• 10.01.2012 16:23

Quad-Pilotin Liparoti - Eine Königin in der Männerdomäne

Die Italienerin Camelia Liparoti ist die einzige Frau in der Quadwertung - Die 43-jährige Extremsportlerin genießt den Respekt ihrer Dakar-Kollegen

(Motorsport-Total.com/SID) - Camelia Liparoti ist unter den ursprünglich 30 Teilnehmern der Quad-Fahrer bei der Rallye Dakar die einzige Frau. Die 43-Jährige liebt Extremsport - und stellt für viele Kollegen ein Maskottchen dar. Das lange, blonde Haar zeigt deutliche Spuren. Zerzaust und voller Sand hängen Liparotis Zöpfe nach unten. Die tiefen Furchen unter den blauen Augen der 43-Jährigen zeugen von enormen Kraftanstrengungen. Aber auf ihr Äußeres legt Liparoti in der südamerikanischen Wüste auch in diesem Jahr eher keinen Wert.

Titel-Bild zur News: Quads

In der Quadwertung peilt Camelia Liparoti ein Top-10-Ergebnis an

Die Italienerin ist die einzige Frau im Quad-Teilnehmerfeld und hat den Fokus bei der legendären Rallye Dakar einzig und allein auf ihren Sport gelegt. "Die Dünen sind mein Terrain, die Wüste ist mein Element. Ich liebe die Geschwindigkeit und die Emotionen", sagt Liparoti. Mit ihren 1,56 Metern Körpergröße bei geschmeidigen 47 Kilogramm wirkt die Yamaha-Pilotin mit Startnummer 259 in der Männerdomäne Quad, den modernen vierrädrigen Motorrädern, wie ein Fremdkörper. Und doch ist Liparoti schon zum festen Bestandteil des Wüstenspektakels geworden.

"Ich bin mittlerweile an den Punkt gekommen, an dem viele Piloten zu mir kommen und mich um Rat fragen. Viele Motorradfahrer stellen sich am Start hinter mich, weil sie wissen, dass ich das Streckenprofil richtig lesen kann", erzählt Liparoti, von vielen nur "Queen of Quad" genannt, mit einem stolzen Lächeln im Gesicht.


Fotos: Rallye Dakar 2012, Etappen 08-11


Zum vierten Mal in Folge nimmt die in Livorno geborene Extremsportlerin an der Rallye in Südamerika teil. Im vergangenen Jahr erreichte sie mit Platz zehn ihr bislang bestes Gesamtergebnis. Auf diesem liegt sie auch bei der diesjährigen Auflage nach acht Etappen. Am vergangenen Samstag erreichte sie im chilenischen Copiapo mit Rang acht ihr bestes Tagesergebnis.

Viele Fahrerkollegen bezeichnen Liparoti als ihr Maskottchen - aber als eines, das ihnen Respekt abverlangt. "Sie ist die Beste", sagt Vorjahressieger Alejandro Patronelli überschwängliche über Liparoti, die erst spät zum Autorennsport kam. Zu Beginn ihrer Sportkarriere frönte sie dem Extremskifahren. Kein Hang war ich zur steil, keine Piste zu gefährlich.

"Das Gleiten, die schnellen Hänge, das Lesen des Geländes, das sind die Gemeinsamkeiten zwischen dem Ski- und Quadfahren", sagt Liparoti und stieg 2005 erstmals in das beliebte Gefährt. Zuvor hatte sie eine Reportage über eine Rallye in Mauretanien gesehen. Eben dieses nordwestafrikanische Land kostete sie drei Jahre später ihre erste Teilnahme an der Rallye Dakar.

Wegen mehrerer Attentate in Mauretanien wurde die 30. Auflage abgesagt und ab dem Folgejahr in Südamerika ausgetragen. "Ich habe sechs Monate lang geweint, aber ich gebe niemals auf", hatte die naturverbundene Liparoti nach der Absage 2008 gesagt. Ein Jahr später verwirklichte sie sich ihren Traum, wenngleich sie vorzeitig ausschied. 2010 erreichte sie dann als zweite Frau überhaupt im Quad das Ziel der Rallye. Ganz nebenbei gewann sie in den vergangenen drei Jahren den Weltmeistertitel in der Frauenkategorie der Cross-Country-Rallye.

Für die diesjährige Dakar strebt die ehrgeizige Liparoti ein weiteres Topergebnis an. "Aufgepasst! Ich will nicht nur in Lima ankommen, sondern die bestmögliche Zeit fahren."