• 19.07.2009 17:52

  • von Britta Weddige

Paffett: "Haben eine Menge Leute schockiert"

Gary Paffett war mit upgedatetem Mercedes in Zandvoort eine Klasse für sich: Als er an Oliver Jarvis vorbei war, konnte er reifenschonend zum Sieg fahren

(Motorsport-Total.com) - Gary Paffett kann der endgültigen Entscheidung des DMSB über den Rennausgang in Zandvoort entspannt entgegenblicken. Der Sieg des Mercedes-Piloten wird nicht angezweifelt, es werden nur die Vorgänge untersucht, die sich hinter ihm im Feld ereignet haben. Das Einzige, was sich für Paffett noch ändern kann, ist sein Vorsprung an der Tabellenspitze auf die Verfolger. Bleibt das Ergebnis, wie es ist, hat er als neuer Spitzenreiter zwei Punkte Vorsprung auf Mattias Ekström. Verliert der Audi-Pilot seinen zweiten Platz noch, wird Paffetts Polster größer.

Titel-Bild zur News: Gary Paffett

Gary Paffett war der dominierende Mann im Rennen: Saisonsieg Nummer zwei

Paffett ließ sich nicht davon beirren, dass Zandvoort als "Audi-Strecke" gilt. Als er sich zur Mitte des Rennens an die Spitze gesetzt hatte, konnte er dem Feld davonziehen und ungefährdet den Sieg holen. "Wir haben gestern schon gezeigt, dass wir ein gutes Auto haben, indem wir es in der Qualifikation in die erste Reihe geschafft haben. Wir haben es auch heute Morgen in Warmup gezeigt. Wir hatten im Longrun ein sehr gutes und sehr konstantes Auto. Wir wussten also, dass wir das Auto hatten, um den Job zu erledigen und es ging nur darum, das auch zu tun", erklärte der Brite.#w1#

Im ersten Stint hing Paffett allerdings noch hinter Polesitter Oliver Jarvis fest. "In den ersten fünf oder sechs Runden habe ich ihn sehr unter Druck gesetzt und habe versucht, ihn zu überholen, denn ich war definitiv schneller", so Paffett. Er kam jedoch nicht vorbei: "Deshalb habe ich einfach versucht, weiter Druck zu machen und so nah wie möglich an ihm dran zu bleiben."

Die beiden Kontrahenten klamen gleichzeitig zum ersten Stopp - und wieder hatte Jarvis die Nase knapp vorn. Dazu kam das Duo dann auch noch hinter den beiden Kolles-Audi zurück auf die Strecke. "Sie haben Oliver vorbeigelassen und haben mich dann blockiert, dabei habe ich ein bisschen Zeit verloren", ärgerte sich Paffett. Entsprechend wütend schrie er auch in seinen Boxenfunk.

"Wir hatten das Auto, um den Job zu erledigen und es ging nur darum, das auch zu tun." Gary Paffett

Jarvis konnte seinen Vorsprung wieder vergrößern, machte dann aber einen Fehler. Der Audi-Jahreswagenpilot kam von der Ideallinie ab und Paffett zögerte nicht lang, sondern zog vorbei. "Als ich ihn an ihm vorbei war, war ich auf der sicheren Seite. Ich war ziemlich happy, denn ich wusste, dass ich eine sehr gute Chance habe, das Rennen zu gewinnen. Von da habe ich nur noch Gas gegeben. Ich habe allerdings auch versucht, die Reifen nicht so sehr heranzunehmen, sondern konstant zu fahren."

Sein Auto sei "einfach fantastisch" gewesen, schwärmte Paffett: "Wir konnten uns einen gewissen Vorsprung herausfahren. Mit dem zweiten Boxenstopp haben wir noch ein paar Runden gewartet, nachdem die anderen rein gekommen waren. Etwa 18 Runden vor Schluss bin ich dann nochmal an die Box gefahren. Danach habe ich nur noch versucht, konstant zu fahren. Vor allem am Ende des Rennens bin ich ziemlich vom Gas gegangen, weil ich die Reifen schonen wollte. Denn der Reifenverschleiß ist hier recht hoch."


Fotos: Rennwochenende in Zandvoort


Paffett war im Rennen so viel schneller als die Konkurrenz, dass er am Ende im Schongang seinem zweiten Saisonsieg entgegenfahren konnte. "Das Auto war unglaublich. Das Team hat einen fantastischen Job gemacht. Sie haben hier ein Update ans Auto gebaut und ich glaube, dass unsere Performance eine Menge Leute schockiert hat", sagte er strahlend.

Paffett war allerdings der einzige Mercedes-Pilot, der glänzen konnte. Hinter ihm folgte eine ganze Audi-Armada, die nächstbeste C-Klasse war die von Bruno Spengler, der auf Rang sieben ins Ziel kam. "Es hängt viel davon ab, dass man freie Fahrt hat, seine eigene Strategie ausspielen und seinen eigenen Rhythmus fahren kann", erklärte er den Unterschied zu seinen Teamkollegen. "Wenn man andere Autos um sich herum hat, ist sehr schwierig, seinen eigenen Rhythmus zu fahren."

"Es hängt viel davon ab, dass man freie Fahrt hat, seine eigene Strategie ausspielen und seinen eigenen Rhythmus fahren kann." Gary Paffett

So sei auch Teamkollege Paul Di Resta im Warmup schnell unterwegs gewesen, "doch er schien am Ende des Longruns etwas nachzulassen. Mein Setup und mein Fahrstil haben die Reifen mehr geschont. Ich glaube, das war das, was uns in der Schlussphase des Rennens geholfen hat. Wir waren sehr konstant und wir konnten unsere Rundenzeiten halten."

Als Tabellenführer und Schwergewicht in die Börde

Jetzt ist Paffett einfach nur "absolut happy": "Wir haben gezeigt, dass wir ein sehr gutes Auto haben. Die Bedingungen waren sehr stabil, das war fantastisch. Wir mussten nur unseren Job erledigen. Wir müssen uns an die Spitze setzen und das Rennen nach Hause fahren. Und das haben wir getan."

Für das nächste Rennen in Oschersleben bedeutet Paffetts Sieg allerdings, dass die C-Klassen noch mehr Erfolgsballast zuladen müssen. In der Börde werden die neuen Mercedes 20 Kilo schwerer sein als die neuen Audis. Paffett kann damit leben: "Wir waren auch hier schon schwerer, trotzdem konnten wir das Rennen gewinnen und waren schneller als alle anderen. Deshalb gibt es keinen Grund, warum wir dort nicht auch konkurrenzfähig sein sollten."

"Wir müssen einfach versuchen, so nah wie möglich an der Spitze zu bleiben." Gary Paffett

"Ich sage jetzt nicht, dass wir dort ganz klar das Rennen gewinnen werden, aber ich denke, dass wir eine ganz gute Chance darauf haben", so Paffett. "Die Performance des Autos ist viel besser, als einige Leute erwartet haben. Hoffentlich können wir also auch dort ein paar Leute überraschen. Wir müssen einfach versuchen, so nah wie möglich an der Spitze zu bleiben. Wenn ein Audi gewinnt, dann haben wir im nächsten Rennen etwas weniger Gewicht und können es wieder versuchen."

Paffett kommt als Spitzenreiter nach Oschersleben. Und das macht für ihn einen "großen Unterschied" aus: "Wenn man Zweiter, Dritter oder Vierter ist und ein paar Punkte hinter dem Spitzenreiter liegt, dann ist es schwierig, ganz nach vorn zu kommen. Aber wenn man ganz vorn ist, ist man den anderen einen Schritt voraus. Es ist kein Problem, wenn man in einem Rennen ein paar Punkte verlieren, denn schließlich kann man sie im nächsten Rennen wieder holen. Man muss nicht darum kämpfen, aufzuholen."

Doch bevor es in zwei Wochen nach Oschersleben geht, steht für Paffett jetzt erst einmal Feiern in Zandvoort an. Seine gesamte Familie ist dabei - die Nacht in den Dünen dürfte lang werden.