Sven Quandt findet Audi-Einstufung fair: "Keine Geschenke, jeder kann gewinnen"

Sven Quandt findet FIA- Einstufung der Dakar-Autos fair - Audi zieht sich nach 2024 zurück - X-raid konzentriert sich für die Zukunft auf eigene Projekte

(Motorsport-Total.com) - Bei Halbzeit der Rallye Dakar war die sportliche Situation bei Audi optimal. Mit Carlos Sainz und Mattias Ekström belegte man die ersten beiden Plätze. Verfolger Sebastien Loeb (Prodrive) hatte eine knappe halbe Stunde Rückstand.

Titel-Bild zur News: Audi

2024 ist für Audi die letzte Chance, die Rallye Dakar zu gewinnen Zoom

Lediglich Stephane Peterhansel war nicht mehr im Rennen um den Gesamtsieg. In der 48-Stunden-Etappe war bei seinem RS Q e-tron ein Hydraulikdefekt aufgetreten. Dieser betraf in erster Linie den Wagenheber. Reifenwechsel waren im weichen Sand praktisch unmöglich.

Peterhansel und sein Beifahrer Edouard Boulanger konnten den Schaden reparieren, hatten aber mehrere Stunden verloren. "Wir haben über das Satellitentelefon kommuniziert", blickt Q-Motorsportchef Sven Quandt auf diese ärgerliche Situation.

"Es hat dann leider etwas zu lange gedauert. Wir haben natürlich nicht geübt, einen Wagenheber auszubauen. Das dauert dann natürlich schon länger. Normal sollte das nicht vorkommen." Fortan soll Peterhansel als Unterstützung für seine Teamkollegen dienen.

Zu Beginn der zweiten Woche erwischte es Ekström. In Etappe 7 stand der Schwede mit gebrochener linker Hinterradaufhängung schon nach knapp 50 Kilometern. Peterhansel versuchte zu helfen, musste aber nach rund 20 Minuten weiterfahren.

Ekström und sein Beifahrer Emil Bergkvist konnten den Schaden nicht reparieren. Sie mussten auf den Assistenztruck warten. Mit mehr als vier Stunden Rückstand erreichten die beiden Schweden schließlich doch noch das Tagesziel in Ad-Dawadimi.

Emil Bergkvist, Mattias Ekström

Nach Stephane Peterhansel verlor auch Mattias Ekstrom (Foto) jede Siegchance Zoom

Somit hat Audi mit Sainz nur noch einen Siegkandidaten im Rennen. Vor der achten Etappe betrug sein Vorsprung auf Loeb 19 Minuten. Das Dakar-Projekt von Audi in Zusammenarbeit mit Q-Motorsport war von Beginn an für drei Dakars ausgelegt.

Einstufung der FIA für Audi, Prodrive und Toyota fair

Das technisch revolutionäre Fahrzeug mit je einem Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse hat in diesem Jahr von der FIA eine Leistung von 286 kW genehmigt bekommen. Das Mindestgewicht beträgt laut Reglement 2.100 Kilogramm.

Die Konkurrenz mit Benzinmotoren wiegt 2.010 Kilogramm. "Jeder kann diesmal hier gewinnen", zeigt sich Quandt im Gespräch mit Motorsport-Total.com mit der FIA-Einstufung zufrieden. "Ich glaube, die EoT ist super. Auch die FIA hat das bestätigt."

"Wir hatten in keiner Dakar so viele Fights da vorne. Es sind alle noch nahe beieinander. Ich bin happy. Wir kämpfen mit allen auf dem gleichen Niveau. Manche Leute haben gesagt, Audi hat Geschenke bekommen, aber das ist so nicht."

Sven Qandt, Stephane Peterhansel

Sven Quandt im Gespräch mit Stephane Peterhansel Zoom

"Mit 10 kW mehr könnte man darüber reden, aber so ist es schön und fair. Es ist gut gemacht, das passt." Im Vergleich zum Vorjahr hat Audi den RS Q e-tron in vielen Details überarbeitet. Komfort für die Fahrer war ein Thema. Aber auch die Abstimmung.

Die Dämpfer und das Set-up sind generell weicher geworden. Da BF Goodrich die Reifenflanke härter gemacht hat, um widerstandsfähiger gegen Reifenschäden zu sein, gibt es weniger Dämpfungseffekt des Reifens. Deshalb die tendenziell weichere Abstimmung.

"Abstimmungsmäßig sind die Fahrer so zufrieden, dass sie nicht mehr etwas umstellen. Das ist sehr selten", betont Quandt. "Carlos spielt normalerweise immer an den Dämpfern. Aber diesmal sagt er, alles super."

Kritik an A.S.O.: Reifenschäden könnten Rallye entscheiden

Trotzdem bleiben Reifenschäden ein Thema. Speziell die letzten drei Tage in der Gegend von Al'-Ula könnten kritisch werden. "Es ist Russisches Roulette. Habe ich einen [Reifenschaden], oder habe ich keinen", findet Quandt kritische Worte. "Man kann nichts dagegen machen."

"Das liegt nicht an den Fahrern. Die Steine sind spitz und klein. Die Vorderräder stellen sich auf, mit den Hinterrädern driftet man und dann geht der Stein rein. Dann hat man Pech gehabt. Das ist ein bisschen schade. Das haben wir auch dem Organisator gesagt."

"Die letzten beiden Tage mit so etwas die Entscheidung zu machen, ist nicht ganz okay." Damit teilen Quandt und Audi die Befürchtung von Loeb, dass im Endeffekt Glück oder Pech mit Reifenschäden den Kampf um den Gesamtsieg entscheiden könnten.


Dakar 2024: Highlights Etappe 7

Die Highlights der siebten Etappe der Rallye Dakar in Saudi-Arabien von Riad nach Ad-Dawadimi. Weitere Rallye-Videos

2024 bleibt mit Sainz für Audi die einzige Chance, die Dakar zu gewinnen. Audi ist auch in die Rallye-Raid-WM eingeschrieben. Ob man noch einige Läufe bestreiten wird, hängt nach der Dakar auch von den verfügbaren Ersatzteilen ab. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Fix ist, dass Audi 2025 nicht mehr bei der Dakar am Start stehen wird. Der volle Fokus heißt ab dann Formel-1-Einstieg 2026. Offen ist, wie die Zukunft der Fahrer Peterhansel, Sainz und Ekström aussehen wird. Wollen sie weiter die Dakar fahren, müssen sie sich ein Team suchen.

Peterhansel und Sainz sind in jüngerer Vergangenheit bereits für das X-raid-Team von Quandt an den Start gegangen. 2012, 2013 und 2021 hat Peterhansel mit Mini-Fahrzeugen des deutschen Rennstalls die Dakar gewonnen.

"Natürlich würde ich sie gerne bei uns fahren lassen", meint Quandt über die Zukunft. "Sie sind altgediente Fahrer mit denen wir schon lange zusammenarbeiten. Wir müssen sehen, dass wir einen Partner finden." Einen Partner wie zum Beispiel in der Vergangenheit Red Bull.

Neuer Bolide von X-raid noch nicht konkurrenzfähig

Der T1+ Bolide von X-raid befindet sich in seinem zweiten Jahr. Allerdings ist der Mini John Cooper Works Rally Plus bisher nicht so konkurrenzfähig wie der Prodrive Hunter und der Toyota Hilux. Das hat auch technische Hintergründe.

Der Mini wird mit HVO-Krafstoff (hydriertes Pflanzenöl) der zweiten Generation betrieben. Da der Verbrauch geringer ist, beträgt der Tankinhalt nur rund 325 Liter. Zum Vergleich startet der Hunter mit rund 500 Litern Kraftstoff eine Etappe. Es wird ebenfalls nachhaltiges Benzin verwendet.

Vaidotis Zala

Mit der Einstufung des T1+ Autos von X-raid ist Sven Quandt nicht zufrieden Zoom

Da der Mini prinzipiell einen Dieselmotor hat, beträgt sein Mindestgewicht 2.050 Kilogramm. "Es ist schade, dass uns die FIA nicht mehr unterstützt, weil wir das sauberste Auto im Feld haben", findet Quandt und spricht Klartext: "Wir brauchen mehr Leistung."

Diese könnte über Motormappings erzielt werden, sofern die FIA sie freigeben würde. "Wir haben auch 40 Kilogramm mehr im Auto als der Toyota. Das finden wir unfair", ärgert sich Quandt. "Wir haben sie, weil sie sagen, dass wir weniger Sprit mitführen."

"Aber wir haben auch insgesamt weniger Leistung. Da sollte man die Kirche im Dorf lassen und beide gleich machen, dann sind wir auch ganz okay dabei. 40 Kilogramm sind wirklich viel. Wir haben wirklich Stahlblöcke im Auto drin."

X-raid trat mit zwei Mini JCW Plus an. Vadotas Zala lag in den Top 10, als es in Etappe 6 einen Unfall gab. Krzysztof Holowcycz hatte in dieser Stage einen Unfall mit einem Side-by-Side und hatte später noch mit der Kupplung technische Schwierigkeiten.

Das Fahrzeug spielt in der Gesamtwertung auf den vorderen Plätzen keine Rolle mehr. Parallel dazu verfolgt X-raid auch das von Yamaha unterstützte Projekt mit dem 1000R Turbo SXS für die T3-Challenger-Klasse.

In Zukunft sind auch weitere dieser Fahrzeuge für Kunden geplant. "Wir wollen in diesem Bereich so drei bis sechs Fahrzeuge maximal machen, aber nicht mehr", blickt Quandt auf die Zukunft dieses Geschäftsfeldes.

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