• 17.10.2010 21:45

  • von Britta Weddige

Haug: "Es hing am seidenen Faden"

Norbert Haug glaubte das Hockenheim-Rennen für Mercedes zunächst schon verloren, doch die um einen Tick bessere Pace von Paul di Resta wendete das Blatt

(Motorsport-Total.com) - Mercedes hat die Serie fortgesetzt und in Hockenheim den siebten Sieg in Folge eingefahren. Paul di Resta jagte vom fünften Startplatz aus nach vorn und machte am Ende den persönlichen Hattrick perfekt. Für seine ebenfalls im Titelkampf involvierten Markenkollegen Bruno Spengler und Gary Paffett lief es zwar weniger gut, doch eines ist seit heute auch klar: einer von diesen dreien wird den Titel holen. Denn Mit Mattias Ekström ist der letzte Audi-Pilot aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef)

Norbert Haug kann mit seiner Mannschaft einmal mehr kräftig feiern

"Es war wirklich ein tolles Rennen und wir sind happy", bilanziert Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Am Anfang sah es schon so aus, als ob wir es verloren hätten. Ich dachte schon, dass Timo Scheider einen tierischen Speed hat und der Zug abgefahren ist. Aber dann haben wir uns zurückgemeldet. Paul hat einen fantastischen Job gemacht, hat zunächst die Reifen geschont und dann später attackiert."

Der Schotte ist über die Hälfte des Rennens auf einem Reifensatz gefahren und war in seinen Stints richtig schnell unterwegs. Haug: "Das war die Basis zum Sieg. Später konnte er pushen und sein Vorsprung hat ausgereicht, um Timo zu überholen, der auch einen tollen Job gemacht hat. Es hätte auch anders herum ausgehen können."

"Es hätte auch anders herum ausgehen können." Norbert Haug

Denn: "Das hing heute am seidenen Faden. Wenn Paul den Vorsprung nicht so rausfahren kann, dass es nach dem Boxenstopp passt, dann hängt man dahinter. Und Überholen ist unmöglich, das hat man am Anfang bei Gary gesehen", gibt Haug zu bedenken. Das Rennschicksal hätte sich heute gleich mehrfach gegen Di Resta entscheiden können, das erste Mal beim Massencrash in Kurve vier. "Bruno hat sich verbremst und hat um ein Haar den späteren Sieger Paul di Resta abgeräumt", so der Motorsportchef.

Auch die Strategie hätte knapp daneben gehen können. "Später hatten wir Paul dann um ein Haar zu früh reingeholt, was dann falsch gewesen wäre", berichtet Haug. "Aber Gerhard Ungar hat noch einmal nachgedacht, da gab es ein kleines Hin und Her an der Boxenmauer und dann wurde die richtige Entscheidung getroffen, glücklicherweise." So blieb di Resta noch so lange draußen, dass sein Vorsprung nach seinem zweiten Stopp ausreichte, um die Führung zu übernehmen.

Der Plan hätte auch nicht so aufgehen können, wenn Audi-Mann Mike Rockenfeller nicht freie Fahrt gehabt hätte und hinter Scheider hätte her hetzen können, sondern den strategischen Auftrag bekommen hätte, etwas langsamer zu fahren. Dann hätte er Paffett und auch di Resta vielleicht etwas aufgehalten, die entscheidenden Sekunden hätten dem Schotten am Ende womöglich gefehlt. Doch Audi verzichtete auf solche Strategien und setzte auf das Motto "Vollgas für alle" - auch sehr zur Freude von Haug.


Fotos: DTM in Hockenheim


Grundlage für den Sieg war laut Haug nicht die Strategie mit den extrem späten Stopps, sondern das Tempo, das di Resta gehen konnte. Die Strategie habe sich dadurch dann ganz von selbst ergeben. "Man hat eigentlich nur diese Wahl. Man weiß, dass ein neuer reifensatz auch eine gewisse Zeit braucht, bis er richtig greift. Das war unsere Chance, und eine andere gab es nicht. Und dann hat Paul die Attacke gemacht. Wenn man den besseren Speed hat, dann ist man einfach flexibel. Die Strategie entscheidet nicht, sondern der Speed, der in den einzelnen Stints gefahren wird", erklärt der Schwabe. "Wenn ich schneller fahren kann, bin ich variabel. Und es war zwar nicht Tag und Nacht, aber es war um einen Tick der Fall."

Der Tick, der dafür gesorgt hat, dass Mercedes einen weiteren Sieg feiern kann. "Ich bin selbst erstaunt, dass wir diesen Lauf haben und es so hinbekommen", räumt Haug ein. "Aber natürlich steckt da viel Arbeit dahinter, und da möchte ich auch den Jungs und Mädels wirklich danken, denn ohne die Truppe geht es gar nicht. Sie arbeiten Tag und Nacht mit vollem Einsatz und das ist sehr wichtig."