Norisring: Der Klassiker am Dutzendteich

1947 fanden an der Steintribüne die ersten Rennen statt - seither hat sich der Stadtkurs erst zur Sport-, dann zur Tourenwagenstrecke entwickelt

(Motorsport-Total.com) - Die Geburtsstunde des Norisrings schlug 1947. Nur zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war Nürnberg noch weitgehend zerstört. Und rund um den Dutzendteich hatten die Nationalsozialisten ein noch nicht fertig gestelltes Monumentalbauwerk hinterlassen - das Reichsparteitagsgelände mit zahlreichen Gebäuden und der Zeppelintribüne am Zeppelinfeld. Nach dem Krieg waren die Hakenkreuze weggesprengt worden und die Nürnberger beschlossen, das Erbe aus einer dunklen Zeit sinnvoller zu nutzen: Aus den Gebäuden wurden erst einmal Lagerhallen und die Steintribüne sollte künftig für friedliche Freizeitveranstaltungen genutzt werden.

Titel-Bild zur News: Norisring Startaufstellung 2007

"Monaco der Tourenwagen": Der Norisring hat eine große Geschichte

Da zu dieser Zeit in Nürnberg mit Ardie, Hecker, Mars, Triumph, Victoria und Zündapp sechs Motorradwerke ihren Sitz hatten, lag es nahe, Motorradrennen zu veranstalten. Und die geeignete Strecke fand sich auf den Straßen rund um die imposante Steintribüne, auf der die Zuschauer dann auch gleich untergebracht werden konnten.#w1#

18. Mai 1947: Das erste Rennen

Am 18. Mai 1947 war es dann soweit: Das "Erste Nürnberger Rundstreckenrennen für Motorräder aller Klassen" wurde gestartet - und eine lange Motorsporttradition begann. Unterstützung bekamen die Veranstalter damals von der amerikanischen Besatzungsmacht: Sie lieferte das Benzin für die Teilnehmer und verköstigte auch die 60.000 Zuschauer.

1948 gab es im Rahmenprogramm zwar schon ein Autorennen, bis in die Mitte der 1970er-Jahre hinein war die Rundstrecke aber fest in Hand der Motorräder. Und 1950 bekam sie auch ihren Namen: Mit einem Preisausschreiben wurden Vorschläge gesucht. Der Sieger schlug vor: "Norisring" - und so heißt der Kurs bis heute. Als Gewinn bekam der Glückliche übrigens ein Leichtmotorrad.

In den 1960er-Jahren kamen die Rennwagen

1952 gab es einen Sonderlauf für Rennwagen der Formel 3, ab 1960 fanden dann auf dem Norisring neben den Motorradrennen regelmäßig Autorennen statt, meistens im Juli. Dabei traten Prototypen, Sportwagen, Tourenwagen und Formelrenner an. Das Rennsportwochenende bekam 1967 den Namen "200 Meilen von Nürnberg", der jahrzehntelang erhalten blieb. In tragischer Erinnerung bleibt das Jahr 1968 - da verunglückte bei einem anderen Rennen im April der Porsche-Pilot Bernd Stelzig im strömenden Regen tödlich.

1971 ereignete sich ein weiterer tödlicher Unfall: Der mexikanische Ferrari-Pilot Pedro Rodriguez verunglückte im Rennen. Als Reaktion darauf wurde die Rennstrecke modifiziert: Der Kurs wurde auf 2,3 Kilometer verkürzt und die Geschwindigkeit massiv reduziert.

Interserie: 1.000 PS am Norisring

Rodriguez war im Rahmen der neuen Interserie gestartet, die 1971 zum ersten Mal auf dem Norisring antrat. Boliden wie der Porsche 917, der McLaren-Chevrolet M8E und der Lola-Chevorlet T222 hatten über 1.000 PS im Heck. Prominente Piloten wie Helmut Kelleners, Henri Pescarolo, Tom Pryce, Joakim Bonnier und Reinhold Joest kamen dabei nach Nürnberg.

Abgelöst wurde die Interserie ab 1973 durch die Deutsche Rennsport-Meisterschaft (DRM), aus der später die DTM hervorging, die mit ihren zwei Divisionen an den Norisring kam. Hier verdienten sich Piloten wie Manfred Winkelhock, Klaus Ludwig, Hans-Joachim Stuck und Marc Surer ihre Lorbeeren.

Die Motorradrennen verloren immer mehr an Bedeutung, das Interesse an den Autos war inzwischen größer geworden. Doch auch für die DRM kam irgendwann das Aus, aus ihr ging ab 1983 die Sportwagenmeisterschaft hervor. 100.000 Fans pilgerten zu den Rennen an den Norisring, der Begriff "Monaco der Sportwagen" wurde geboren.

Ende der 1980er-Jahre gab es sogar zwei Läufe der Sportwagen-Weltmeisterschaft auf dem Norisring, doch danach ging diese Ära zu Ende. 1987 verkündete Porsche den Ausstieg, zwei Jahre später war dann für Sportwagen Schluss auf dem Norisring.

Das Kapitel Tourenwagen beginnt

Und hier begann endgültig das Kapitel Tourenwagen. 1984 war die Vorgängerserie der DTM, die Deutsche Produktionswagenmeisterschaft bereits bei den 200 Meilen von Nürnberg zu Gast, 1987 folgte der erste Auftritt der inzwischen DTM genannten Serie, die sich bereits in den Vorjahren auf anderen Rennstrecken einen Namen gemacht hatte.

Von nun an gastierte die DTM jedes Jahr in Nürnberg, die Rennen entwickelten sich bald zum Saisonhöhepunkt, der Beiname des Norisrings wurde geändert: "Monaco der Tourenwagen". Auch als die DTM 1996 in die ITC umgewandelt wurde, fuhr man natürlich in Nürnberg. Der Sieger damals hieß Klaus Ludwig.

1997 - 1999: STW statt DTM

Das vorläufige Aus der DTM/ITC nach 1996 bedeutete aber nicht das Ende der Tourenwagenrennen am Norisring. Die Lücke wurde 1997 direkt geschlossen: Nun gastierte drei Jahre hintereinander die STW an der Steintribüne.

Im Jahr 2000 kehrte die neue DTM zurück. Aus den 200 Meilen von Nürnberg war nun das Norisring Speedweekend geworden. Und die Geschichte der Tourenwagen auf dem Norisring wird sicher auch noch lange weitergeschrieben werden.

DTM-Sieger auf dem Norisring:

01.07.1984 Winni Vogt (BMW)
28.06.1987 Olaf Mathey (BMW)
25.06.1988 (1) Armin Hahne (Ford)
25.06.1988 (2) Klaus Ludwig (Ford)
26.06.1989 (1) Kurt Thiim (Mercedes)
26.06.1989 (2) Alain Ferté (Ford)
01.07.1990 (1) Hans-Joachim Stuck (Audi)
01.07.1990 (2) Roberto Ravaglia (BMW)
30.06.1991 (1) Kurt Thiim (Mercedes)
30.06.1991 (2) Hans-Joachim Stuck (Audi)
28.06.1992 (1) Joachim Winkelhock (BMW)
28.06.1992 (2) Steve Soper (BMW)
27.06.1993 (1) Nicola Larini (Alfa Romeo)
27.06.1993 (2) Nicola Larini (Alfa Romeo)
26.06.1994 (1) Nicola Larini (Alfa Romeo)
26.06.1994 (2) Kris Nissen (Alfa Romeo)
25.06.1995 (1) Christian Danner (Alfa Romeo)
25.06.1995 (2) Bernd Schneider (Mercedes)
23.06.1996 (1) Klaus Ludwig (Opel)
23.06.1996 (2) Klaus Ludwig (Opel)

09.07.2000 (1) Joachim Winkelhock (Opel)
09.07.2000 (2) Bernd Schneider (Mercedes)
08.07.2001 Uwe Alzen (Mercedes)
30.06.2002 Laurent Aiello (Audi)
22.06.2003 Christijan Albers (Mercedes)
27.06.2004 Gary Paffett (Mercedes)
17.07.2005 Gary Paffett (Mercedes)
23.07.2006 Bruno Spengler (Mercedes)
24.06.2007 Bruno Spengler (Mercedes)