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  • 23.02.2018 10:35

  • von Julia Spacek

DTM 2018: Warum ein Nachtrennen in Misano Sinn ergibt

Das Samstagsrennen der DTM 2018 in Misano soll am Abend stattfinden - Hohe Temperaturen an italienischer Adriaküste sprechen für erstes Nachtrennen der DTM

(Motorsport-Total.com) - Es wäre das Highlight der DTM-Saison 2018: ein Nachtrennen in Misano. Die DTM-Dachorganisation ITR bestätigt gegenüber 'Motorsport-Total.com', dass es Pläne für die Durchführung eines DTM-Rennens unter Flutlicht gibt, doch ein grünes Licht gibt es dafür bisher noch nicht. Aktuell befindet sich DTM-Boss Gerhard Berger in Abstimmungsgesprächen mit dem neuen TV-Partner SAT.1 über ein Nachtrennen an der italienischen Adriaküste. Es gibt viele Gründe, die für einen Rennstart am Abend sprechen.

Titel-Bild zur News: Nacht

Am Nürburgring 2003 wurde in der Nacht um die Super-Pole gefahren Zoom

Der Misano World Circuit Marco Simoncelli liegt nahe des Urlaubsorts Rimini an der Mittelmeerküste. Mit der Aufnahme des 4.226 Meter langen Kurses in den Kalender 2018 erhoffen sich die DTM-Macher, auch viele deutsche Touristen an die Strecke zu locken. Denn die Region an der Adria ist ein beliebtes Urlaubsziel der Deutschen und während dem Veranstaltungstermin vom 24. bis 26. August sind in den einwohnerstärksten deutschen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen noch Sommerferien.

Im Sommer klettert das Thermometer in Misano schon Mal auf 40 Grad Celsius. Die Befürchtung der ITR: Bei derart hohen Temperaturen werden keine oder zu wenige Zuschauer auf den Tribünen Platz nehmen. Die Touristen gehen dann lieber an den Strand und kühlen sich im Meer ab anstatt an der Rennstrecke zu schwitzen. Eine Verlegung der Startzeit in die Abendstunden, wo die Temperaturen niedriger sind, ist deshalb sinnvoll.

Zu heiß für Mensch und Maschine

Auch die DTM-Fahrer würden es der ITR wohl danken, denn im Cockpit sind die Temperaturen noch höher. 1999 gastierte die Deutsche Super-Tourenwagen-Meisterschaft (STW) in Misano und dort herrschte ein heißes Szenario. Die Temperatur im Cockpit stieg damals auf über 60 Grad Celsius. "Das war kein Warm-Up, das war ein Heat-Up", sagt Christian Abt, der 1999 in STW unterwegs war. "Bei den heißen Temperaturen war es schwer das Auto, speziell die Bremsen, über die Distanz zu bringen", ergänzt Manuel Reuter. Ein Rennen am Nachmittag, wo die Temperaturen am höchsten sind, wäre eine große Herausforderung - für Mensch und Maschine.

Misano ist die insgesamt 38. Station, in der die DTM/ITC seit 1984 gastiert. Zudem ist der kleine Ort an der italienischen Adriaküste das 25. Auslands-Gastspiel und nach Adria und Mugello die dritte italienische Rennstrecke auf der DTM/ITC-Weltkarte.


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Am Misano World Circuit Marco Simoncelli, der nach dem 2011 verstorbenen MotoGP-Fahrer Marco Simoncelli benannt ist, hat man Erfahrung mit Nachtrennen: Die Rennen der Blancpain-Sprintserie werden seit 2016 am Abend ausgetragen. Eine Streckenbeleuchtung ist bereits vorhanden und müsste für die DTM nicht neu installiert werden. Ein weiterer Punkt, der für ein Nachtrennen in Italien spricht.

Rennstart zur Prime Time am Samstagabend?

Außerdem dürften die Einschaltquoten beim TV-Sender SAT.1 höher sein, wenn das Rennen zur Prime Time am Samstagabend startet. Denn auch die Zuhausegebliebenen werden im Sommer den Nachmittag eher im Freien oder am See verbringen als vor dem Fernseher zu sitzen.

Für ein Nachtrennen am Samstagabend (25. August) spricht außerdem, dass der Sonntag eigentlich als Heimreisetag genutzt wird. Der Urlaub vieler Touristen und Rennstreckenbesucher endet in der Regel am Sonntag und am Montag müssen die meisten wieder bei der Arbeit sein. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass auch das zweite Rennen in Misano am Abend stattfindet.

Parallel zum DTM-Rennwochenende in Italien ist die Formel 1 am letzten August-Wochenende aus der Sommerpause zurück und gastiert im belgischen Spa-Francorchamps. Am 26. August findet außerdem das MotoGP-Rennen in Silverstone statt. Durch eine Anpassung der Startzeiten könnte die DTM einer Kollision mit zwei hochkarätigen Rennveranstaltungen entgehen. Daran dürfte auch die Pro7Sat.1-Mediengrupppe interessiert sein. Der TV-Partner der DTM hat Erfahrung mit der Ausstrahlung von Motorsportevents zur besten Sendezeit am Samstagabend.

Nacht

Ein Nachtrennen würde bei den DTM-Fans gut ankommen Zoom

Spektakuläre Bilder und hohe Einschaltquoten

Und: Ein Nachtrennen bei Dunkelheit sorgt nicht nur für spektakuläre TV-Bilder, sondern auch für eine hohe Quote. Das beweist der einzige DTM-Event in der Vergangenheit, der in den späten Abendstunden des 16. August 2003 am Nürburgring über die Bühne ging. Die ARD verzeichnete an diesem Samstag bei der Liveübertragung des Qualifyings (Super-Pole) im Schnitt 2,27 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 12,4 Prozent. In der Spitze waren es sogar 2,41 und 14,5 Prozent. Das ist ein bis heute bestehender DTM-TV-Rekord für ein Qualifying und insgesamt Platz fünf in der ARD-Bestenliste.

Zum Vergleich: Die höchste Quote, die die ARD in 18 Jahren Berichterstattung über die DTM erzielt hat, wurde am 23. Juli 2006 registriert: Den Vierfach-Triumph der Mercedes-Piloten Bruno Spengler, Bernd Schneider, Mika Häkkinen und Stefan Mücke auf dem Nürnberger Norisring verfolgten im Schnitt 2,61 Millionen (Marktanteil 16,8 Prozent).

Von 2005 bis 2015 zeigte der Fernsehsender Pro7 die von Stefan Raab kreierte "TV Total Stock Car Crash Challenge". In der Unterhaltungssendung, die stets im Stadion des Fußballvereins Schalke 04 in Gelsenkirchen und nur einmal in Düsseldorf stattfand, nahmen neben Prominenten auch zahlreiche Rennfahrer teil. In einem speziell für die Show angelegten Parcours wurden Rennen mit Stock-Cars ausgetragen. Mit zwei Siegen (2008 und 2010), zwei zweiten Plätzen (2012 und 2015) und einem dritten Rang (2013) ist der ehemalige DTM-Pilot Timo Scheider einer der erfolgreichsten Teilnehmer der Show.


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2009 und 2012 gewann der ehemalige Formel-1-Pilot Adrian Sutil das Stock-Car-Rennen. BMW-Pilot Timo Glock (2013), Ex-DTM-Fahrer Christian Abt (2011) und Rennfahrerin Christina Surer (2006) belegten jeweils den zweiten Rang. Durchschnittlich 2,15 Millionen TV-Zuschauer verfolgten die Show-Veranstaltung auf Pro7. Mit einem Nachtrennen in Misano am Samstagabend könnte SAT.1 ähnlich hohe Einschaltquoten erreichen.

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