• 20.10.2013 19:16

  • von Christian Schrader

Marquardt: "Es ist für uns alle eine große Genugtuung"

Der BMW-Motorsportdirektor bejubelt Timo Glocks ersten DTM-Sieg, erklärt die Strategien und analysiert das Überholmanöver gegen Roberto Merhi

(Motorsport-Total.com) - BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt zeigt sich nach dem Hockenheim-Rennen hocherfreut über den ersten DTM-Sieg von Timo Glock (MTEK-BMW) und lobt seine Mannschaften für die Taktik während des Saisonabschlusslaufes. Auch bei Glocks Überholmanöver gegen Roberto Merhi (HWA-Mercedes) blieb Marquardt "einigermaßen beruhigt", wie er betont.

Titel-Bild zur News: Jens Marquardt

Marquardts Faust ist oben: Bei BMW ging im Hockenheim-Rennen die Post ab Zoom

"Es ist viel passiert und es ist natürlich auch im Regen ein Vorteil, wenn man von vorne wegfährt und nicht mit viel Spray, Dunst und Gischt unterwegs ist", sagt Marquardt nach dem Rennen gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Vier BMW-Piloten (Bruno Spengler, Dirk Werner, Andy Priaulx und eben Glock) rollten von den ersten Positionen aus weg. "Für mich sah es am Start so aus, als wenn die linke Reihe viel besser weggekommen wäre als die rechte. Da waren viele Autos, die nicht so richtig aus dem Quark gekommen sind", analysiert Marquardt.

"Das war natürlich noch mal so eine Schrecksekunde, auch durch die ersten zwei, drei Kurven", sagt er. "Danach ging es viel um das Reifen-Management, auch im Nassen, um die richtigen strategischen Sachen zu machen. Und da, muss ich sagen, haben die Teams einen super Job gemacht: tolle Boxenstopps, sie haben es mit dem Reifen-Management und allem gut hingekriegt", lobt er 46-Jährige seine Jungs.

Strategien ändern sich spontan

"Man hat gesehen, dass wir auf zwei unterschiedlichen Strategien unterwegs waren. Timo (Glock) ist so lange wie möglich auf seinem ersten Satz draußen geblieben. Beim Bruno (Spengler; Anm. d. Red.) haben wir es ein bisschen anders gemacht", löst Marquardt auf. "Trotzdem haben wir es hingekriegt, beide aufs Podium zu bekommen. Ich bin super zufrieden, es haben wirklich alle einen Top-Job gemacht. Und dass der Timo hier in seinem zehnten DTM-Rennen den ersten Sieg einfährt, ist natürlich für uns alle eine große Genugtuung", so Marquardt weiter.

Auf die Frage, ob es gerade bei Glock eher spontane Strategie-Entscheidungen gewesen wären, entgegnet Marquardt: "Man muss bei dem Wetter ganz arg gucken, was die eigenen Reifen machen und wie es mit der Konkurrenz aussieht: Baut da etwas ab, ist da ein Vorteil oder ein Nachteil? Man muss immer die Boxenstopp-Zeiten im Blick haben", weiß er. "Da muss man kurzfristig entscheiden, aber das ist der Timo aus einer Vergangenheit heraus gewohnt. Es muss wirklich alles immer spontan sein", so Marquardt.


Fotos: Timo Glock, DTM in Hockenheim


Marquardt überzeugt von Glocks Überholkünsten

So angespannt die Suche nach der richtigen Strategie war, so betont entspannt zeigte sich Marquardt beim Überholmanöver von Glock gegen Merhi. "Ich muss ehrlich sagen: Ich habe mir das ein, zwei Runden ein bisschen angeguckt und habe gemerkt: der Timo ist vom Speed her wirklich absolut top. Die Strecke trocknete ein bisschen ab, mir war also klar, dass Timo das mit einem ordentlichen Manöver, dazu ist er einfach erfahren genug, gut hinkriegen wird."

In Runde 34 und der Haarnadelkurve war es dann soweit. "Ich glaube, er hat es an der richtigen Stelle, an der man kein Harakiri fahren muss, auf die richtige Art und Weise gemacht. Es war super fair und er hat einfach seinen Speed genutzt. Da war ich schon einigermaßen beruhigt", gibt Marquardt zu Protokoll. "Ich glaube auch, dass ein Roberto Merhi über die Saison gelernt hat, dass es besser ist, ein heiles Auto nach Hause zu fahren, als mit einem ordentlich verbeulten Auto irgendwo nach einem halben Rennen stehenzubleiben", so Marquardt abschließend über die Lernfortschritte des 22-jährigen Spaniers.