• 27.12.2010 13:23

  • von Britta Weddige

Rückblick 2010 - Teil 2: Rambo Prémat und Green-Hattrick

In Teil zwei geht es um Mercedes-Jubel und Audi-Ärger am Lausitzring sowie um die Hitzeschlacht am Norisring, wo der Sieger einmal mehr Jamie Green hieß

(Motorsport-Total.com) - Das Jahr 2010 ist auf die Zielgerade eingebogen - doch bevor in der Silvesternacht das Jahr 2011 durchstartet, blicken wir noch einmal zurück auf die vergangene DTM-Saison. Elf Rennen in sechs Ländern standen auf dem Kalender. Am Ende holte sich einer den Meistertitel, den man zu Saisonbeginn noch nicht unbedingt auf der Rechnung haben konnte - Mercedes-Pilot Paul di Resta.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Ende des missglückten Prémat-Manövers: Crash in der Lausitz

Nach drei Jahren ohne Fahrertitel konnte Mercedes in diesem Jahr erfolgreich zurückschlagen. Unterdessen musste sich Audi durch das Jahr kämpfen. Mit der Titelentscheidung hatten die Ingolstädter am Ende nichts mehr zu tun.

Auch 2010 gab es Favoritensiege ebenso wie Überraschungen, Kurioses und Dramatisches. In unserem Rückblick lassen wir Rennen für Rennen noch einmal Revue passieren. Heute geht es um den denkwürdigen Lauf am EuroSpeedway Lausitz, bei dem Mercedes wieder jubeln durfte und es bei Audi erneut eine Menge Diskussionsstoff gab. Denn Alexandre Prémat räumte gleich nach dem Start einige seiner Teamkollegen von der Strecke. Außerdem blicken wir zurück auf die Hitzeschlacht am Norisring, wo Ralf Schumacher seine erste DTM-Pole holte, David Coulthards Tür flog und Jamie Green der historische Hattrick gelang.

6. Juni: EuroSpeedway Lausitz

Die DTM-Fans erlebten am 5. und 6. Juni auf dem EuroSpeedway Lausitz ein heißes Rennwochenende - nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen. Vor allem in den ersten Rennrunden ging es hoch her. Auf der Pole-Position stand zum dritten Mal in seiner Karriere Paul di Resta. Sein Teamkollege Bruno Spengler, der als Tabellenführer in die Lausitz gekommen war, teilte sich mit dem Schotten die erste Startreihe.

Valencia-Sieger Mattias Ekström blieb Audi-Speerspitze und startete als Dritter neben Jamie Green, der im Mercedes-Jahreswagen einmal mehr stark war. Mercedes-"Rookie" David Coulthard sorgte im Qualifying für eine der Sensationen - er schaffte es bis in Q3 und wurde Achter.

Bruno Spengler

Knutsch für die C-Klasse: Bruno Spengler holte seinen ersten Saisonsieg Zoom

Nach dem guten Qualifying hoffte man bei Mercedes auf einen weiteren Erfolg im Rennen. Und den Stuttgartern gelang sogar ein Dreifachsieg - auch dank der Mithilfe von Audi-Jahreswagenfahrer Alexandre Prémat, der gleich in der ersten Runde mehrere seiner Markenkollegen von der Piste rammte. Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich sprach danach vom "Albtraum eines Sportchefs".

Der Sieg ging an Spengler vor di Resta und Green. Lange sah es so aus, als ob di Resta von der Pole-Position aus einen entspannten Sieg einfahren kann. Doch in Runde 34 fiel die Vorentscheidung. Bei di Restas zweiten Stopp gab es Probleme und Spengler nutzte die Gunst der Stunde, um am HWA-Kollegen vorbeizugehen, die Führung zu übernehmen und den Sieg zu holen. Es war sein erster Triumph nach einer Durststrecke von drei Jahren. Im Boxenfunk überschlug sich seine Stimme vor Begeisterung. Di Resta war entsprechend sauer, das Gesicht des Schotten auf dem Weg zum Podium sprach Bände. Zudem durfte in der Lausitz pinkfarbener Champagner verspritzt werden: Mercedes-Pilotin Susie Stoddart holte als Siebte ihre lang ersehnten ersten Punkte in der DTM.

Während bei Mercedes der Dreifachsieg und Stoddarts Punkte gefeiert wurden, hing bei Audi der Haussegen schief. Kein Wunder, war schließlich ein Fahrer aus dem eigenen Stall für den Chaos-Crash in Runde eins verantwortlich, der gleich für mehrere Audi-Piloten das Ende aller Chancen bedeutete. Prémat hatte in den ersten Kurven ein allzu optimistisches Überholmanöver gegen seine Teamkollegen gestartet. Der Franzose ging zunächst an Timo Scheider vorbei und krachte dann in die Seite von Mattias Ekström. Der Schwede wurde umgedreht und auch noch von Coulthard getroffen, der nicht ausweichen konnte. Scheider versuchte ebenfalls auszuweichen und drehte sich auf dem Dreck. Mit Martin Tomczyk und Oliver Jarvis wurden auch die beiden anderen Neuwagenpiloten von Audi in das Chaos verwickelt und zurückgeworfen.

¿pbvin|1|2808|Lausitz|0|1pb¿In der Folge rückte das Safetycar aus. Ekström und Prémat stellten ihre Autos direkt in der Box ab. Scheider konnte nach einem Reparaturstopp das Rennen als Letzter wieder aufnehmen, Coulthard ließ sich sein Auto ebenfalls geradebiegen, gab aber nach vier Runden endgültig auf. Die Schäden an seiner C-Klasse waren zu groß - vorne links war die Aufhängung gebrochen.

Alexandre Prémat

Alexandre Prémat kassierte für seine Aktion die gelbe Karte Zoom

Diese Aktion hatte für Prémat Folgen. In der langen Pause, die nach dem Rennen am Lausitzring wartete, beriet man bei Audi, wie man darauf reagieren soll. Das Gerücht machte die Runde, dass Prémat hochkant raus fliegt. Schließlich hatte er schon öfter für Missmut beim Team gesorgt. Doch der Franzose durfte sein Cockpit behalten - vorerst, schließlich musste er dann vor dem Saisonfinale doch noch gehen. Nach dem Rempler am Lausitzring wurde er zum Vier-Augen-Gespräch bei Chef Ullrich geladen. Und erstmals vergab Ullrich an einen seiner Fahrer eine "gelbe Karte": Prémat konnte bleiben, durfte sich aber nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Gleichzeitig musste der Franzose eine hohe Geldstrafe zahlen, die für teambildende Maßnahmen verwendet wurde.

Nach den drei Rennen in Hockenheim, Valencia und der Lausitz folgte die erste längere Pause in dieser DTM. Das Zwischenfazit bis dahin: Mercedes hatte einen Vierfach- und einen Dreifachsieg auf dem Konto. Audi hatte unter anderem mit den Reifen, kuriosen Fehlern und teaminternen Remplern zu kämpfen, zu Buche stand nur der Sieg von Ekström in Spanien. Der Schwede blieb auch im weiteren Saisonverlauf der Speerspitze der Ingolstädter, doch der Titelkampf wurde immer mehr zur Mercedes-internen Sache. Audi arbeitete weiter intensiv daran, den Anschluss an Mercedes wieder zu schaffen. Doch vorerst blieb es den Stuttgartern vorbehalten, weitere Siege zu bejubeln.

4. Juli: Norisring

Vier Wochen Pause vergingen zwischen dem Rennen in der Lausitz und dem Stadtrennen auf dem Norisring. In Nürnberg wartete brütende Hitze und Fußballfieber pur auf Fahrer, Teams und Fans. Während in Südafrika bei relativ kühlen Temperaturen die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, hieß es in Franken: schwitzen, schwitzen und noch einmal schwitzen. Das Thermometer kletterte vor allem am Freitag und Samstag auf weit über 30 Grad, erst am Rennsonntag wurde es etwas "kühler".

Ralf Schumacher

Ralf Schumacher holte sich am Norisring seine erste DTM-Pole Zoom

Am Norisring gab es in diesem Jahr eine perfekte Mischung aus Fußball und Motorsport. Überall wurden die Spiele aus Südafrika übertragen, das 4:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien wurde auch rund um den Stadtkurs von zehntausenden Fans begeistert verfolgt. Und auf der Strecke war für die Zuschauer ebenfalls Einiges geboten.

Das begann schon in der Qualifikation, als Ralf Schumacher die große Überraschung gelang. Der frühere Formel-1-Pilot sicherte sich seine erste Pole-Position in der DTM. Dass der Norisring Schumacher liegt, zeigte sich schon in der Vergangenheit. Doch dass er hier Startplatz eins holen würde, damit hätten wohl nicht viele gerechnet. "Es ist super", freute sich Schumacher. Auf die Frage, ob nun auch sein erster DTM-Sieg drin ist, antwortete er aber zurückhaltend: "Jetzt warten wir erst einmal ab, wie das Rennen läuft."

Die Chance zum Sieg verbaute sich Schumacher bereits am Start selbst: Sein Mercedes zuckte zu früh, er kassierte wegen Frühstarts eine Durchfahrtsstrafe. Er kam schließlich als Elfter ins Ziel. "Ich war selbst schuld", bekannte Schumacher danach. Er vermutete, dass er beim Suchen des Schleifpunkts zu sehr am Limit war. Als seine C-Klasse sich leicht bewegte, war ihm auch klar, dass sein Rennen ruiniert war. Was war sein erster Gedanke? "'Ich Arschloch' habe ich mir gedacht..."

Doch bei Mercedes knallten die Korken trotzdem einmal mehr. Denn Jamie Green konnte in diesem Rennen Geschichte schreiben. Der englische Mercedes-Pilot hat am Norisring den historischen Hattrick geschafft und zum dritten Mal in Folge gewonnen. Das Besondere dabei: Er fuhr bei allen drei Siegen, 2008, 2009 und 2010 mit demselben Auto, das hat es in der DTM noch nie gegeben. Green lieferte sich allerdings bis ins Ziel ein enges Duell gegen Audi-Pilot Mattias Ekström - der Schwede hatte nach 82 Runden nur 0,5 Sekunden Rückstand. Green hatte sich gleich nach dem Start auf Platz zwei verbessert, nach Schumachers Strafe übernahm er die Führung, die er bis ins Ziel erfolgreich gegen Ekström verteidigte.

Jamie Green

Historisch: Jamie Green siegte zum dritten Mal in Folge in Nürnberg Zoom

"Wir Engländer können zwar nicht Fußball spielen, aber wenigstens können wir Rennen gewinnen", schmunzelte Sieger Green nach dem kräftezehrenden Duell. "Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit. Mattias Ekström hat immer attackiert und ich musste bis zum Schluss voll konzentriert bleiben. Auf dieser Strecke sind Fehler schnell passiert. Dafür freue ich mich jetzt umso mehr über meinen Hattrick hier in Nürnberg."

Durch seinen Sieg verbesserte sich Green in der Gesamtwertung sogar auf den zweiten Platz. Führender war weiter Bruno Spengler. Der Kanadier wurde in Nürnberg Dritter. Er hatte bei seinem ersten Boxenstopp ein kleines Problem, dadurch konnte Ekström ihn passieren. Audi-Pilot Oliver Jarvis. Audi-Pilot Oliver Jarvis wurde Vierter und holte damit seine lang ersehnten ersten Punkte im Neuwagen, sein Teamkollege Timo Scheider konnte aus einem zehnten Startplatz einen fünften Rang machen. Der spätere Champion Paul di Resta hatte am Norisring nichts mit der Punktevergabe zu tun: Der Schotte wurde nur Zehnter.

100.000 Fans waren wieder an den Norisring gekommen - und sie erlebten nicht nur Schumachers Pech und Greens Hattrick, sondern auch sonst ein turbulentes Rennen mit vielen Duellen vor allem im Mittelfeld, wilden Jagden, fliegendem Spiegeln und dem einen oder anderen Lackaustausch. Mercedes-Rookie David Coulthard sorgte ebenfalls für Aufsehen. Nach einer Kollision im ersten Renndrittel bestritt der den Großteil des Rennens ohne Fahrertür, was den Schotten aber nicht zu stören schien.

David Coulthard

Frischluft: David Coulthard bestritt den Großteil des Rennens ohne Fahrertür Zoom

Coulthard wurde im Positionskampf gegen die Audi-Piloten Martin Tomczyk und Markus Winkelhock in der Dutzendteichkehre von Winkelhocks A4 an der Seite getroffen. Coulthards Team ließ über den Boxenfunk einen nicht jugendfreien Fluch auf Winkelhock los und wies den Schotten an, weiterzufahren. Coulthards Tür löste sich langsam aus dem Rahmen und flog schließlich weg, vor das Auto von Susie Stoddart, die darüber fuhr und sich dabei den Unterboden beschädigte.

Danach fuhr der Schotte über 60 Runden lang mit einer "offenen Postkutsche" - auch bei seinen beiden Boxenstopps ließ er sich keine neue Tür einbauen. "Ich fühle mich einfach ein bisschen wohler, wenn ich frische Luft im Cockpit habe", witzelte Coulthard, der 13. wurde.

Nach dem turbulenten Rennen am Norisring stand eine weitere Pause von fünf Wochen an. Und da wurde gleich zwei Mal geheiratet: Green führte seine langjährige Lebensgefährtin Ginny vor den Traualtar, eine Woche später segelte Alexandre Prémat mit seiner Cléo in den Hafen der Ehe.

Anfang August traf sich die DTM dann wieder, zum fünften Saisonrennen am Nürburgring. Audi war mit großen Erwartungen in die Eifel gereist, schließlich hatte man dort im Vorjahr einen Vierfachsieg gefeiert. Doch in diesem Jahr war das Podium dort rein in Mercedes-Hand, nach diesem Rennen hatten die Stuttgarter in der Gesamtwertung sogar die Vierfachführung inne. Zwei Wochen später ging es nach Zandvoort. Dort holte sich Titelverteidiger Timo Scheider seine erste Pole-Position der Saison, im Rennen musste er sich jedoch mit dem dritten Platz hinter den Mercedes-Piloten Gary Paffett und Bruno Spengler begnügen. Die Geschehnisse am Nürburgring und in Zandvoort beleuchten wir im morgigen dritten Teil des Jahresrückblicks näher.

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Lausitzring

24.-26. Mai

1. Qualifying Sa. 09:55 Uhr
1. Rennen Sa. 13:30 Uhr
2. Qualifying So. 9:55 Uhr
2. Rennen LIVE So. 13:30 Uhr

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