffett (16.) - noch die Chance auf Rang drei im Gesamtklassement, wenngleich auch die Herstellerwertung für die Stuttgarter keine Hoffnungen mehr schürt.

© Daimler
Wolfgang Schattling ist mit der Saison nicht zufrieden, sieht aber nicht alles schlecht Zoom
Paffett analysiert das enttäuschende Qualifying und ahnt, woran Mercedes gescheitert sein könnte: "Uns hat scheinbar der Grip gefehlt. Die Balance des Autos ist eigentlich nicht so schlecht; sie ist nicht perfekt aber auch kein Desaster. Der zweite Sektor, der hauptsächlich aus Geraden besteht, sieht eigentlich ziemlich gut aus. Im letzten Sektor, wo es nur Kurven gibt, verlieren wir aber eine Menge Zeit. Es sieht also aus, als würde uns generell der Grip fehlen." Ob das am Anpressdruck oder am mechanischen Grip gelegen hat, sei schwierig zu sagen, so der Brite gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Wir sind einfach nicht schnell genug."
Auch Pascal Wehrlein zeigt sich alles andere als zufrieden nach dem Qualifying und seinem 15. Startplatz: "Natürlich war es nicht das Ergebnis, das wir angestrebt haben, aber es war wieder so eng und unberechenbar. In Q1 war ich noch auf Platz sechs, da wusste ich eigentlich auch nicht warum. Schließlich war ich im Freien Training noch 21., demnach ist alles wirklich sehr eng zusammen. Jede Kleinigkeit macht hier einen Unterschied, und man hat gesehen, wie schnell das gehen kann - bei mir mit Platz sechs und auch bei Gary, der stand ja auf Platz sieben in Q1."
Geteilte Meinungen über Rennchancen
Dass er der zweitbeste Mercedes-Pilot in der Qualifikation war, tröstet Wehrlein nur wenig: "Intern kann ich einigermaßen zufrieden sein. In Zandvoort war ich auch zweitbester Mercedes, in Oschersleben lief es ebenfalls gut. Das ist zwar nicht schlecht, vor allem für meine erste Saison, aber wenn ich auf Platz 15 stehe, bringt es trotzdem nichts, damit kann ich auch nicht zufrieden oder glücklich sein." Dennoch hat der Mercedes-Youngster das Wochenende noch nicht abgeschrieben: "Es war schwer, aber wir hoffen auf eine gute Rennpace, und dass wir dann noch in die Punkte fahren können."
Markenkollege Paffett ist da beim Blick auf das Rennen schon etwas pessimistischer. Eigentlich könne das Team bis zum Rennstart "nichts" mehr tun: "Wir können eigentlich nur auf Regen hoffen", spielt er auf die angekündigten wechselhaften Wetterbedingungen an. "Die letzten paar Rennen waren ziemlich frustrierend, und wir haben seit dem letzten Rennen wirklich hart gearbeitet, aber es nicht geschafft, einen Schritt nach vorn zu machen - also könnte uns das Wetter morgen eventuell helfen. Ansonsten wird es wohl sehr schwer." Zudem habe Mercedes seine Vormachtstellung am heimischen Hockenheimring eingebüßt: "In den zurückliegenden beiden Rennen war BMW hier sehr stark. Ich bin nicht überrascht, dass die wieder ganz oben stehen."
DTM-Projektleiter Wolfgang Schattling möchte dem ganzen Mercedes-Konzern dennoch ein möglichst positives Finale bescheren: "Wir haben hier immer gut ausgesehen, es ist unser Heimrennen, und über 6000 unserer Mitarbeiter sitzen am Sonntag auf den Tribünen. Da wollen wir einen versöhnlichen Saisonabschluss, was nicht ausgeschlossen ist. Wir haben schon DTM-Rennen erlebt, die aus schlechteren Positionen zu einem guten Ende geführt haben." Der 62-Jährige weiß aber, dass es am Sonntag kein Zuckerschlecken wird: "Das Feld ist so dicht gestaffelt - wenn es einen Rennverlauf mit ähnlichen Strategien gibt, dann zählt das Qualifying sehr viel bei einem Rennen unter normalen Bedingungen."
Nicht alles schlecht
Schattling ist alles in allem natürlich nicht zufrieden mit der Saison aus Mercedes-Sicht - wenn auch lange nicht alles so schlimm sei, wie es scheint: "Die Schwankungen gibt es nicht nur bei uns - BMW hatte das am Lausitzring auch. Ich will es aber nicht beschönigen: Es ist nicht in Ordnung, wenn wir auf Platz 13 fahren. Leider haben wir zum Saisonende irgendwie in die falsche Richtung gearbeitet." Kurios sei jedoch: "Die Fahrer sagen, die Balance sei gut, aber wir merken es nicht in den Rundenzeiten."

© Daimler
Pascal Wehrlein konnte Gary Paffett im Qualifying hinter sich lassen - Startplatz 15 Zoom
Mercedes hatte vor der Saison auf den Nachwuchs gesetzt und die Teams mit Ausnahme von Paffett durchweg mit jungen Fahrern bestückt. Ob das möglicherweise der falsche Weg war, will Schattling nicht beurteilen: "Wir sind ein Experiment eingegangen, weil wir uns auch ganz anders aufgestellt hatten. Aber hätte, wäre, wenn - die Situation beim letzten Rennen ist, wie sie ist." Bei einer Beurteilung sollte jedoch auch nicht außer Acht gelassen werden, dass nach dem Qualifying immerhin zwei Jünglinge vor Routinier Paffett stehen, der im vergangenen Jahr an gleicher Stätte noch um den Titel kämpfte.
Generell sei es laut Schattling keine übermäßig schlechte Saison gewesen: "Man muss auch sehen: Wir waren die einzige Marke, die bis kurz vor Schluss noch zwei Fahrer im Titelkampf hatte. Wir waren bei drei von neun Rennen die stärkste Marke. Das ist nicht das Ziel, aber so schlecht sind wir auch nicht", gibt er zu bedenken. Immerhin haben die Stuttgarter in der Teamwertung noch Chancen auf den Sieg: HWA-Mercedes 2 (141 Punkte) liegt nur knapp hinter den Konkurrenten RBM-BMW (148) und Spitzenreiter Phoenix-Audi (151).
Paffett hat allerdings andere Ansprüche und sehne deshalb nach eigener Angabe den Saisonschluss herbei. "Aber ich freue mich auch darauf, mit einem neuen Auto wieder an die Arbeit zu gehen. Ich denke, ich werde nächstes Jahr wieder hier sein und möchte dann eine bessere Saison erleben. Deshalb will ich mit dem Team zusammenarbeiten und helfen, wo ich kann, denn wir wollen nächstes Jahr wieder gewinnen."

