Gass: "Es ist alles unheimlich eng zusammen"
Für Audi-DTM-Projektleiter Dieter Gass ist der Option-Reifen nicht das große Problem, da er spannende Rennen garantiert - Leistungskurve von Audi zeigt nach oben
(Motorsport-Total.com) - Audi-DTM-Projektleiter Dieter Gass bezeichnete die Veränderungen in der DTM zuletzt als "Schritt in die richtige Richtung" und erfreut sich an spannenden Rennen. Die von einigen Personen monierten zu lange haltenden Option-Reifen sind für ihn weniger problematisch oder diskussionswürdig.

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Audi-DTM-Projektleiter Dieter Gass (rechts) freut sich über spannende Rennen Zoom
Nicht nur durch das DRS, von dem er sich auch mehr erhofft hat, sei das Feld "unheimlich eng zusammen". Nach der großen Enttäuschung im vergangenen Jahr sind laut Gass Detailarbeit im Winter und das neue System, bei dem im Qualifying und im Rennen nur ein Setup benutzt werden darf, der Schlüssel zum wiedereinkehrenden Erfolg bei den Ingolstädtern.
Mattias Ekström lobte und tadelte Option-Reifen zugleich, da diese zu lange halten würden. Gass sieht dies weniger dramatisch. Gar keinen Leistungseinbruch sei bei diesem Typ Reifen nicht zu verzeichnen. "Nicht immer", betont er gegenüber 'Motorsport-Total.com' und fügt hinzu: "Der Drop kann durchaus kommen, aber das ist strecken-, balance- und auch ein bisschen fahrerabhängig." Gass nennt in diesem Zusammenhang die Probleme von Timo Scheider in der Lausitz als Gegenbeispiel.
Gass freut sich über spannende DTM-Rennen
"Bei Timo haben wir gesehen, dass er sehr wohl in den Drop reingefahren ist, was natürlich bei der Strategie, die wir mit ihm gewählt hatten, dann letztendlich tödlich war." Der Abt-Audi-Pilot musste einen zusätzlichen dritten Stopp einlegen und fuhr mit einer Minute und acht Sekunden Rückstand als 20. über die Ziellinie. Dennoch: Dieser Fall war eine Ausnahme. "Ja okay, er (der Option-Reifen; Anm. d. Red.) ist nicht so, wie es das Lastenheft eigentlich verlangt hätte", gibt Gass zu Protokoll. Dies stellt für ihn aber kein Problem dar. "Ich finde trotzdem, dass wir spannende und interessante Rennen sehen", so Gass weiter.
Unübersichtlich Rennen durch die vielen Reifen- und Positionswechsel und somit Probleme für die Zuschauer kann Gass nicht ausmachen. "Das wird man aber immer haben", entgegnet er, überlegt kurz und fährt fort: "Deshalb sage ich: Wenn der Option-Reifen schneller stärker abbauen würde, hätte man darin immer noch einen Fahrereffekt. Ob es deswegen so viel einfacher zu überschauen wird für den Zuschauer, weiß ich auch nicht. Ich muss eigentlich sagen, dass ich es ganz interessant finde, was wir da momentan sehen."
Beim Rennen in der Lausitz wurde deutlich, dass einige Fahrer das DRS besser einsetzen und für Überholmanöver nutzen konnten als andere. Hätte Gass durch das System mehr Überholmanöver erhofft und erwartet? "Ich habe in der Hinsicht noch nicht so genau überlegt", gibt er zu. Trotzdem habe er "vor dem Rennen ein paar mehr DRS-Überholmanöver erwartet", berichtet er weiter.
Feld ist eng zusammen
Gass' Fazit zu den ersten vier von insgesamt zehn DTM-Läufen in dieser Saison: "Es ist alles unheimlich eng zusammen", was er insbesondere auf das Qualifying bezieht. "Man muss wirklich alles zusammenbringen, um sich überhaupt für Q2 zu qualifizieren. Wenn man den kleinsten Fehler in Q1 macht, ist man schon da draußen. Das zeigt, wie ausgeglichen die Meisterschaft in diesem Jahr ist. Auch die Tatsache, dass wir in vier Rennen vier Sieger und alle Marken schon gewonnen haben", sagt er und prophezeit "eine sehr gute Ausgangsposition für einen weiteren interessanten Renn- und Saisonverlauf".
Mit dem zweiten Platz auf dem Lausitzring übernahm Mike Rockenfeller (Phoenix-Audi) die Gesamtführung in der Meisterschaft. Dies ist nach dem enttäuschenden vergangenen Jahr Balsam für die Audi-Seele. Da zeigt sich auch der DTM-Projektleiter "auf jeden Fall" erleichtert. "Das hat sich aber zum Glück bereits in Hockenheim abgezeichnet", sagt Gass, wenngleich er betont: "Leider haben wir es in den ersten Rennen nur geschafft, lediglich ein Auto richtig schnell zu machen."
Detailarbeit im Winter
In der Lausitz sah das schon anders aus. "Wir waren ein bisschen besser sortiert in der Spitze. Das macht auch sicherlich Mut für die kommenden Rennen. Das Wichtigste war für uns halt wirklich zu sehen, dass wir performancemäßig wieder mitfahren können."
Woher kommt der Aufschwung der Ingolstädter? Laut Gass nicht nur vom neuen System, bei dem unter anderem im Qualifying und im Rennen nur ein Setup benutzt werden darf. "Wir haben über den Winter sehr viel Detailarbeit gemacht, das darf man auch nicht vergessen", hebt er hervor. "Ich glaube aber auch, dass das neue Reglement für uns mit Sicherheit kein Nachteil für uns ist. Dass man im Qualifying in Q4 einen neuen Satz fahren kann, hilft uns durchaus ein bisschen. Von daher sieht es schon ganz gut aus", so Gass abschließend.

