Roma siegt hauchdünn vor Gordon

Joan "Nani" Roma (MINI) gewinnt die achte Etappe der Rallye Dakar hauchdünn vor Robby Gordon (Hummer) - Stephane Peterhansel (MINI) verteidigt die Gesamtführung

(Motorsport-Total.com) - Auf der achten Etappe der Rallye Dakar setzte sich der Zweikampf MINI gegen Hummer fort. Das Spitzenfeld lag die komplette Wertungsprüfung über 477 Kilometer von Copiapo nach Antofagasta eng beisammen. Der Tagessieg ging an Joan "Nani" Roma im X-Raid-MINI. Robby Gordon im Hummer hatte lediglich einen Rückstand von fünf Sekunden. Sein Teamkollege Nasser Al-Attiyah hatte erneut Probleme, zeigt im Schlussteil aber eine starke Aufholjagd. Gesamtführender bleibt Stephane Peterhansel (MINI), der heute Vierter wurde.

Titel-Bild zur News: Joan Roma

Joan "Nani" Roma hat Robby Gordon knapp in Schach gehalten

Noch 113 Autos verließen in der Früh das Biwak in Copiapo. Zunächst musste eine Verbindungsstrecke über 137 Kilometer absolviert werden, ehe die Prüfung begann. Heute wartete eine Herausforderung über 477 Kilometer auf die Teilnehmer. Der erste Abschnitt der Prüfung war durch sandige, aber teils auch schlammige Bedingungen geprägt. Später wurde das Terrain steiniger und schneller. Die Gefahr von Reifenschäden fuhr immer mit. Aufgrund der Länge gab es auch zwei eingeplante Tankstopps.

Das Hummer-Duo machte sich als Erste auf die Strecke. Al-Attiyah eröffnete die Prüfung nach seinem Sieg am Samstag, doch das Glück blieb dem Titelverteidiger nicht treu. Bei Kilometer 17 musste der Katari einen fünfminütigen Stopp einlegen. Die Dakar ist in diesem Jahr ein ständiges Auf und Ab für den 41-Jährigen. Bei Kilometer 64 musste er erneut für einige Minuten stehen bleiben. Nach den ersten beiden Wegpunkten lag Al-Attiyah bereits 17 Minuten zurück.

An der Spitze gab zunächst sein Teamkollege Gordon das Tempo vor. Der US-Amerikaner lieferte sich einen engen Kampf mit der X-raid-Mannschaft. Nach 118 Kilometern lag Gordon vorn, doch Roma folgt nur 45 Sekunden dahinter. Mit Fortdauer der Prüfung übernahmen die X-raid-MINI das Kommando. Roma setzte sich bei der Kilometermarke 314 an der Spitze, gefolgt von seinen Teamkollegen Peterhansel und Krzysztof Holowczyc. Gordon hatte bis dahin schon vier Minuten eingebüßt, Al-Attiyah deren 15.


Fotos: Rallye Dakar 2012, Etappen 08-11


Auf den letzten Kilometern wurde es noch einmal spannend. Gordon spielte die Vorteile des Hummer auf den schnellen Pisten aus und erreichte zunächst als Erster die Ziellinie. Der US-Amerikaner schrammte hauchdünn an seinem ersten Tagessieg in diesem Jahr vorbei. Roma war um lediglich fünf Sekunden schneller und stellte die Bestzeit nach einer Fahrtzeit von 4:25:44 Stunden auf.

"Es war eine schnelle Etappe, auf der man keine Fehler machen durfte", berichtet Roma. "Im zweiten Teil bin ich aufs Ganze gegangen. So ging es 15 bis 20 Kilometer, dann kam eine Kurve. Danach wieder 20 Kilometer volles Tempo. Ich hätte nichts besser machen und auch nicht schneller fahren können. Ich bin mit der Etappe zufrieden. Zufrieden mit dem Sieg. Ich bin auch froh, weil wir keine technischen Probleme haben. Das Auto läuft gut. Auf dem letzten Stück war ich hinter Stephane, aber ich konnte ihn nicht überholen."

Trotz der knappen Niederlage zieht Gordon ein positives Fazit. "Sieben Minuten schneller als Peterhansel, das ist ein großer Tag", freut er sich. "Ich habe ehrlich gesagt nicht angegriffen, außer im letzten Teil der Etappe. Ich bin jedenfalls auf den ersten 300 Kilometern nicht aufs Ganze gegangen, nur auf den letzten 150. Ich habe gespürt, dass ich die anderen hinter mir habe, und ich habe Gas gegeben."

Robby Gordon

Robby Gordon verpasste im Hummer hauchdünn den Tagessieg Zoom

Peterhansel verliert Zeit

Hinter Gordon klassierte sich Holowcyc mit einem Rückstand von zwei Minuten als Dritter. Peterhansel sah das Ziel auf Platz vier und lag 5:38 Minuten zurück. "Ich verliere sehr viel Zeit", stellt der Franzose fest. "In dem felsigen Abschnitt bin ich langsam gefahren, weil ich Angst vor einer Reifenpanne hatte. Und trotzdem hatte ich 30 Kilometer vor dem Ziel einen Platten."

"Die Wertungsprüfung ist für uns schlecht gelaufen, aber so ist es halt. Gordon ist drei Minuten vor uns gestartet und 180 Kilometer vor dem Ziel waren wir auf 30 Sekunden an ihn herangekommen. Ich habe den Eindruck, dass er einen Zahn zugelegt hat, als er uns gesehen hat, und dann war er auf und davon. Er kann mit dem Sieg liebäugeln, aber er hat großes Interesse daran, mit der Situation besonnen umzugehen."

Stephane Peterhansel

Stephane Peterhansel führt weiterhin knapp die Gesamtwertung an Zoom

In der Gesamtwertung führt der Rekordsieger weiterhin knapp, aber souverän. Peterhansel hat nun einen Vorsprung von 7:36 Minuten auf Gordon, der sich durch den starken Endspurt auf den zweiten Platz verbesserte. Holowcyc fiel auf Rang drei zurück, liegt aber lediglich zwölf Sekunden hinter Gordon.

De Villiers/von Zitzewitz solide

Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz, gemeinsam Dakar-Sieger 2009, schlugen auf dem sehr steinigen Gelände eine ruhige Fahrweise an, um Reifenschäden und Schäden an der Aufhängung ihres privat vorbereiteten und eingesetzten Imperial Toyota Hilux zu vermeiden. Der Plan ging auf: Die Underdogs erlebten keine unplanmäßigen Zwischenfälle und absolvierten das dem Hilux mit hohen Tempopassagen nicht entgegenkommende Terrain mit Bravour.

"Die heutige Etappe war sehr steinig, sehr wellig und sehr uneben. Das ist hart für Fahrer und Beifahrer und das ist hart für das Auto", so von Zitzewitz. "Ich denke, dass wir ein gutes und vernünftiges Tempo angeschlagen haben, um gut durchzukommen. Der Hilux lief wie eine Eins, nach wie vor haben wir keinerlei technische Probleme. Am Ruhetag haben wir die Abstimmung leicht verändert und das Fahrwerk etwas härter gemacht. Wie sich das auszahlen wird, werden die kommenden Tage zeigen."

De Villiers/von Zitzewitz sind mit 37 Minuten Rückstand weiterhin als Fünfte die ersten Verfolger des Spitzenquartetts. Heute büßte das Duo neun Minuten auf Roma ein und belegte den sechsten Rang. Auch Al-Attiyah zeigte auf den letzten Kilometern eine starke Aufholjagd. Den Rückstand konnte er noch halbieren, und er lag im Ziel nur noch acht Minuten hinter Roma. Der Spanier zeigte sich im Anschluss nicht glücklich über die Fahrweise Al-Attiyahs und es gab eine hitzige Diskussion.

Dirk von Zitzewitz

Der neue Toyota Hilux ist auf schnellem Terrain noch nicht perfekt abgestimmt Zoom

"Wir hatten Probleme mit einem Riemen im Motor. Den haben wir repariert, aber danach hat die Lichtmaschine gemuckt, und wir mussten wieder ran", erklärt Al-Attiyah die Gründe für seine Zwischenstopps. "Danach haben wir wirklich angegriffen. Es waren sechs Autos vor uns und wir haben alle MINI überholt und auch den Toyota von De Villiers. Das war ganze Arbeit. Sie sind nervös, weil ich sie alle überholt habe, aber das ist nicht mein Problem. Ich weiß, dass alles gut läuft und wir werden sehen, was noch geht."

Morgen geht es von Antofagasta weiter nach Iquique. Insgesamt müssen die verbliebenen Teilnehmer eine Wertungsprüfung über 556 Kilometer zurücklegen.

Ergebnis der 8. Etappe (Top 10):
01. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) 4:25:44 Stunden
02. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +5 Sekunden
03. Krzysztof Holowczyc/Jean-Marc Fortin (MINI) +2:04 Minuten
04. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) +5:38
05. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Hummer) +8:09
06. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +9:16
07. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +16:17
08. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +18:45
09. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +20:58
10. Duncan Vos/Robert Howie (Imperial Toyota) +22:06

Gesamtwertung nach 8 von 14 Etappen (Top 10)
01. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) 20:04:15 Stunden
02. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +7:36 Minuten
03. Krzysztof Holowczyc/Jean-Marc Fortin (MINI) +7:48
04. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +12:27
05. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +37:45
06. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Hummer) +45:25
07. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +45:25
08. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +1:07:33 Stunden
09. Lucio Alvarez/Bernardo Gaue (Overdrive Toyota) +2:04:15
10. Erik van Loon/Harmen Scholtalbers (Mitsubishi) +2:19:04