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DTM Spielberg: Ekström siegt, Skandal um Audi-Funkspruch

Mattias Ekström gewinnt das Regenrennen in Spielberg und sichert sich die Führung in der Meisterschaft - Skandal um Pascal Wehrlein und einen Audi-Funkspruch

(Motorsport-Total.com) - Routinier Mattias Ekström hat sich bei schwierigen Bedingungen auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg seinen zweiten Sieg in der DTM-Saison 2015 gesichert. Der Schwede behielt in einem chaotischen Rennen (die Ereignisse zum Nachlesen im Live-Ticker) als einer der wenigen Piloten bei starkem Regen den Durchblick und hatte die Nase nach 60 Minuten plus einer Runde vorne. Mercedes-Pilot Gary Paffett kam mit einem Rückstand von 4,334 Sekunden als Zweiter ins Ziel (zum Ergebnis).

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Mattias Ekström schnappte sich den Sieg und die Führung in der Meisterschaft Zoom

Das Rennen sollte eigentlich um 15:15 Uhr beginnen, doch der starke Regen in der Steiermark sorgte dafür, dass der Start aus Sicherheitsgründen um eine Viertelstunde verschoben wurde. Um 15:30 Uhr ging es schließlich los - allerdings zunächst einmal hinter dem Safety-Car. Zehn Minuten blieb das Fahrzeug auf der Strecke, dann wurde das Rennen freigegeben.

Pole-Setter Ekström führte das Rennen anschließend vor seinem Markenkollegen Mike Rockenfeller und Paffett an. Nachdem Paffett an Rockenfeller vorbeizog, begann die Jagd auf den führenden Schweden, doch Ekström kontrollierte das Rennen an der Spitze. "Ich habe gesehen, dass Gary Vollgas gemacht hat. Ich fuhr mein Tempo, musste aber auch volles Risiko gehen", berichtet der Sieger nach dem Rennen.

"Ich war froh zu sehen, dass es reicht. Wenn jemand von hinten mit voller Attacke kommt, dann musst auch du volles Rohr fahren. Die Saison ist noch lang und es gibt noch viele, die mitspielen. Schön, heute die schwedische Hymne zu hören. Aber Ziel ist, dass das auch nach dem Finale in Hockenheim der Fall ist. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber wir müssen bodenständig weitermachen", so Ekström.


Spielberg: Neben der Strecke in Rennen 2

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Rockenfeller verpasste das Podium am Ende derweil komplett, da auch Edoardo Mortara noch an ihm vorbeiging und sich Platz drei sicherte. Nico Müller und Timo Scheider belegten die Ränge fünf und sechs. Audi brachte somit fünf Autos in die Top 6. Die weiteren Punkte gingen an Lokalmatador Lukas Auer, Maximilian Götz, der die ersten Punkte seiner DTM-Karriere holte, Christian Vietoris und Paul di Resta (alle Mercedes).

"Ich fuhr mein Tempo, musste aber auch volles Risiko gehen." Mattias Ekström

Skandal um Audi-Funkspruch

Die eigentliche Geschichte des Rennens war aber eine ganz andere. In der letzten Runde drückte Scheider die vor ihm liegenden Mercedes-Piloten Robert Wickens und Pascal Wehrlein von der Strecke. Brisant: Wehrlein, der die Meisterschaft vor dem Rennen anführte, ging durch die Aktion leer aus und verlor die Tabellenführung an Ekström (zum DTM-Gesamtstand). Auch Mortara zog durch seinen dritten Platz vorbei.

Noch kritischer macht die Sache ein Funkspruch, der unmittelbar vor dem Vorfall über den Äther ging. Deutlich zu hören ist darin: "Timo, drück ihn raus!" Ein Abschuss auf Ansage also? "Ich habe keinen Funkspruch gehört", beteuert Scheider nach dem Rennen in der 'ARD' und erklärt: "Die Situation hat damit angefangen, dass Robert mich geblockt hat, damit Pascal von hinten rankommt. So weit, so gut, dann haben die beiden sich vorbeigedrückt."

"In Kurve drei haben sie dann sehr früh gebremst, um kein Risiko einzugehen. Dabei habe ich Robert berührt und der wiederum wahrscheinlich Pascal. Aber das ist Racing unter diesen Bedingungen auf der Kampflinie. Es ist blöd und sollte nicht passieren - keine Frage. Am Ende bin ich aber trotzdem ganz ordentlich um die Kurve gekommen. Ich denke, wir können uns da gerne auch die Daten ansehen, wer da wann gebremst hat. Ich denke, wir haben da nichts zu befürchten", so der Audi-Pilot.


"Schieb ihn raus": Scheiders Schubser mit Ansage

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Mercedes-Sportchef Toto Wolff sieht es logischerweise nicht ganz so locker. "Wenn es diesen Funkspruch gab, dann sollte derjenige nie wieder auf eine Rennstrecke gehen, denn das tut man nicht", schimpft er bei der 'ARD' und ergänzt: "Den Meisterschaftsführenden rauszuschieben ist absolut indiskutabel und unter jeder Würde für die Serie und kann so nicht sein!"

"Wenn es diesen Funkspruch gab, dann sollte derjenige nie wieder auf eine Rennstrecke gehen." Toto Wolff

Wer gab den "Abschussbefehl"?

Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich ist währenddessen um eine Erklärung bemüht und sagt: "Normalerweise rede ich nicht zu den Fahrern, das geht immer über die Fahrzeugingenieure. Ich muss aber sagen, dass ich mich wirklich geärgert habe, als ich diese Aktion gesehen habe. Ich bin einfach ein Racer. Da habe ich laut gebrüllt: 'Jetzt schieb ihn halt raus!' Sorry, es kann sein, dass der Funk da gerade auf war."

"Ich weiß nicht, wie das so zum Auto gekommen ist", muss er selbst einräumen und spricht davon, dass es sich um eine "spontane Reaktion" gehandelt habe. Die Folge: Timo Scheider wurde nach dem Rennen disqualifiziert und verlor seinen sechsten Platz. Alle Piloten hinter ihm rückten um eine Position auf.

In der Meisterschaft liegt Ekström nach dem Rennen jedenfalls mit 111 Punkten an der Spitze, es folgen Mortara (98) und Wehrlein (94). Audi-Pilot Jamie Green (81), der die Meisterschaft vor dem Spielberg-Wochenende noch anführte, ging als 18. derweil bereits zum fünften Mal in Folge leer aus und rutschte bis auf Platz vier ab. Bei den Herstellern baute Audi (399) seinen Vorsprung vor Mercedes (338) weiter aus.


Fotostrecke: Spielberg 2015: Die "Schieb-ihn-raus"-Affäre

Keinen Skandal, dafür aber ein Debakel erlebte BMW. Die Münchener brachten nur ein einziges Auto in die Punkte - und das auch nur dank der Scheider-Disqualifikation. Antonio Felix da Costa, Champion Marco Wittmann und Martin Tomczyk belegten die Positionen zehn, elf und zwölf. Die nächsten beiden Läufe der DTM-Saison 2015 finden am 29. und 30. August in Moskau statt (zum DTM-Kalender).

"Ich weiß nicht, wie das so zum Auto gekommen ist." Wolfgang Ullrich