In der Kürze liegt die Würze
Die Vorbereitungen für das Showrennen im Münchner Olympiastadion werden sich von einem Rennwochenende nicht unterscheiden
(Motorsport-Total.com) - Im Juli 2012 müssen sich die DTM einer neuen Herausforderung stellen: einem Rennen im Olympiastadion in München. Auch wenn bei diesem Event keine Punkte vergeben werden, sind die Piloten einfach viel zu ehrgeizig, um locker an die Sache heranzugehen - schon allein der Ehre wegen. Große Unterschiede bei der Vorbereitung dürfte es zu einem "normalen" Rennwochenende deswegen nicht geben. Der Einsatz der Ingenieure wird hier mindestens genauso gefragt sein, wie am kommenden Wochenende in Adria.

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Auch beim Showrennen werden die Renningenieure hoch im Kurs stehen.
Allerdings werden die Reifen wohl wieder im Mittelpunkt stehen. "Die größte Herausforderung dürfte sein, die Reifen auf Temperatur zu bringen", gibt Maro Engel zu bedenken. "Beziehungweise vielleicht mit einem Reifen schnell zu sein, der nicht auf Temperatur ist oder nicht die Temperatur erreicht, die er sollte." Auch für Timo Scheider ist dies ein entscheidender Aspekt: "Wie bekomme ich schnellstmöglich meine Reifen auf Temperatur? Durch die Kürze der Strecke kommt da auch die Würze."#w1#
Um das Problem mit den Reifen zu lösen, werden sich die Beteiligten im Vorfeld auf das Setup des Boliden stürzen. "Man hat vorab natürlich einige Gespräche mit den Ingenieuren, um einfach den Charakter der Strecke zu besprechen", erzählt Scheider. "Was dann wieder die Setup-Abstimmung betreffen würde." Die kalten Reifen und die langsamen Kurven werden laut Engel zu Untersteuern führen, ein Graus für den Rennfahrer: "Ich gehe davon aus, dass man Untersteuern haben wird, was natürlich in langsamen Kurven, nicht nur hier im Olympiastadion, ein absoluter Killer ist. Ich denke, dass die Vorbereitung in diese Richtung gehen wird."
Allerdings hat sich Scheider schon mal bei den Teilnehmern des Race of Champions umgehört und einen wichtigen Punkt erfahren. "Da ist es so, dass sich die Strecke übers Wochenende um fünf Sekunden entwickelt", berichtet Scheider von seiner Umhöraktion. "Das bedeutet eben bei dem neuen Asphalt hier und einer Streckenlänge, die bei zwei Kilometern sein wird, sind fünf Sekunden eine ganze Menge." Das bedeutet, dass die Piloten am Sonntag mit einer ganze anderen Abstimmung unterwegs sein werden, als noch am Samstag.
Zudem erwartet die Pilot ein komplett neuer Rennmodus: es geht Mann gegen Mann. Da wirkt sich der kleinste Fehler sofort massiv aus. So müssen vielleicht auch die Außenspiegel dran glauben, meinte Scheider "Wir kennen die Bilder vom Norsiring, wo die Spiegel immer fliegen gehen. Ich glaube, die montieren wir hier am besten gleich ab. Das sind ein paar Zentimeter, die wir vielleicht noch gebrauchen können." Schließlich braucht sich der Fahrer keine Gedanken zu machen, ob sich ein Konkurrent von hinten nähert. Allerdings wird jeder Millimeter, den der Fahrer nutzen kann, vielleicht der entscheidende sein.
Trotzdem ist die Vorfreude auf dieses Event groß. Mattias Ekström und Scheider sind die einzigen im derzeitig Starterfeld, die auf vier Rädern in eine Stadion unterwegs waren. Der Schwede beim Race of Champions und Scheider bei der Stockcar-crash-Challenge. "Ich wollte hier nicht die Autos abräumen. Ich denke, dass ich das im Griff habe", lacht er. "Aber ich weiß, was es bedeutet in einem Stadion zu sein. Alleine der Moment so ein Stadion zu betreten, das ist etwas, was Gänsehaut verursacht."
Engel kennt dieses besondere Gefühl von seinen Fußballeinsätzen: "Ich habe das Glück im Stadion bei größeren Benefiz-Fußballspielen mitzuspielen und dort ist immer eine besondere Atmosphäre", berichtet er. "Klar ist es etwas ganz besonderes in Hockenheim vor ausverkauftem Haus zu fahren, aber es kommt tatsächlich nicht die gleiche Stimmung auf wie in einem Stadion."
Zumal Engel zwar in Monaco wohnt, aber in München geboren wurde. Da ist natürlich ein Start im Olympiastadion noch spezieller. "Es war schon immer ein Traum von mir und ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich mal in einem Rennauto da unten sitze", grinst er. "Als kleiner Junge habe ich vielleicht geträumt mit einem Fußball da unten zu spielen."

