"Man ist auf uns zugekommen": Wieso Emil-Frey-Team der DTM Absage erteilte

Wieso das Schweizer Emil-Frey-Team mit einem DTM-Einstieg mit dem Lamborghini liebäugelte, am Ende aber das ADAC GT Masters den Vorzug erhielt

(Motorsport-Total.com) - Das Schweizer Lamborghini-Team Emil Frey Racing, das dieses Jahr mit gleich drei Huracan GT3 Evo in das ADAC GT Masters einsteigt, liebäugelte 2022 mit einem DTM-Einstieg. Das gibt Teamchef Lorenz Frey Hilti offen zu. "Man ist vergangene Saison mehrmals auf uns zugekommen", verweist der Schweizer gegenüber 'Sportscar365' auf den Hersteller Lamborghini.

Titel-Bild zur News: Emil Frey Racing

Das Lamborghini-Team Emil Frey Racing überprüfte einen DTM-Einstieg Zoom

"Wir haben versucht, zu helfen und als Team unser Feedback zu geben, was auf Basis ihrer Ideen funktionieren würde", sagt Frey-Hilti. Als es dann "Thema wurde, ob wir als Team dort fahren sollten oder nicht, war das zu Beginn ziemlich knifflig, denn niemand wusste, was passieren würde."

Das Team, das 2021 wie in den Jahren davor in der GT-World-Challenge Europe antrat, verfolgte die Entwicklung in der DTM: "Wir haben ihre großen Fortschritte gesehen, vor allem wegen der Dinge, die sie auf der Marketing-Seite gemacht haben."

Warum es "knifflig" war, das DTM-Budget aufzustellen

Abgesehen davon ist der deutschsprachige Markt für das Emil-Frey-Team sehr attraktiv, denn alleine in Deutschland verfügt die Emil-Frey-Gruppe über 80 Autohäuser, für die man werben könnte. Doch warum entschied man sich wie schon im Jahr davor, als man laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' ebenfalls über ein DTM-Engagement nachdachte, gegen einen Einstieg?

"Wir haben uns das natürlich angeschaut und haben versucht, verschiedene Szenarien mit Lamborghini zu besprechen", sagt Frey Hilti, dessen Rennstall seit 2019 mit der italienischen Kultmarke zusammenarbeitet. "Am Ende haben wir gesehen, dass es aus finanzieller Sicht ziemlich knifflig ist."

Der Teamchef geht ins Detail: "Im ADAC GT Masters hat man zwei Fahrer, die sich das Budget teilen - und drei in der GT-World-Challenge. Es ist knifflig, einen Fahrer zu finden, der das Budget subventioniert und auch wirklich stark ist, wenn der Hersteller nicht zahlen will", spielt er darauf an, dass in der DTM nur ein Fahrer pro Auto zum Einsatz kommt.

"Haben versucht, Partner für die DTM zu finden"

Dazu kommt, dass man die GT-World-Challenge Europe, in der das Team bereits seit 2014 - damals noch als Blancpain-GT-Serie - antritt, sehr gut kennt, während man mit der DTM Neuland betreten hätte. "In der GTWC haben wir abgesehen von Unfällen ein ziemlich klares Bild, was uns die Saison kostet", sagt Frey-Hilti. "In der DTM ist das etwas schwieriger. Bleibt es so oder wird es mehr? Was brauchen wir?"

Abgesehen davon sei auch die Automobil-Branche aktuell unter Druck. "Was die Unterstützer angeht, wurden die Marketingbudgets von vielen Partnern gekürzt, da auch die Verkäufe in der Automobil-Branche zurückgegangen sind", erklärt der Schweizer. "Wir haben versucht, Partner für die DTM zu finden, aber es ist uns nicht gelungen, das Budget so zusammenzubringen, dass es für uns Sinn ergeben hätte."

Warum das ADAC GT Masters "mehr Sinn" ergab

Ein Programm im ADAC GT Masters und in der GTWCE ergab daher "mehr Sinn für uns", was neben dem einfacheren Finanzierungsmodell mit zwei Piloten pro Auto auch darauf zurückzuführen war, dass die Kalender der beiden Rennserien aufeinander abgestimmt sind, während es zwischen GTWCE und DTM drei Überschneidungen gibt.

In der DTM wird stattdessen das österreichischer Grasser-Team, das bislang im ADAC GT Masters, in der GTWCE und in der IMSA-SportsCar-Championship aktiv war, mit gleich vier von Lamborghini unterstützten Boliden an den Start gehen. Das war möglich, weil man den längerfristigen Lamborghini-Vertrag des Teams für die ADAC-Serie auf die DTM umschrieb.

Das T3-Team, das 2021 in der DTM mit Lamborghini-Werksunterstützung am Start war, wird erneut mindestens ein Auto in der Traditionsserie einsetzen, allerdings ohne Herstellerunterstützung.