• 12.05.2011 12:53

Aufrecht: "Wichtig, dass Ralf vorne fährt"

"Mister DTM" Hans Werner Aufrecht spricht im Interview über die positive Zukunft der DTM, weitere Hersteller und künftige Stars

(Motorsport-Total.com/SID) - Nach vielen Jahren Zweisamkeit bekommen Audi und Mercedes in der DTM im nächsten Jahr wieder Gesellschaft - durch Rückkehrer BMW. Hans Werner Aufrecht, Vorsitzender der DTM-Dachorganisation ITR, geht aber davon aus, dass das ab 2012 gültige neue Reglement noch weitere Hersteller anlockt. Drei japanische Hersteller werden nach diesem Reglement 2013 in Japan fahren, sagt Aufrecht im Interview.

Titel-Bild zur News:

Hans Werner Aufrecht sieht gute Signale für die DTM der Zukunft

Frage: "Herr Aufrecht, ist die Situation angenehm, dass die DTM durch ein neues Reglement und die Rückkehr von BMW zur Saison 2012 die Sicherheit hat, sich auch in den kommenden Jahren positiv zu entwickeln?"
Hans Werner Aufrecht: "Ich glaube, das, was wir in den vergangenen Jahren geleistet haben, um die Zukunft der DTM zu sichern, kann man jetzt als erfolgreich bezeichnen. Für mich befindet sich die DTM, wenn sie weiterhin richtig gesteuert wird, auf seinem sehr guten Weg."

Frage: "Es war also richtig, trotz Widerständen in den letzten Jahren, immer an der DTM festgehalten und sich auch mit den zwei Herstellern eng zusammengeschlossen zu haben, um eine Idee am Leben zu erhalten?"
Aufrecht: "Ich glaube, dass es ganz wichtig war, weil wir auch eine Verantwortung gegenüber den Zuschauern haben. Wir sind in Europa die stärkste Motorsportserie nach der Formel 1. Die Stimmung ist im Moment sehr positiv. Das Thema BMW hat natürlich dazu beigetragen, dass für alle die Zukunft jetzt ganz anders aussieht."

"Aber es ist nicht allein die Entscheidung, ob BMW kommt oder nicht. BMW kommt, aber das ist nur ein Teil der Facette. Der ganz entscheidende Teil - und auch der Grund, warum BMW kommt - ist, dass wir jetzt ein Reglement haben, das den vier von uns festgelegten Prämissen Kostenreduzierung, Sicherheit, gleiche Chancen für alle und Faszination gerecht wird."

Bald sechs Hersteller und 30 Autos?

Frage: "Die DTM wird also billiger..."
Aufrecht: "Alle Hersteller leiden unter Budgetproblemen, überall muss gespart werden. Mit diesen Gedanken sind wir nach Japan gegangen. Die japanischen Hersteller haben die gleichen Probleme und steigen auf dieses Reglement ein. Ab 2013 wird dieses Reglement in der japanischen Super GT gefahren. Damit sind schon einmal drei weitere wichtige Hersteller im Boot."

"Unsere Hersteller können in Japan fahren, die japanischen Hersteller hier. Zur weiteren Internationalisierung haben wir dasselbe mit Amerika gemacht, sodass in Zukunft in Europa, in Asien und in Amerika in den wichtigsten Ländern Fahrzeuge fahren können, die dem DTM-Reglement entsprechen. Das heißt, die Hersteller haben einmal Entwicklungskosten, können dann aber mit diesem entwickelten Auto in diesen drei großen Märkten fahren."

Frage: "Ist es ein Ziel oder ein Vision, in ein paar Jahren eine DTM mit vier, fünf oder sechs Herstellern und 25 bis 30 Autos zu haben?"
Aufrecht: "Ich glaube, ich kann sagen, dass das kein Traum ist. Wir arbeiten an der Realität. Und da sind wir nicht weit davon weg."


Fotos: DTM in Hockenheim


Frage: "Gibt es konkrete Absichten von weiteren Herstellern - über BMW hinaus?"
Aufrecht: "So wie ich es gerade gesagt habe. Diese drei japanischen Hersteller werden ab 2013 in Japan mit diesem Reglement fahren. Von unseren Herstellern weiß ich, dass sie gerne nach Japan gehen werden, gerne nach Amerika gehen werden. Und dass im Umkehrschluss die Japaner gerne auch hierher kommen, darüber brauchen wir nicht diskutieren."

Frage: "Die Saison 2011 wird von einigen als Übergangsjahr bezeichnet, bis BMW wieder dabei ist. Man kann es aber auch anders sehen, als sehr interessantes Jahr mit einem Konkurrenzkampf um Cockpits, weil beide aktuellen Hersteller von neun auf sechs Autos reduzieren werden. Erwarten Sie vielleicht die spannendste DTM-Saison der letzten Jahre?"
Aufrecht: "Das ist eine gute Frage. Im Trend wird alles ein bisschen negativ als Übergangsjahr beurteilt."

"Für mich persönlich haben wir bestimmt in der Vergangenheit auch gewisse Nachteile in der Serie gesehen, auch mit dem Thema Stallregie. Das wird in diesem Jahr nicht passieren. Was glauben Sie, wird passieren, wenn es für einen Fahrer darum geht, dass er sich seinen Job erhält? Darum geht es jetzt. Es ist jetzt ein brutales Ausleseverfahren."

Topstars verleihen der Szene Schwung

Frage: "Dazu setzen Audi und Mercedes noch auf frische, junge Leute, sehr gut ausgebildet, die den etablierten Fahrern Druck machen dürften. Ist das der richtige Weg für die Zukunft, auf die Jugend zu setzen? Oder braucht man die Mischung aus jungen, hungrigen Leuten und dem einen oder anderen arrivierten Star wie Ralf Schumacher oder David Coulthard, die den Fans auch aus der Formel 1 bekannt sind?"

Aufrecht: "Für mich ist es ganz einfach. Wie will sich ein junger Fahrer profilieren? Er kann sich nur dadurch profilieren, dass er dem arrivierten Star ans Bein pinkelt, sprich ihn schlägt. Nur so kann er sich einen Namen machen. Nobody gegen Nobody - ich weiß nicht, ob das die Menschen fasziniert. Aber einen Ralf Schumacher zu schlagen, dann ist das genau die richtige Mischung, die wir brauchen."

¿pbvin|1|3667||0|1pb¿Frage: "Also freuen Sie sich auch über die Leistungssteigerung von Ralf Schumacher?"
Aufrecht: "Es ist ganz wichtig für die Serie, dass Ralf da vorne fährt. Ich habe ihm gesagt, er muss mir eine Provision zahlen für die neuen Reifen. Denn anscheinend kommt er damit zurecht. Ich wünsche mir, dass David Coulthard auch noch dahin kommt. Das heißt aber auch, dass ich mich freuen würde, wenn BMW und Audi auch dieser Philosophie folgen würden, arrivierte, tolle Leute mit einem guten Namen zu holen und dazu junge Leute aufzubauen. Dann haben wir die richtige Mischung und Spaß."

Frage: "Wen würden Sie sich denn in der DTM wünschen?"
Aufrecht: "Michael Schumacher. Da brauchen wir doch gar nicht diskutieren. Jede Sportart braucht Helden. Wie Dirk Nowitzki im Basketball. Wenn sie ein bisschen Bekanntheit haben wollen, brauchen sie Superstars. Und jetzt können wir mal die Superstars durchgehen. Ich habe Mario Theissen Juan Pablo Montoya empfohlen, aber den will er glaube ich nicht mehr. Das sind die Größenordnungen, die ich gerne sehen würde, gerade auch solche Typen."