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Rockenfeller über DTM-Tatenlosigkeit in Boxenstopp-Streit: "Thema so lächerlich"

Der Boxenstopp-Nachteil von Audi, BMW und Lamborghini bleibt bis Saisonende: Wieso Abt-Audi-Pilot Mike Rockenfeller die Argumente nicht nachvollziehen kann

(Motorsport-Total.com) - Die DTM hat sich nun darauf festgelegt, dass die Boxenstopp-Regeln zumindest bis zum Saisonende unverändert bleiben, wodurch der Ferrari von DTM-Leader Liam Lawsons AF-Corse-Team sowie der Mercedes-AMG gegenüber den Fahrzeugen von Audi, BMW und Lamborghini im Vorteil sind.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Abt-Audi-Pilot Mike Rockenfeller kann nicht verstehen, warum die DTM nicht reagiert Zoom

Nicht nur das Abt-Team, sondern auch Pilot Mike Rockenfeller kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass nichts geändert wird. "Das wäre das einzig Logische, das für alle fair ist, weil dann hat jeder ungefähr die gleichen Bedingungen", so Abt-Audi-Routinier Mike Rockenfeller, der schon am Sonntag befürchtet hatte, dass es keine Änderung geben würde.

Doch die DTM-Dachorganisation ITR sah unter anderem deswegen von einer Änderung ab, weil dadurch AF Corse und die Mercedes-AMG-Teams so kurz vor Saisonende plötzlich ihre eingeübten Choreographien ändern hätten müssen und somit möglicherweise einen Nachteil gehabt hätten.

"Man hätte das schon längst klären können"

Ein Argument, das Rockenfeller nicht nachvollziehen kann. "Ich finde das Thema so lächerlich", meinte der Abt-Audi-Pilot am Sonntag in Assen. "Das Thema gibt es jetzt seit Rennen 1. Da hatten andere Teams, die nicht die Ferrari-Choreographie hatten, ja auch noch unsere Choreographie und haben dann gemerkt, dass sie etwas verschlafen haben und umgestellt."

"Jetzt ist die Saison schon so weit fortgeschritten und man kann alle Argumente für und wider nehmen, aber man hätte das schon lange klären können", wundert sich Rockenfeller. "Es war offensichtlich, aber es war wohl nicht gewollt."

Unterschiedliche Speedlimits "immer noch besser als nichts"

Um nicht auf eine Mindest-Stoppzeit wie im ADAC GT Masters setzen zu müssen und auch die Teams mit der cleveren Choreographie nicht zu sehr zu bestrafen, hatte die ITR vor dem Assen-Wochenende vorgeschlagen, unterschiedliche Speedlimits in der Box einzuführen, um den Vorteil von rund einer Sekunde zu egalisieren.

So hätte die Piloten von AF Corse und den Mercedes-AMG-Teams nur 57 statt 60 km/h fahren dürfen, doch der Vorschlag wurde vom DMSB aus Sicherheitsgründen wegen potenzieller Auffahrunfälle in der Boxengasse abgelehnt.

Was Rockenfeller von dieser Lösung gehalten hätte? "Sicherheit ist da glaube ich kein Problem, aber in meinen Augen ist es trotzdem keine glückliche Lösung, auch wenn es vielleicht immer noch besser als nichts ist", so der 37-Jährige.

Wann man bei ITR-Vorschlag "doppelt gestraft" wäre

Rockenfeller stört daran aber, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte, wenn alle gleichzeitig in die Box kommen und man als Audi-Fahrer hinter einem Mercedes oder Ferrari fährt. "Dann bist du ja doppelt gestraft als langsamer Boxenstopper", fällt dem Abt-Audi-Piloten auf. "Wenn du hinter jemandem mit langsamem Pitspeed fährst, dann verlierst du doppelt Zeit. Daher finde ich das nicht so clever."

Man hätte daher immer darauf achten müssen, dass man alleine an die Box kommt. Denn selbst wenn man vor einem der bevorteilten Fahrzeuge an die Box kommt, könnte das zu einem Problem werden.

"Der überholt dich ja beim Boxenstopp, weil er eben schneller ist. Und dann fährst du, je nachdem wie es ausgeht, mit langsamem Pitspeed hinterher und verlierst wieder. Das ist für mich eine sehr komische Lösung. Ich verstehe nicht, wie man darauf überhaupt kommt."

Rockenfeller: Abt zu Safety-Car-Risiko gezwungen

Die Tatsache, dass bei den Fahrzeugen von Audi, BMW und Lamborghini die Radmutter nicht an der Felge fixiert ist, wodurch man jedes Rad in einem Ablauf wechseln muss, zwingt Abt laut Rockenfeller dazu, den Boxenstopp nach hinten zu verschieben.

Dadurch läuft man - wie am Samstag in Assen passiert - Gefahr, Opfer einer Safety-Car-Phase zu werden. Das hatte für Kelvin van der Linde im Titelkampf böse Folgen, denn der Südafrikaner wurde nur Zwölfter.


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"Strategisch sind dir die Hände gebunden, weil wenn du mit den anderen stoppst, verlierst du automatisch", erklärt Rockenfeller. "Das bringt einen natürlich immer in eine Position, dass man versucht, länger zu fahren, sich aus allem herauszuhalten und dann eine Gap aufzumachen, den man als Puffer gegen die anderen braucht."

Das sei zwar "nichts Neues", aber am Samstag habe man gesehen, "wie riskant das dann im Falle eines Safety-Cars ist".