• 04.06.2012 15:10

  • von Dominik Sharaf & Stefanie Szlapka

Rentnerstopps und die Angst vor enttäuschten Gesichtern

Wie Rosberg-Teamchef Arno Zensen die Triumphfahrt seines Piloten Edoardo Mortara in Spielberg erlebte und wieso die Crew unter enormem Druck stand

(Motorsport-Total.com) - Arno Zensen dürfte das blütenweiße Audi-Hemd am Sonntagnachmittag in Spielberg einmal komplett durchgeschwitzt haben. "Es waren die härtesten 70 Minuten seit langer Zeit", sagt der Rosberg-Teamchef über eine Renndistanz lang Nägel Kauen am Kommandostand. Ruiniert war das Dress dann endgültig, nachdem DTM-Premierensieger Edoardo Mortara es auf dem Podium mit Champagner tränkte.

Titel-Bild zur News: Edoardo Mortara

Youngster duscht alten Hasen: Zensen (links) und Mortara auf dem Podium

Die Freude über den ersten Sieg der Mannschaft des früheren Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg war umso größer. Zensen jubelt: "Edos Rennen war unglaublich, ein Riesenkompliment. Zunächst an ihn, denn er stand unter enormen Druck und hat einen sensationellen Job gemacht", lobt er den Franco-Italiener, den er zu Beginn der vergangenen Saison als amtierenden Meister der Formel-3-Euroserie in die DTM holte.

"Jungs, bitte ein paar Rentnerstopps"

Das Lob adressiert Zensen auch an die Mannschaft: "Wir hatten relativ wenig Gelegenheit, Boxenstopps zu üben. Wir waren die Letzten, die die neuen Autos bekommen haben", gibt er zu bedenken. Nach dem Desaster in Brands Hatch hätten die Mechaniker ungemein unter Druck gestanden. "Alle wussten, dass wir auf Position eins stehen und um den Sieg fahren. Du kannst dir nicht vorstellen, was in den Leuten vorgeht", meint Zensen, der ein Teammeeting nach dem Qualifying ganz bewusst ausfallen ließ.


Fotos: Edoardo Mortara, DTM in Spielberg


Einer gab dann doch die Marschroute vor: "Nur unser Chefmechaniker hat gesagt: 'Jungs, wir machen ein paar Rentnerstopps. Irgendetwas um die vier Sekunden und hoffentlich geht es gut'", erzählt er lachend. Dabei hatte er den ersehnten Sieg nach dem Start, bei dem Mortara bis zur ersten Kurve auf Rang drei zurückgefallen war, schon für einen kurzen Moment verloren geglaubt.

Tolle Show von Albuquerque

"Edo hat gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat und schon die enttäuschten Gesichter seiner Mechaniker vor sich gesehen hätte", berichtet Zensen. "Da hat er sich geschworen: 'Du musst irgendwie später bremsen, du musst irgendwie außen herum wieder nach vorne fahren.'" Es klappte, Mortara blieb cool und die Rosberg-Truppe jubelte.

Etwas enttäuschend verlief dagegen das Rennen von Filipe Albuquerque. "Für ihn war es schade. Er ist am Samstag die schnellste Runde des gesamten Wochenendes gefahren. Da wäre im Qualifying mehr drin gewesen", hadert Zensen. "Wir haben ein kleines bisschen verwachst, aber ein kleines bisschen bedeutet schon wieder Platz acht", weiß der Rosberg-Teamchef um die Konkurrenzsituation in der aktuellen DTM. "Dafür ist er ein tolles Rennen gefahren und hat für eine tolle Show gesorgt."