• 13.05.2007 11:56

  • von Britta Weddige

High-Tech-Labor im Kofferformat

Keine Chance für illegale Weichmacher: Das mobile Labor zur Reifenanalyse ist an jeder Rennstrecke mit dabei

(Motorsport-Total.com) - Es gibt im Rennsport härtere Reifen und es gibt weichere Reifen, und dann gibt es noch die Möglichkeit, Reifen noch etwas weicher zu machen - mit illegalen chemischen Mitteln. Im Internet zum Beispiel werden diese Mittel, die teilweise klingende Fantasie-Namen tragen, ganz offen angeboten. Mit dem Versprechen der Hersteller, dass diese Zusatzmittelchen garantiert nicht nachweisbar seien. Denkste - an den DTM-Rennstrecken würde der Deutsche Motorsport Bund DMSB diesen Weichmachern sehr wohl auf die Spur kommen.

Titel-Bild zur News: Dunlop Reifen

Illegale Weichmacher haben bei den DTM-Reifen keine Chance

Denn immer mit dabei hat die Technische Abnahme des DMSB ein High-Tech-Labor im Kofferformat, das es in so einer ausgeklügelten Form höchstens nur noch in der Formel 1 gibt. "Es wurde von uns entwickelt und wird vom DMSB für die Veranstaltungen eingesetzt", erklärt der Technische Delegierte der DTM, Karl-Heinz Stegner.#w1#

Kompakt und klein in vier Kisten

Das Labor mit Wasserstoffgenerator, Kompressor und Gaschromatograph ist handlich in vier Kisten verpackt und kann so leicht im Auto oder Flugzeug überall dorthin transportiert werden, wo es gerade gebraucht wird. "Kompakt und klein, ohne Gas- oder Heliumflaschen", beschreibt Stegner das High-Tech-Labor, das in seiner Entwicklung über 100.000 Euro gekostet hat.

"Die Mittel enthalten einen Weichmacher, um die Oberfläche weicher und damit griffiger zu machen." Dr. Harald Wetzel

Es ist der Arbeitsplatz von Chemiker Dr. Harald Wetzel. "Wir untersuchen im Wesentlichen, ob die Reifen auf der Oberfläche behandelt wurden, zum Beispiel mit Weichmachern", umschreibt Wetzel seine Tätigkeit. "Da gibt es verschiedene Mittelchen zu kaufen. Die enthalten einen Weichmacher, um die Oberfläche weicher und damit griffiger zu machen. Es gibt auch andere Tipps, dass man Bremsflüssigkeit nehmen könnte oder Ähnliches. Wir können sehen, ob diese Oberfläche mit so etwas behandelt wurde oder nicht."

Und so zieht der Chemiker durch die Boxen und nimmt Proben von den Reifen. "Wir nehmen einen speziellen Schaber und ziehen damit ein kleines Stückchen aus der Reifenoberfläche", schildert er. "Das beschädigt den Reifen nicht ernsthaft, der ist danach noch durchaus verwendbar. Das Stückchen wird dann hier im Labor untersucht."

Dazu wird das Reifenstückchen in den Gaschromatographen eingebracht. "Die Reifenprobe wird erhitzt" erklärt Wetzel das weitere Vorgehen. "Die Stoffe, die wir suchen wollen, also zum Bespiel Weichmacher, verdampfen dann aus diesem Stück. Das entstehende Gas wird dann hier in dem Gerät getrennt in seine einzelnen Bestandteile."

Die Kurve bringt es an den Tag

Und dann kommt der spannende Moment für den Chemiker: "Auf unserem Monitor sehen wir dann ein Chromatogramm, also eine wunderschöne Kurve, und wenn man die auswertet, kann man erkennen, ob da etwas nicht stimmt." Und wie wird das ausgewertet? "Wir vergleichen diese Kurve mit einer Referenzkurve, die wir vor beziehungsweise am Anfang der Veranstaltung geholt haben. Und wenn da Unterschiede auftreten, dann ist das nicht in Ordnung." Sprich: Wenn da neben dem Signal für den vom Hersteller verwendeten Weichmacher plötzlich noch ein zweites Signal auftaucht. "Dann haben wir eins zuviel, da hat dann jemand was gemacht", so Wetzel.

Im Motorsport gebe es ab und zu Versuche, solche illegalen Weichmacher einzusetzen, weiß der Technische Delegierte Stegner. Aber: Die DTM ist ein ehrliches Geschäft. Bisher gab es von den Reifenanalysten keinerlei Beanstandungen. "Bei den Reifen hier haben wir noch nie etwas festgestellt, was nicht in Ordnung gewesen wäre", bestätigt Wetzel.