Hummer-Doppelsieg: Al-Attiyah sorgt für Paukenschlag
Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah gewinnt die siebte Etappe der Rallye Dakar überlegen in seinem Hummer - Stephane Peterhansel (MINI) bleibt zur Halbzeit Gesamtführender
(Motorsport-Total.com) - Die siebte Etappe der Rallye Dakar stellte die verbliebenen 124 Autos vor eine wahre Härteprobe. Insgesamt 419 Wertungskilometer mussten auf der Schleife rund um das chilenische Copiapo absolviert werden. Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah schüttelte das Pech der vorangegangenen Tage ab und sicherte sich mit einem Vorsprung von über sieben Minuten den Tagessieg. Robby Gordon machte als Zweiter den Doppelsieg für Hummer perfekt. In der Gesamtwertung änderte sich an der Spitze nichts. Stephane Peterhansel führt zu Halbzeit der Dakar sicher vor seinem X-raid-MINI-Teamkollegen Krzysztof Holowczyc.

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Nasser Al-Attiyah hat der Konkurrenz über sieben Minuten aufgebrummt
Vor dem wohlverdienten Ruhetag galt es noch eine schwierige Wertungsprüfung zu absolvieren. Auch wenn der Anfang der Strecke in den Bergen zwischen Kakteen eher einfach anmutete, lag das Ende in einem gewaltigen Dünengebiet. Die große Herausforderung des Tages bildete der letzte Dünengürtel vor dem Biwak: nur sechs Kilometer breit und doch unendlich weit vom Tagesziel entfernt. Auch die Navigatoren mussten hellwach sein und nach exakter Kompassrichtung den Weg weisen.
Von den ursprünglich 161 in Mar del Plata gestarteten Autos nahmen noch 124 Fahrzeuge die Schleife um Copiapo in Angriff. Zunächst musste eine Verbindungsstrecke über 154 Kilometer absolviert werden. Anschließend begann die Prüfung. Holowczyc nahm diese als Erster in Angriff. Auf den ersten Kilometern zeigte sich gleich die geballte Kraft der X-raid MINI. Beim dritten Wegpunkt lagen fünf MINI in den Top 7. Die beiden Ausnahmen waren Giniel de Villiers im Toyota Hilux und Al-Attiyah im Hummer.
Die Prüfung war heute zweigeteilt. Zwischen Kilometer 143 und 201 gab es eine asphaltierte Vebindungsstrecke, die nicht zur Zeitwertung zählte. Diesen Abschnitt erreichte Peterhansel mit der besten Zeit. Al-Attiyah hatte bis dahin das Tempo erhöht und war nur um 32 Sekunden langsamer. De Villiers hatte die drittbeste Zwischenzeit (+1:20 Minuten) gefolgt von Joan "Nani" Roma (MINI) und Holowczyc. Pech hatte dagegen Gordon. Bei Kilometer 25 musste der US-Amerikaner kurz anhalten und einen Reifen wechseln. Bei der ersten Zwischenzeit lag er fünf Minuten zurück. Bis zum Ende des ersten Abschnitts konnte Gordon die Lücke auf 3:42 Minuten verkürzen.
Der zweite Abschnitt der Spezialprüfung stand anschließend ganz im Zeichen des Hummer-Duos. Speziell Al-Attiyah fuhr ein hohes Tempo und war deutlich schneller als der Rest des Feldes. Das Ziel erreichte der Titelverteidiger nach einer Fahrtzeit von 3:26:57 Stunden. Nachdem er an den Vortagen viel Pech hatte, lief diesmal alles gut und Al-Attiyah sicherte sich seinen zweiten Tagessieg 2012. Sein Teamkollege Gordon kam einem Rückstand von 7:30 Minuten ins Ziel. Somit komplettierte der US-Amerikaner den Hummer-Doppelsieg.
"Der Wagen ist heute perfekt gelaufen, und wir haben vom Anfang bis zum Ende der Spezialetappe angegriffen und sind dabei ziemliche Risiken eingegangen, um die Bestzeit zu erzielen", sagt Sieger Al-Attiyah freudestrahlend. "Unsere Zielsetzung besteht darin, jeden Tag zwischen sieben und acht Minuten aufzuholen. Und heute haben wir dies perfekt erfüllt. Wir werden versuchen, bei allen anderen Etappen ab Montag ein ähnliches Ergebnis zu erzielen oder möglichst sogar noch mehr. Wir haben jedenfalls keine andere Wahl mehr, wenn wir die Dakar noch gewinnen wollen."
Peterhansel souverän
Während das Hummer-Duo attackierte, behielt Peterhansel die Übersicht und fuhr einmal mehr eine solide Etappe. Im Ziel hatte der Rekordsieger zwar knapp acht Minuten Rückstand auf Al-Attiyah, aber dieser ist derzeit in der Gesamtwertung keine große Gefahr. Durch den heutigen dritten Platz verteidigte Peterhansel die Gesamtführung. Er liegt zur Halbzeit der Dakar 11:22 Minuten vor Holowczyc, der heute Vierter wurde und auf Peterhansel weitere sieben Minuten einbüßte.
"Ich hatte erwartet, dass die Dünen härter sein würden", sagt Peterhansel. "Zum Ende hin aber war es eine Mischung mit Kamelgras. Wir standen nie kurz davor, uns festzufahren. Irgendwann sind wir an Gordon vorbeigefahren, der wegen Reifenschaden anhalten musste. Danach aber hat er wieder zu uns aufgeschlossen und ist wie eine Kugel an uns vorbeigeschossen. Wir haben versucht, mit ihm mitzuhalten, das war aber unmöglich. Mit seinen großen Federwegen überwindet er die Löcher, ohne abzubremsen. Wenn wir mit der gleichen Geschwindigkeit darüber fahren, machen wir einen Salto vorwärts. Wir leiden ein wenig auf diesen sehr offenen Flächen der Wüste.

© X-raid
Der Franzose Stephane Peterhansel führt die Dakar zur Halbzeit an Zoom
Gordon hat sich durch seine starker Leistung auf den dritten Rang im Gesamtklassement verbessert. Auf Peterhansel fehlen dem 43-Jährigen 13 Minuten. "Wirklich ein Supertag für die Hummer", jubelt der Allrounder. "Ich hatte einen Reifenschaden nach 25 Kilometern in der ersten Spezialwertung, und Peterhansel ist an mir vorbeigefahren, danach aber haben wir ihn wieder überholt."
"Eines ist aber sicher: unser Wagen ist superschnell auf dieser Art von Gelände. Man sieht wirklich, dass er für diese Art von Etappen gebaut worden ist. Außerdem haben wir noch eine ganze Reihe von Dingen daran geändert, wie etwa am Getriebe, und jetzt ist er wirklich beeindruckend. Ich bin sowieso sicher, dass Nasser das Ding gewinnen wird. Okay, die anderen sind noch vorne, aber ich glaube, dass wir für die Folge sehr gut platziert sind."
Roma verlor heute sieben Minuten auf seinen MINI-Teamkollegen und rutschte in der Gesamtwertung auf Platz vier ab. De Villiers spielte heute keine Rolle an der Spitze der Tageswertung. Nachdem der Sieger von 2009 im ersten Abschnitt noch vorne mit dabei war, büßte der Südafrikaner im zweiten Abschnitt 20 Minuten auf Al-Attiyah ein. Das bedeutete Rang sechs, sowie Platz fünf in der Gesamtwertung. Auf Peterhansel fehlen mittlerweile bereits 34 Minuten.
Von Zitzewitz fasst den harten Tag zusammen: "Obwohl wir etwa eine Minute im Staub eines vorausfahrenden Konkurrenten eingebüßt haben, lief das erste Teilstück hervorragend. Im zweiten Teil wurde der Sand tiefer und es gab viel Kamelgras. Diese Art Terrain ist das wohl härteste für die Technik."
"Leider fehlt uns mit dem Toyota Hilux unter diesen Bedingungen die Erfahrung und wir wissen nicht genau, wo hier das technische Limit liegt. Deswegen haben wir uns entschieden, etwas vorsichtiger zu fahren, um Antriebsstrang und Aufhängung zu schonen. Ansonsten sind wir sehr zufrieden: Der V8-Hilux läuft ohne Probleme."
Am Sonntag können die Teilnehmer in Copiapo ihre Kräfte sammeln. Es ist der einzige Ruhetag der Dakar, bevor es am Montag Richtung Antofagasta weitergeht.
Ergebnis der 7. Etappe (Top 10):
01. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Hummer) 3:26:57 Stunden
02. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +7:30 Minuten
03. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) +7:53
04. Krzysztof Holowczyc/Jean-Marc Fortin (MINI) +14:57
05. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +15:19
06. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +20:59
07. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +28:25
08. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +31:28
09. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +39:48
10. Bernhar Ten Brinke/Matthieu Baumel (Mitsubishi) +44:42
Gesamtwertung nach 7 von 14 Etappen (Top 10):
01. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) 15:32:53 Stunden
02. Krzysztof Holowczyc/Jean-Marc Fortin (MINI) +11:22
03. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +13:09
04. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +18:05
05. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +34:07
06. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Hummer) +42:54
07. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +54:26
08. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +1:12:50
09. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +1:41:38
10. Erik van Loon/Harmen Scholtalbers (Mitsubishi) +1:48:39

