• 18.05.2014 11:43

  • von Stefan Ziegler

Audi zum Molina-Aus: "Eine Nachlässigkeit"

Wie es zur Disqualifikation von Audi-Pilot Miguel Molina kam: Dieter Gass erklärt die Hintergründe zur Heckflügel-Affäre und schildert, was genau das Problem war

(Motorsport-Total.com) - 2,7 beziehungsweise 1,5 Millimeter. Das hat nach der Qualifikation zum zweiten DTM-Saisonlauf in Oschersleben den Unterschied gemacht. Um eben diese Maße standen die Heckflügel-Endplatten am Audi RS5 von Miguel Molina hinten zu weit über. Und bei diesem Bauteil gestattet das Reglement keine Toleranz. Molina, der eigentlich auf die Pole-Position gefahren war, wurde deshalb disqualifiziert.

Titel-Bild zur News: Miguel Molina

Der Heckflügel am Audi von Miguel Molina stand zu weit über - um wenige Millimeter Zoom

Die Abmessungen am Fahrzeug mit der Starnummer acht haben also nicht gepasst. Doch wie konnte das passieren? "Das ist eine gute Frage", meint Dieter Gass, DTM-Projektleiter bei Audi. Er fügt hinzu: "Man kann es nur als Nachlässigkeit bezeichnen. Und das darf nicht passieren." Das Abt-Team nimmt er aber gleich aus der Schusslinie: "Es ist ein Fehler von Audi. Das Team hat damit nichts zu tun."

Gass erklärt die Situation: "Die Endplatten des Heckflügels standen zu weit nach hinten über. Der Heckflügel ist nämlich ein Teil einer ganzen Kette von Einheitsteilen. Bei diesen Einheitsteilen gibt es ein Toleranzfenster von sechs Millimetern. Die Regeln erlauben das. Die Endplatten des Heckflügels sind wiederum am Heckflügel angebracht. Und da gibt es eben keine Toleranz in Längsrichtung."

Hatte Molina einen Vorteil?

Dieser Umstand war das Problem. Denn am Audi von Molina lag die gesamte Heckflügel-Endplatten-Konstruktion "etwa drei Millimeter zu weit hinten", so Gass. Insgesamt habe sich die Konstruktion damit im Toleranzbereich befunden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: "Da die Position der Endplatten festgeschrieben und ohne Toleranz ist, ragten die Endplatten aus dem erlaubten Bereich heraus."

Kleiner Fehler, große Wirkung - zumindest mit Blick auf das Ergebnis der Qualifikation, das Molina nun nicht mehr auf der Pole-Position, sondern auf Startplatz 23 sieht. Einen Vorteil habe der Spanier im Qualifying aber nicht gehabt, meint Gass. 2,7 Millimeter hier, 1,5 Millimeter dort - "ich denke nicht, dass man das im Windkanal messen kann", sagt der Audi-DTM-Leiter. "Und eine halbe Sekunde war das sicher nicht."


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"Da muss man aber schon realistisch sein: Bei jedem Rennwagen-Design, das ich kenne, geht man natürlich mit den Endplatten an das Limit des Möglichen", erklärt Gass und merkt an: "Man versucht immer, das Maximum auszuschöpfen. Wenn in diesem Bereich keine Leistung zu finden wäre, würde man sich nicht darum bemühen. Wenn es also etwas bringt, dann nur in sehr geringem Umfang."

Molina verliert alle Chancen

Eingebracht hat es Audi und Molina aber nur Schwierigkeiten. "Es ist eine bittere Pille, aber da hast du keine Wahl. Wir haben gegen die Regeln verstoßen und wurden entsprechend bestraft. Da gibt es nichts, worüber man sich beschweren könnte", sagt Gass, dessen Mannschaft daher auch auf einen Einspruch verzichtet hat. Immerhin scheint der Vorfall ein "Einzelfall" zu sein, zumindest nach jetzigem Ermessen.

"Wir hatten da noch nie Probleme. Es wurde uns zwar mitgeteilt, dass wir schon mal nahe dran waren, aber das war alles", meint Gass. Doch Molina hilft das nicht. Er hat seine Pole-Position verloren und damit auch (fast) alle Erfolgsaussichten für das Rennen. "Es tut mir sehr leid für ihn", sagt Gass. "Miguel hat bisher eine wirklich starke Leistung gezeigt. Das wurde durch eine solche Nachlässigkeit zunichtegemacht."